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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons
Autoren: Lynn Raven
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Falls kommen, wann immer du willst, Adrien.« Ich bemühte mich um einen möglichst sanften Tonfall. Hätte Oleks Nachricht meine Kehle nicht schon zugeschnürt, spätestens jetzt hätte Adrien es geschafft. Er mochte seinem Bruder gesagt haben, dass sie geschiedeneLeute waren – das änderte nichts daran, dass er Julien über alle Maßen liebte. »Danke, Adrien.«
    » Ich danke dir «, wieder ein Räuspern. »Nareszky will dich noch mal sprechen.«
    Abermals Rascheln, ein dumpfes Geräusch, dann erklang erneut Oleks Stimme. »Dawn, ich wollte dir nur Bescheid sagen, damit du nicht erschrickst: Eigentlich solltet ihr vorerst in das Chalet einer … Freundin gebracht werden, aber das ist jetzt ja nicht mehr nötig. Euer Flugziel heißt jetzt offiziell USA. Thomas muss deshalb aber noch einmal runtergehen, um nachzutanken. Nur zur Sicherheit. Euch tangiert das nicht. Ihr bleibt an Bord. – Und am Flughafen von Bangor erwartet euch eine Limousine, die euch nach Hause bringt. Es ist alles geregelt. Di Uldere weiß auch Bescheid. Er wird sich um alles kümmern, was du brauchst.« Plötzlich drangen seine Worte leiser aus dem Lautsprecher. »Nein, Du Cranier. Die Rechnung geht auf mich. Irgendwie muss ich mich doch dafür revanchieren, dass ich dabei sein durfte, wie jemand dem Rat mal sagt, er kann ihn im Mondschein besuchen.« Offenbar hielt er die Hand über das Mikrofon. Dann war er wieder in normaler Lautstärke da. »Hast du das verstanden?«
    »Ja.«
    »Und auch, was ich dir davor gesagt habe?
    »Ja.«
    »Gut. – In dem Spind neben der Toilette findest du übrigens ein paar Sachen von mir. Vielleicht passt etwas davon ja deinem Freund. Bedien dich!«
    »Danke, Olek. Für alles!«
    »Aber gern doch.« Diesmal glaubte ich, ihn wirklich grinsen zu hören. »Ich melde mich wieder, sobald ihr zu Hause seid. Deine Handynummer …«
    Was er sonst noch sagte, bekam ich nicht mit. Es war rüdeund undankbar, und trotzdem: Ich drückte ihn weg. Im Augenblick wollte ich nur eines!
    Ich stand auf und kniete mich vor die Sitzbank.
    »Wir sind frei«, sagte ich leise. Meine Stimme zitterte, brach fast. Ich hatte nicht erwartet, dass Julien mich hören oder irgendeine Reaktion zeigen würde, immerhin war draußen helllichter Tag, doch er öffnete die Augen. Langsam, wie jemand, der aus einem sehr tiefen und sehr langen Schlaf erwachte – und dann sah er mich an. Das Rot war aus seinen Augen verschwunden, sie waren jetzt von vollkommenem Schwarz, in dessen Abgründen es zu wirbeln schien; die Iris sogar noch dunkler als die Pupille. – Und dann lächelte er.

Normalitäten … oder so
    I ch starrte auf das Blatt vor mir und verfluchte Mrs Jekens von ganzem Herzen. Sie hatte diese Klausur nur aus einem Grund so konzipiert: um mich durchfallen zu lassen. Da würde ich jede Wette halten. Dabei musste ich nur die Hälfte der Aufgaben richtig haben, um wenigstens zu bestehen. Und ich war mir eigentlich sicher, dass tatsächlich zumindest die Hälfte meiner Lösungen zu hundert Prozent stimmten – abgesehen von einer einzigen Aufgabe. Der letzten. Ausgerechnet bei der wollte mir noch nicht einmal der korrekte Ansatz einfallen, sosehr ich es auch immer wieder versuchte. Dummerweise war die Zeit so gut wie um. Ganz nebenbei zerrte der Geruch von Blut, das mich in den Adern meiner Mitschüler umgab, an meinen Nerven.
    Julien!
    Er war sofort da. Eine – jetzt sehr deutliche – Präsenz in meinem Kopf. Ich nahm Dunkelheit und Kühle in seinemGeist wahr, den Geruch von Schmierfett und noch etwas anderem, das ich nicht identifizieren konnte. Für einen Moment glaubte ich, er sei im Schuppen und bastele an seiner neuen Fireblade, aber das war schlicht unmöglich. Julien verließ das Haus bei Tag nicht. Er konnte es nicht. – Was uns vor einige Probleme gestellt hatte, als ich wieder in die Schule gehen musste: Wer sollte tagsüber auf mich aufpassen? Adrien hatte zwar angeboten, nach Ashland Falls zu kommen und in der Montgomery Juliens Platz einzunehmen, aber der Gedanke, dass er seinen Arm um meine Schultern legen würde, während der Junge, den ich eigentlich liebte, im Keller des Anwesens festsaß – auch wenn wir es geschafft hatten, den Kellerraum zumindest halbwegs gemütlich einzurichten –, war schlicht unerträglich für mich gewesen. Und die Überlegung, meine Familie um einen anderen Leibwächter zu bitten, war von allen Seiten rundheraus abgelehnt worden. – Ich wusste nicht genau wie, aber ich hatte es durchgesetzt, dass
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