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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels
Autoren: James Rollins
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Verletzten. Der Mönch umklammerte Carlos’ Hosenbein, doch der Bruder schüttelte ihn ab und kam zu Joan herüber.
Er richtete die Waffe auf sie. »Aufstehen!«
Joan kam mühsam auf die Beine und keuchte, als sich ihre angesengte Bluse vom Rücken löste. Carlos runzelte die Stirn und zwang Joan, sich umzudrehen, damit er ihre Verletzungen in Augenschein nehmen konnte. »Sie werden überleben«, meinte er.
»Aber für wie lange?«, fragte Joan säuerlich, »bis Sie sich das nächste Mal dazu entschließen, mich umzubringen?« Sie winkte mit einer Hand über den Raum. »Was ist passiert?«
Carlos sah den Mann auf dem Fußboden, der immer noch stöhnte, finster an. »Ein Lehrling. Anscheinend hat er noch viel zu lernen.«
Joan senkte den Kopf, um ihre grimmige Befriedigung zu verbergen. Carlos gab dem Mönch die Schuld an der Explosion. Gut. Jetzt kam der nächste Schritt ihres Plans. Sie kratzte den zweiten Tropfen Gold unter ihrem Kragen hervor, verbarg ihn unter dem Fingernagel und griff daraufhin in ihre Tasche. Sie fingerte die Zigarette heraus, die Carlos ihr gestern gegeben hatte, und brachte sie mit zittrigen Fingern an ihre Lippen. »Was dagegen?«, fragte sie und hob das Gesicht.
Er sah den stöhnenden Mönch hart an. »Nur zu! Uns bleiben ein paar Minuten, bis jemand kommt, um sich um ihn zu kümmern.« Er streckte die Hand aus und zwischen seinen Fingern erschien ein Feuerzeug.
Sie beugte sich herab, zündete die Zigarette an und nickte dann zum Dank. Sie nahm einen tiefen Zug und seufzte dann laut und anerkennend. »Schon besser«, sagte sie und stieß den Rauch in Carlos’ Richtung aus.
Sie sah, wie er die glimmende Spitze ihrer Zigarette beäugte. Bei dem Geruch nach Nikotin weiteten sich seine Pupillen.
Sie nahm einen zweiten Zug und reichte ihm dann seufzend die Zigarette, wobei sie den Rauch ausstieß. »Hier. Danke sehr. Aber das reicht mir.«
Er nahm ihr Angebot mit einem dünnen Lächeln an. »Sie fürchten um Ihre Gesundheit?«
Zu angespannt für eine laute Erwiderung zuckte sie mit den Schultern. Sie entdeckte ein goldenes Glitzern an der Unterseite der Zigarette, etwa einen halben Zentimeter von der glimmenden Spitze entfernt. »Genießen Sie’s«, meinte sie schließlich.
Als Dank hob Carlos die Zigarette salutierend. Dann grinste er und steckte sie sich zwischen die Lippen. Joan trat einen kleinen Schritt zurück und drehte die Schultern ein wenig zur Seite.
Der Mönch nahm einen langen Zug, die Zigarettenspitze leuchtete hellrot auf. Als das weiße Papier fast bis zu dem Goldklecks abgesengt war, wandte Joan sich ab.
Diesmal war die Explosion nicht so heftig.
Dennoch warf es sie auf die Knie.
In ihrem Kopf dröhnte es von dem Knall. Sie verdrehte sich nach hinten. Carlos stand immer noch aufrecht da, aber sein Gesicht war eine zerklüftete, rauchende Ruine. Er fiel rücklings auf den verbrannten Mönch, der voller Entsetzen aufkreischte.
Joan kam auf die Beine, hob die Glock vom Boden auf und ging zu dem wimmernden Mönch hinüber. Sie hockte sich hin und untersuchte flüchtig seine Verletzungen. Über sechzig Prozent seines Körpers hatten Verbrennungen dritten Grades erlitten. Bei ihrer Berührung schlug er schreiend und wild um sich. Sie erhob sich. Er war ein toter Mann, auch wenn er es noch nicht wusste. Diese Verbrennungen würde er nicht überleben. »Macht doch nicht so viel Spaß, mit dem Feuer zu spielen, was?«, murmelte sie.
Sie hob die Pistole und zielte damit zwischen seine Augen. Der Mönch starrte sie entsetzt an und wurde dann ohnmächtig. Seufzend senkte sie die Glock. Sie brachte es nicht einmal über sich, ihm ein rasches Ende zu schenken.
Die Zeit lief ihr davon. Sie hatte eine Waffe und noch ein Stückchen von dem Gold. Nichts durfte sie am Entkommen hindern. Sie steckte die Pistole ein und trat von den beiden hingestreckt daliegenden Männern weg. Einen Moment lang betrachtete sie den leblosen Körper ihres Widersachers.
»Du hast Recht gehabt, Carlos«, sagte sie und wandte sich zur Tür. »Rauchen ist tödlich.«
    Maggie berührte Henry an der Schulter. Er kniete da, hatte sich über den Leichnam seines Neffen gebeugt und schluchzte voller Schmerz und Qual. Maggie wusste keine Worte, um seinen Schmerz zu lindern. So viel hatten die Jahre in Belfast sie gelehrt. Auf beiden Seiten, bei den Iren und bei den Engländern, den Katholiken und Protestanten, gab es bloß trauernde Mütter und Väter. Alles war so dumm, so sinnlos.
    Hinter ihr schallte weiteres Gewehrfeuer
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