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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons
Autoren: Lynn Raven
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Büffelns nie auf einen grünen Zweig kommen würde.
    Ihre Tasche landete klatschend auf dem Pult, dann wandte sie sich auch schon mit einem »Schlagen Sie Ihre Bücher auf Seite 107 auf« der Tafel zu und begann eine Gleichung darauf zu schreiben.
    Die anderen gehorchten unter Geraschel und Scharren. Hastig riss ich vor dieser Geräuschkulisse die Ecke einer Seite von meinem Block ab und zerrte einen Stift hervor. In meinen Fingern saß ein Kribbeln, während sie sich zugleich taub anfühlten. Meine Hand zitterte. Mrs Jekens würde mir den Kopf abreißen, wenn sie mich dabei erwischte, wie ich Julien einen Zettel zuschob, aber ich musste einfach wissen, weshalb er den Platz seines Bruders eingenommen hatte. Als sie sich von der Tafel ab- und uns zuwandte, stieß Beth mir gerade noch rechtzeitig den Ellbogen in die Seite, um mich zu warnen.
    »Nun, meine Herrschaften, wer von Ihnen hat die Güte, uns diese Gleichung durchzurechnen und uns seine Vorgehensweise dabei zu erklären?« Die Frage war rein rhetorisch, denn Mrs Jekens kam schon auf unserer Seite zwischen den Tischen entlang. Eilig legte ich die Hand auf den Papierfetzen und zog mein Buch darüber. Gott sei Dank hatte Beth es für mich auf Seite 107 aufgeschlagen. »Mr DuCraine. Bitte schön. Wenn Sie so freundlich wären.« Sie streckte Julien die Kreide hin. Adrien zögerte, und einen Moment dachte ich, er würde Mrs Jekens einfach auflaufen lassen, so wie sein Bruder es früher getan hatte, ehe er beschloss, dass er bei mirbleiben, im nächsten Schuljahr dieselben Kurse wie ich belegen wollte und entsprechend versetzt werden musste. Doch dann stand er auf, nahm ihr die Kreide ab und ging zur Tafel.
    Mrs Jekens blieb neben mir stehen. Ihr Parfum drang mir in die Nase. Es roch süßlich. Vanille. In meinem Mund war plötzlich ein saurer Geschmack. Ich schluckte mühsam dagegen an.
    Vor der Klasse betrachtete Adrien die Gleichung, eine Hand in die Jeanstasche geschoben, während er die Kreide zwischen den Fingern der anderen drehte. Es war still. Die Uhr über der Tür tickte. Jemand tuschelte und wurde von Mrs Jekens mit einem Blick zum Schweigen gebracht.
    »Nun, Mr DuCraine? Irgendwelche Schwierigkeiten?«, erkundigte sie sich nach ungefähr einer weiteren halben Minute. »Oder sind wir heute einfach nicht in Form?«
    Adrien warf ihr einen Blick über die Schulter zu und begann zu schreiben. Beth stöhnte neben mir. Selbst ich sah, dass es der falsche Ansatz war. Offenbar gab es in der Familie Du Cranier nur ein Mathegenie. »… x3– 2y …«, soufflierte sie drängend, viel zu leise, als dass ein normaler Mensch es hätte hören können.
    Mrs Jekens lehnte sich an den Tisch hinter mir. An der Tafel hielt Adrien inne. Die Kreide schwebte über der Gleichung. Vanille! Eindeutig. Und dazu Kokosnuss. Mein Magen zog sich zu einem brennenden Klumpen zusammen. Beth rang die Hände auf ihrem Mathebuch, murmelte weiter. »Ja, genau da. Die Klammer weg und …«
    Ich taumelte hoch, die Hand vor den Mund gepresst. Mein Stuhl krachte nach hinten. Die Tür. Panisch tastete ich nach dem Griff. Stimmen riefen durcheinander. Ich fand ihn, riss sie auf, flüchtete auf den Gang. Ich schaffte es bis zum nächsten Mülleimer – und übergab mich. Meine Eingeweide schienen sich wie jedes Mal von einer Sekundezur nächsten in flüssige Lava verwandelt zu haben. Alles um mich war verschwommen. Ein weiterer bitterer Schwall. In meinem Magen war nichts außer Galle. Im selben Augenblick, in dem meine Knie nachgaben, legte sich ein Arm um meine Mitte und hielt mich aufrecht.
    »Hol unsere Sachen! Ich bringe sie nach Hause!« Adrien! Wieder zog mein Magen sich zusammen. Etwas Schwarzes. Den Gang hinunter zurück zum Saal. Ich würgte. Immer wieder. Bis endlich nichts mehr kam. Nur der Arm verhinderte, dass ich zusammenbrach. Jemand wischte mir mit einem Taschentuch den Mund ab. Meine Kehle brannte. Hob mich hoch. Trug mich. Setzte mich wieder ab. Ein Auto. Eine Jacke wurde über mich gebreitet. Eine Tür schlug, gleich darauf eine zweite, dann noch eine. Der Motor sprang an. Nicht das vertraute Dröhnen der Corvette Sting Ray. Ich zog die Beine an den Leib, presste die Arme auf den Bauch. Julien! Ich wollte Julien.
    Wie aus weiter Ferne nahm ich wahr, dass der Wagen irgendwann anhielt. Erneut das Schlagen einer Tür, wieder Arme, die mich hochhoben. Ich erkannte das Hale-Anwesen. Zu Hause. Gleich darauf trug Adrien mich die Treppe hinauf, in mein Zimmer im ersten Stock, und
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