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Das Bourne Duell

Das Bourne Duell

Titel: Das Bourne Duell
Autoren: Robert Ludlum
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enormes Atelier, in dem es nach Ölfarben und Terpentin roch. Auf einer hölzernen Staffelei stand eine Leinwand. »Sieh dir mein jüngstes Kind an«, sagte er, bevor er in ein Nebenzimmer ging.
    Bourne trat vor das Bild und betrachtete es. Es war fast fertig – oder zumindest weit genug, dass es ihm den Atem verschlug. Eine Frau in Weiß, die sich mit einem
Sonnenschirm gegen die heiße Sonne schützte, ging durchs hohe Gras, während ihr ein kleiner Junge – vielleicht ihr Sohn – sehnsüchtig nachsah. Die Darstellung des Lichts war einfach umwerfend. Bourne trat näher heran und begutachtete den Pinselstrich, der genau dem von Claude Monet entsprach, der im Jahr 1875 das Original La Promenade gemalt hatte.
    »Wie findest du’s?«
    Bourne drehte sich um. Deron war mit einem Aktenkoffer zurückgekehrt. »Großartig. Noch besser als das Original.«
    Deron lachte. »Großer Gott, Mann, das will ich nicht hoffen!« Er gab Bourne den Koffer. »Hier haben wir das gute Stück.«
    »Danke, Deron.«
    »Hey, das war eine echte Herausforderung. Ich fälsche Bilder, und für dich auch Pässe, Visa und so was. Aber ein Computer? Ich kann dir sagen, das Komposit-Gehäuse war ganz schön knifflig. Ich war mir nicht sicher, ob ich es richtig hinbekommen habe.«
    »Du hast es toll gemacht.«
    »Wieder ein zufriedener Kunde«, sagte Deron lachend.
    Sie gingen zusammen zur Haustür.
    »Wie geht’s Kiki?«, fragte Bourne.
    »Wie immer. Sie ist gerade für sechs Wochen in Afrika, um etwas für die Leute dort zu tun. Es ist einsam hier ohne sie.«
    »Ihr zwei solltet heiraten.«
    »Du wärst der Erste, der’s erfährt, Alter.« An der Haustür schüttelte er Bourne die Hand. »Kommst du auch nach Oxford?«
    »Zufällig ja.«
    »Dann grüß die Grand Old Dame von mir.«
    »Das mach ich.« Bourne öffnete die Tür. »Danke für alles.«
    Deron winkte ab. »Gute Reise, Jason.«
     
    Auf dem Nachtflug nach London träumte Bourne, dass er wieder auf Bali war und beim Tempel von Lempuyang durch die Tore auf den Vulkankegel des Gunung Agung blickte. In seinem Traum sah er Holly Marie langsam vor dem Hintergrund des heiligen Vulkans vorbeigehen. Er lief zu ihr hin, und als sie gestoßen wurde, sprang er herbei und fing sie auf, bevor sie über die Treppe zu Tode stürzte. Als er sie in den Armen hielt und auf ihr Gesicht hinuntersah, war es das Gesicht von Tracy.
    Er spürte, wie Tracy erschauderte, und da sah er den riesigen Glassplitter, der in ihrem Rücken steckte. Aus der Wunde strömte Blut und lief über seine Hände und Arme.
    »Was ist das, Jason? Ich kann doch noch nicht sterben.«
    Es war nicht Tracys Stimme, die in seinem Traum widerhallte; es war Scarlett.
     
    Es war ein untypischer strahlend blauer Morgenhimmel, der ihn in London empfing. Chrissie hatte darauf bestanden, ihn in Heathrow abzuholen. Sie erwartete ihn gleich vor dem Sicherheitsbereich. Sie lächelte, als er sie auf die Wange küsste.
    »Gepäck?«, fragte sie.
    »Nur das, was ich hier habe«, antwortete Bourne.
    Sie hakte sich bei ihm unter. »Wirklich nett, dass wir uns so schnell wiedersehen. Scarlett war ganz aufgeregt, als ich es ihr erzählte. Wir können daheim in Oxford essen und sie dann von der Schule abholen.«
    Sie gingen zum Parkplatz und stiegen in ihren ramponierten Range Rover ein.
    »Ja, die alten Zeiten«, sagte sie lachend.
    »Wie hat Scarlett das mit ihrer Tante aufgenommen?«
    Chrissie seufzte, als sie losfuhr. »Ich würde sagen, so gut, wie man’s unter den Umständen erwarten konnte. Einen ganzen Tag lang war sie völlig fertig, absolut nicht ansprechbar.«
    »Kinder wirft so schnell nichts um.«
    »Das zumindest ist ein Gottesgeschenk.« Nachdem sie das Flughafengelände verlassen hatten, fuhren sie auf die Autobahn auf.
    »Wo ist Tracy?«
    »Wir haben sie auf einem sehr alten Friedhof außerhalb von Oxford begraben.«
    »Ich würde gern hingehen, wenn’s dir nichts ausmacht.«
    Sie warf ihm einen raschen Blick zu. »Nein, überhaupt nicht.«
    Die Fahrt nach Oxford verging schnell und wortlos, beide waren in Gedanken versunken. In Oxford hielten sie in einem Blumengeschäft an. Wenig später stellte Chrissie den SUV beim Friedhof ab. Sie stiegen aus, und Chrissie führte ihn zwischen den Grabsteinen hindurch  – einige davon tatsächlich sehr alt –, bis sie zu einer großen Eiche kamen. Ein frischer Wind aus Osten zerzauste ihnen die Haare. Chrissie ließ ihn allein zu Tracys Grab gehen.
    Einen Moment lang stand er still da,
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