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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels
Autoren: James Rollins
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den Schamanen und den König zu belauschen. Sie hatte versucht, ihre Weigerung zu rechtfertigen, doch Sam war der Wahrheit näher gewesen. Selbst in diesem Augenblick hatte die Furcht sie beherrscht – aber jetzt nicht mehr. Sie sah Henry ins Gesicht. »Wir werden es tun«, sagte sie fest.
Norman und Denal trafen mit einer khakifarbenen Armeetrage ein und beendeten dadurch jegliche weitere Debatte. Henry runzelte die Stirn, half jedoch dabei, Sam auf die Trage zu heben. Bald waren sie unterwegs. Henry blieb nur kurz stehen, um die Pistole des Mönchs aus dem Gras zu fischen und sich in den Hosenbund zu stecken.
Da sie zu viert waren, war Sams Gewicht handhabbar. Dennoch erschien der Anstieg über die Kehren endlos. Maggies nagende Furcht und die Notwendigkeit zur Eile streckten die Zeit ins Unendliche. Sobald sie den Tunnel erreicht hatten, sah Maggie auf die Uhr. Es waren gerade mal zwanzig Minuten vergangen. Aber selbst das war zu lang. Das Gewehrfeuer im Regenwald war abgeebbt und die Stille erschien geradezu unheimlich.
»Beeilung!«, sagte Maggie. »Wir dürfen nicht mehr zu sehen sein.«
Mit schmerzenden Armen und Beinen taumelten sie in den finsteren Schacht.
»Nur noch ein paar Meter!«, sagte sie ermutigend. »Kommt!«
Nach wie vor brannten die Fackeln im Eingang zu der Goldkammer, wenn auch nur noch flackernd. Als sie den Tempel erreichten, hörte Maggie den Professor hinter sich keuchen. Sie wandte sich um und half ihm dabei, Sam abzusetzen.
Mit offenem Mund sah Henry die Kammer an und auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck leichten Unbehagens. »Das ist el Sangre del Diablo «, murmelte er.
Maggie konnte genügend Spanisch, dass sie bei seinen Worten die Stirn runzelte. »Das Blut des Teufels?«
»Deswegen sind die Männer des Abts hergekommen. Die Hauptader …«
»Wir müssen Sam da hineinbringen«, unterbrach Norman. »In diese Auferstehungssache ist bestimmt ein Zeitfaktor integriert.«
Henry nickte. »Aber was tun wir jetzt? Wie bringen wir den Tempel dazu, dass er funktioniert?«
Sie sahen einander an. Keiner wusste eine Antwort.
Der Fotograf zeigte auf die Kammer. »Ich hab zwar keine Bedienungsanleitung, aber da ist ein Altar. Ich würde sagen, als Erstes müssen wir Sam darauflegen.«
Henry nickte. »Dann tun wir das.«
Jeder nahm eine Gliedmaße, dann hoben sie Sam hoch und ließen ihn auf den goldenen Altar hinab. Beim Eintritt in die Kammer hatte Maggie eine Gänsehaut bekommen. Es war, als würden tausend Augen sie anstarren. Während sie Sam absetzte, streiften ihre Finger die Oberfläche des Altars. Sie riss die Hand weg, denn die Oberfläche war warm gewesen, wie etwas Lebendiges.
Schaudernd zog sie sich mit den anderen aus dem Raum zurück. Sie standen im Gang, starrten wie gelähmt hinein und warteten, dass etwas passieren würde, dass ein Wunder geschähe. Nichts. Sams Körper lag einfach da und das Blut tropfte weiter aus der Wunde in seiner Brust und floss an der Seite des Altars herab.
»Vielleicht haben wir zu lange gewartet«, meinte Maggie schließlich und brach mit ihren Worten den Bann, den der Raum über sie geworfen hatte.
»Nein«, sagte Norman. »Das glaube ich nicht. Kamapak hat einen halben Tag gebraucht, um Pachacutecs Kopf herzubringen, und der Tempel hat ihm trotzdem einen neuen Körper wachsen lassen.«
»Na ja, so ’ne Art Körper«, gab Maggie zurück und wandte sich Norman zu. »Was hat Kamapak getan, nachdem er den Kopf hergebracht hatte? Hat er darauf einen Hinweis gegeben?«
»Er hat nur gesagt, er habe zu Inti gebetet und der Gott habe sein Gebet erhört«, gab Norman verdrossen Antwort.
Maggie runzelte die Stirn.
Plötzlich versteifte sich Henry neben ihr. »Natürlich!«
Sie wandte sich dem Professor zu.
»Gebete, das ist es! Konzentrierte menschliche Gedanken!« Henry starrte sie an, als wäre das eine ausreichende Erklärung. »Dieses … dieses Gold, das Blut des Teufels oder was es auch sein mag … es reagiert auf menschliche Gedanken. Es wird sich verändern, wenn man es will .«
Jetzt war es an Maggie, verblüfft die Brauen zu heben, aber ihr fiel ein, wie sich der Dolch verwandelt hatte: Er hatte sich so verändert, wie sie es gerade gebraucht hatten. Sie erinnerte sich, dass er sich in ihren eigenen Händen verwandelt hatte, als sie so verzweifelt nach einem Schlüssel zu der goldenen Statue in der Totenstadt gesucht hatte. »Gebete?«
Henry nickte. »Wir müssen uns lediglich konzentrieren. Ihn bitten … ihn anflehen, Sam zu heilen.«
Norman fiel auf
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