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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns
Autoren: Cody Mcfadyen
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Jagdmesser und dem kirschroten Ende einer brennenden Zigarre. Ich verlor in jener Nacht mein Gesicht - doch das ist noch das Geringste, was Sands mir gestohlen hat. Er war ein hungriger Dieb und ein Feinschmecker, und er aß nur die kostbarsten Speisen.
    Ich hatte einen Ehemann, einen wunderbaren Mann namens Matt. Sands fesselte ihn an einen Stuhl und ließ ihn dabei zuschauen, wie er mich vergewaltigte und mein Gesicht verstümmelte. Anschließend bekam ich den Logenplatz und durfte zusehen, wie er Matt folterte und tötete. Wir weinten beide, schrien beide - und dann war Matt nicht mehr da. Schreien war das Letzte auf dieser Welt, was wir gemeinsam taten.
    Es gab noch einen letzten Diebstahl, den schlimmsten, allerschlimmsten von allen. Meine zehn Jahre alte Tochter Alexa. Ich hatte es irgendwie geschafft, mich zu befreien, und war mit meiner Waffe hinter Sands her gewesen. Er riss Alexa zu sich hoch, als ich auf den Abzug drückte, und die Kugel, die für ihn gedacht war, tötete meine eigene Tochter. Ich durchlöcherte Sands mit den restlichen Kugeln im Magazin und lud schreiend nach, um weiter auf ihn zu schießen. Ich hätte bis ans Ende aller Tage auf ihn gefeuert, wenn sie mich gelassen hätten.
    Nach jener Nacht folgten sechs Monate, die ich am Rande des Suizids verbrachte, eingehüllt in Verzweiflung und Irrsinn. Ich wollte sterben, und ich wäre wohl auch gestorben. Doch ich wurde gerettet, weil vorher jemand anders starb.
    Meine beste Freundin aus der Zeit an der Highschool, Annie King, wurde nur aus einem einzigen Grund von einem Irren ermordet: Er wollte, dass ich ihn jagte. Er vergewaltigte Annie auf brutalste Weise und schlitzte sie mit einem Fischmesser auf. Als er mit ihr fertig war, band er Annies zehn Jahre alte Tochter, Bonnie, mit ihrer Mutter zusammen. Bonnie war drei Tage lang an die Leiche ihrer Mutter gefesselt, bevor sie gefunden wurde. Drei Tage und Nächte Wange an Wange mit ihrer ausgeweideten, toten Mutter.
    Ich erfüllte Annies Mörder seinen Wunsch: Ich jagte ihn und tötete ihn ohne jeden Skrupel.
    Als es vorbei war, bekam mein Leben wieder einen Sinn: Annie hatte mir Bonnie anvertraut, wie sich herausstellte. Normalerweise wäre es eine zum Scheitern verurteilte Beziehung gewesen, denn ich war ein seelischer Krüppel, und Bonnie hatte das Grauen, das sie erlebt hatte, die Sprache geraubt. Doch das Schicksal kann sehr launisch sein. Aus Flüchen erwächst manchmal Segen. Wir waren beide zerbrochen, Bonnie und ich; zusammen aber halfen wir uns gegenseitig, wieder gesund zu werden. Bonnie fing zwei Jahre nach ihrem grauenerregenden Erlebnis wieder zu sprechen an, und ich habe meinen Lebenswillen zurück, ja, es kommt sogar vor, dass ich mich am Leben erfreue, was ich vor nicht allzu langer Zeit für ein Ding der Unmöglichkeit gehalten habe.
    Ich habe gelernt, mit meiner körperlichen Entstellung zu leben. Ich habe mich selbst nie als schön empfunden, doch hübsch war ich. Ich bin klein und habe lockiges braunes Haar, das mir bis zu den Schultern reicht. Ich habe »mundgerechte Titten«, wie Matt sie zu nennen pflegte, und einen Hintern, der größer ist, als ich ihn gerne hätte, obwohl er für sich genommen anziehend scheint. Ich habe mich stets wohlgefühlt in meiner Haut und war mit meinem Aussehen ganz zufrieden. Sands' Werk jedoch hatte zur Folge, dass ich jedes Mal, wenn ich in den Spiegel schaute, zitterte und Schweißausbrüche bekam. Nach jener Nacht bürstete ich mein Haar nach vorn, um die Narben zu verdecken. Heute binde ich es zu einem Pferdeschwanz nach hinten, dicht am Kopf anliegend, eine Herausforderung an die Welt: Schau hin! Und ich scheiß drauf, wenn es dir nicht gefällt, was du siehst.
    Das alles - meine »äh, Geschichte«, wie Director Rathbun es nennt - ist in Zeitungen und Zeitschriften im ganzen Land breitgetreten worden und hat mich bei Gut und Böse zu einer Art gruseliger Berühmtheit gemacht.
    Darüber hinaus hat meine Entstellung eine obere Karrieregrenze beim FBI für mich festgelegt. Es gab mal eine Zeit, da wurde ich als Nachfolgerin von AD Jones gehandelt. Das ist vorbei. Meine Narben verleihen mir ein gutes Gesicht für eine Jägerin - oder jemanden, der Jäger ausbildet (man hat mir tatsächlich einen entsprechenden Posten in Quantico angeboten, aber ich habe abgelehnt), doch was das administrative Gesicht des FBI angeht und Fotoshootings mit dem Präsidenten, wird es so weit nicht kommen.
    Ich bin mit alledem im Reinen, schon seit geraumer
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