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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns
Autoren: Cody Mcfadyen
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Zeit. Ich würde nicht sagen, dass ich meine Arbeit genieße - genießen ist nicht das richtige Wort -, doch ich bin stolz darauf, einen guten Job zu machen.
    »Ich verstehe«, antworte ich. »Warum haben Sie zugestimmt?« »Der Kongressabgeordnete Reid ist mit dem Präsidenten befreundet, und dessen zweite Amtszeit neigt sich bekanntlich dem Ende zu. Reid ist Spitzenkandidat für die Nominierungswahlen der Demokraten, wie Sie sicherlich wissen.«
    »Präsident Allens Partei«, spricht AD Jones das Offensichtliche aus.
    Langsam kristallisiert sich ein Bild heraus. Der Name, den Rathbun hat fallen lassen - der Name, den AD Jones nicht ignorieren konnte -, ist der des Präsidenten. Und Dillon Reid ist nicht nur ein Freund des Präsidenten, er ist sein möglicher Nachfolger.
    »Das wusste ich nicht«, sage ich leise.
    Director Rathbun hebt die Augenbrauen. »Sie wussten nicht, dass Dillon Reid ein Kandidat der Demokraten ist? Schauen Sie sich denn keine Nachrichten an?«
    »Nein. Die Nachrichten sind immer nur schlecht. Warum sollte ich mir da die Mühe machen?«
    Rathbun starrt mich ungläubig an.
    »Es ist nicht so, als würde ich nicht zur Wahl gehen«, füge ich hinzu. »Wenn die Zeit gekommen ist, sehe ich mir die Kandidaten und ihre Programme an. Es ist nur so, dass ich mich nicht für den Mist interessiere, der vorher passiert.«
    AD Jones lächelt schwach. Director Rathbun schüttelt den Kopf.
    »Nun, jetzt, wo Sie es wissen, hören Sie gut zu«, sagt er.
    Die Vorreden sind vorbei; jetzt ist die Zeit gekommen, die Befehle auszugeben.
    »Im Verlauf dieser Ermittlung werden Sie sich zu keinem Zeitpunkt von der Politik oder politischen Erwägungen hindern lassen, aufrichtig und ehrlich zu arbeiten. Außerdem erwartet man Rücksicht und Diskretion von Ihnen. Ich werde Sie mit ein paar wichtigen Fakten vertraut machen. Sie werden diese Informationen für sich behalten. Sie werden sie nicht schriftlich niederlegen, nicht in einer Notiz, nicht in einer E-Mail. Sie werden diese Fakten nur an jene Mitglieder Ihres Teams weitergeben, die darüber Bescheid wissen müssen, und Sie werden dafür Sorge tragen, dass diese Personen ebenfalls den Mund halten. Ist das so weit klar?«
    »Jawohl, Sir«, antworte ich. AD Jones nickt.
    »Ein transsexuelles Kind ist politisches Dynamit für jeden, besonders für einen demokratischen Kongressabgeordneten in einem Bundesstaat mit überwiegend republikanischen Stammwählern. Die Reids haben dieses Problem dadurch gelöst, dass sie offiziell jegliche Verbindung zu ihrem Sohn abgebrochen haben. Er wurde zwar nicht enterbt, doch wann immer sie gefragt werden, lautet ihre Antwort, dass er zu Hause nicht willkommen sei, solange er sein transsexuelles Leben führe. Es war in den Schlagzeilen, und es verschwand wieder aus den Schlagzeilen, und damit war die Sache mehr oder weniger erledigt.«
    »Aber es war gelogen, oder?«, fragt AD Jones.
    Ich blicke ihn überrascht an.
    Rathbun nickt. »Die Wahrheit ist, die Reids liebten ihren Sohn. Es war ihnen völlig egal, ob er schwul, transsexuell oder Marsianer war.«
    Und jetzt verstehe ich. »Die Eltern haben geholfen, die Geschlechtsumwandlung zu finanzieren, habe ich recht?«
    »So ist es. Nicht direkt, versteht sich, aber sie haben Dexter Geld gegeben, wann immer er etwas brauchte - in dem Wissen, dass er es für seine sexuelle Verwandlung benutzen würde. Abgesehen davon hat Dexter heimlich jedes Weihnachten bei seiner Familie verbracht.«
    Ich schüttle ungläubig den Kopf. »Ist diese Lüge tatsächlich so bedeutsam?«
    Rathbun schaut mich an und lächelt. Es ist das Lächeln eines Erwachsenen gegenüber einem Kind, das einen soeben mit seiner Naivität bezaubert hat. Ist sie nicht süß?
    »Sehen Sie nicht den Kampf der Kulturen, der in diesem Land entbrannt ist? Nun, stellen Sie sich diesen Kampf zehnmal verbissener vor, und Sie wissen, wie es in Teilen des Südens aussieht. Es könnte den Ausschlag geben, ob man zum Präsidenten gewählt wird oder nicht. Ja, diese Lüge ist bedeutsam.«
    Ich überdenke seine Worte. »Ich verstehe«, sage ich. »Aber das alles interessiert mich nicht.«
    Rathbun runzelt die Stirn. »Agentin Barrett ...«
    »Moment bitte, Sir. Ich sage nicht, dass ich nicht bereit bin, Vertraulichkeit zu wahren. Ich sage nur, dass ich sie nicht wahren werde, nur weil der Kongressabgeordnete Reid gerne Präsident werden möchte. Das interessiert mich einen Scheißdreck. Ich wahre die Vertraulichkeit, weil eine Familie, die
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