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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna
Autoren: Rosa Cerrato
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diese grauenvollen Dinge getan? Ich ... wäre zu ihm zurückgekehrt, ich hielt es gar nicht ohne ihn aus. Nicht einmal, nachdem die Missbildung des Kindes und sein Tod mir bewusst gemacht hatten, was wir taten. Wir sind ... Monster. Ich werde nie wieder lieben, niemals Kinder haben, nie mehr. Im Grunde wäre es besser gewesen, wenn auch ich gestorben wäre. Ende, aus. Jetzt muss ich mit dem Gedanken leben, dass diese armen Frauen meinetwegen gestorben sind. Weil ich ihn alleingelassen habe.«
    Sie senkt den Kopf und sitzt reglos da.  Eine gebrochene Frau ... oder eine großartige Schauspielerin?  Nelly muss sich entscheiden.
    Einige Minuten lang sitzt sie schweigend da und mustert diese rund zwanzig Jahre jüngere, weibliche Ausgabe von Alessandro, die schön ist wie eine Blume. Eine Blume, die aus einer verfehlten Kreuzung hervorgegangen ist. Im Geheimnis ihrer Geburt, im Rätsel um ihr missgebildetes Kind und ihre Flucht liegt der Grund für den grausamen Tod so vieler Ahnungsloser, die nichts damit zu tun hatten. Die Wurzel für all das sinnlose Leid. Sie sitzt da wie eine Marionette ohne Fäden, obwohl sie jung ist, schön wie die Sonne und seit ein paar Stunden steinreich, denn dem ohnehin mehr als beträchtlichen Familienvermögen hat Alessandro Palmieri noch sein eigenes aus zwanzig erfolgreichen Berufsjahren hinzugefügt. Nelly versucht sich vorzustellen, wie es ist, als kleines Mädchen in den Fängen eines Besessenen zu leben.
    Schließlich hebt Giacinta den Blick, ihre gelbgesprenkelten Augen sind matt.
    »Werden Sie mich verhaften, Commissario? Mich anzeigen?«
    Nelly hat keine Zeit mehr, zu überlegen. Sie hat noch nie Richter sein müssen und es auch nie sein wollen. Zu viel Verantwortung. Und trotzdem muss sie sich entscheiden. Sofort. Sie blickt ihr direkt in die Augen, um die Wirkung dessen zu sehen, was sie sagen wird.
    »Weder noch, Signorina Palmieri. Für mich sind und bleiben Sie Tiziana Rolandi. Ich hoffe, dass dieses arme Mädchen mir vergibt, was ich tue. Ich glaube, dass Sie für eine Schuld, die nur zu einem winzigen Teil die Ihre ist, gebüßt haben und büßen. Wenn es ein Fehler ist, Sie laufen zu lassen, Pech für mich. Zu allem anderen äußere ich mich nicht, über Ihre Zukunft müssen Sie entscheiden. Versuchen Sie, diesen ganzen Ballast ins Meer zu werfen«, und sie zeigt auf das Kostüm, die Bluse, die Kette. »Befreien Sie sich von Villa Camelia und von der Vergangenheit, wenn es Ihnen möglich ist. Mit leichtem Gepäck reist es sich besser. Viel Glück.«
    Nelly macht dem Kellner ein Zeichen und lässt sich den Bon geben. Sie zahlt, steht auf und verlässt die Bar, ohne sich noch einmal nach der schönen, rot gekleideten Frau umzusehen.
    Während sie energischen Schrittes nach Hause geht, murmelt sie in sich hinein: »Vielleicht ist sie wirklich eine Mörderin oder zumindest die Komplizin eines Mörders, und ich habe sie laufen lassen. Wie heißt es so schön: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm ... Man kann nur hoffen, dass sie nicht irgendwann anfängt, Männerköpfe zu sammeln.«
    Bei diesem Gedanken wirft sie den Kopf zurück und bricht in ein lautes, freudloses Lachen aus. Ein Passant dreht sich verblüfft nach ihr um und sieht sie an, als wäre sie verrückt geworden.
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