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Das Blut des Mondes (German Edition)

Das Blut des Mondes (German Edition)

Titel: Das Blut des Mondes (German Edition)
Autoren: Andrea Bielfeldt
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unterbrach sie.
    „Lass mich ausreden. Bitte.“ Ann nickte stumm. „Ich habe mich gefragt, warum das so ist. Ob ich vielleicht wirklich nur zu viel unter Strom stehe, wie du auch denkst, oder ob ich …“ Sie schluckte. „Oder ob ich krank werde. Ich denke da nicht an einen Schnupfen oder so was. Ich meine richtig krank …“ Sie hustete. Wieder so ein blöder Hustenkrampf, der sie schüttelte. Das ging nun schon seit gestern so. Bisher konnte sie ihn immer unterdrücken, aber mittlerweile musste sie sich fast übergeben, wenn sie versuchte, ihn zurück zu halten. Daher hustete sie einfach. Als der Krampf abgeebbt war, redete sie weiter. „Ich denke an … diesen beschissenen Fluch …“ Dann weinte sie. Hemmungslos.
     
    Es dauerte sehr lange, bis ihr Tränenstrom versiegt war. Ann hatte sich zu ihr gelegt und sie im Arm gehalten. Die Nähe ihrer besten Freundin war tröstlich, auch wenn sie das Schicksal, das bereits mit seinen Klauen nach ihr griff, nicht aufhalten konnte, half es Cat zu wissen, dass sie für sie da war. Einfach nur da. Solange es eben dauerte.
    Als sie allmählich ruhiger wurde und die Dämmerung in ihr Zimmer einbrach, wollte sie die schwere Stille mit etwas Schönem durchbrechen und fragte Ann daher:
    „Warst du die ganze Nacht bei Levian?“
    Sie spürte, wie Ann nickte. „Ja, war ich. Aber das ist doch jetzt nicht das Thema“, murmelte sie in ihrem Rücken.
    „Doch, das ist das Thema“, widersprach Cat und setzte sich auf. „Das ist eine prima Ablenkung. Also erzähl! Wie war´s?“
    Ann musste gar nicht lange überredet werden. Das Leuchten in ihren Augen sprach für sich und Cat konnte sich schon denken, was passiert war. Und richtig, Ann erzählte ihr, dass sie mit Levian geschlafen hatte.
    „Außerdem … Ich habe da noch eine hübsche Überraschung im Gepäck.“ Sie zwinkerte sie ihrer Freundin zu.
    „Eine Überraschung? Na los, lass hören!“ Cat schaute sie erwartungsvoll an.
    „Du weißt ja auch, dass Levians Ring schwarz ist und wir alle glaubten, es sei nicht der richtige Ring?“ Cat wurde blass. Tapfer nickte sie. „Und du weißt auch, dass in dieses Nilamrut, das Amulett, ein grüner, ein blauer und ein roter Ring hinein müssen.“
    Cat nickte wieder. „Ann, was soll das? Ich bin doch nicht blöd. Ich war dabei, als wir das Pergament gelesen haben.“ Ann sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    „Und haben wir einen roten Ring?“
    Cat wurde langsam ungeduldig, schüttelte aber brav den Kopf. „Nein, haben wir nicht. Ann, was …“
    „Haben wir doch!“, trumpfte Ann auf und unterbrach sie somit. Cat sah sie verwirrt an.
    „Was? Einen roten Ring?“ Ann nickte. Das wäre ja zu schön, dachte Cat, glaubte aber nicht daran. Zu sehr waren ihre Gedanken in den letzten Stunden bereits um ihren Tod gekreist. Sie war dabei, sich mit dem Fluch, Rics Fluch, zu arrangieren. Doch als Ann nichts gegenteiliges mehr erwiderte, nicht lachte, keine Grimasse zog, sondern einfach nur da stand und wartete, zog sie es zumindest in Erwägung.
    „Du meinst, wir haben einen roten Ring?“ Ann nickte wieder und dann grinste sie vorsichtig.
    „Ja, haben wir. Ob du es glaubst oder nicht – Levians Ring ist rot. Heute Morgen, als ich aufgewacht bin, dachte ich selbst, ich guck nicht richtig. Aber dann habe ich noch mal hingeguckt und noch mal und Levian auch und … Ach Cat! Ja, der Stein in seinem Ring ist rot geworden!“
    Cat wurde weiß wie eine Wand. Und ihr wurde schlecht. So schlecht, dass sie sich blitzschnell aus der Decke wickelte, aufsprang und ohne ein Wort an Ann vorbei ins Bad rannte, wo sie sich postwendend übergab.
    Es dauerte einen Moment, bis sie sich wieder soweit im Griff hatte, dass sie aufstehen und sich den Mund ausspülen konnte. Sie blickte in den Spiegel. Was sie sah, erschreckte sie. Leichenblass mit dunklen Ringen unter den Augen, die Lippe geschwollen mit einer leichten Blutkruste im Mundwinkel und einem dicken gelbgrünem Fleck, der ihre linke Wange zierte. Dort, wo Stephen sie geschlagen hatte. Schnell schlug sie die Augen nieder. Dieses Elend konnte sie nicht mehr ansehen.
    Sie ließ eiskaltes Wasser über ihre Handgelenke laufen und spritzte es sich danach ins Gesicht. Vorsichtig trocknete sie sich ab und setzte sich auf den Deckel der Toilette.
    Zitternd zog sie die Knie an, umschlang sie mit ihren Armen und wiegte sich selbst vor und zurück. Die Worte, die Ann eben gesagt hatte, klangen ihr noch im Ohr. Nicht der richtige Ring . Das war
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