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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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musst mir im Gegenzug versprechen, auf meine Tochter aufzupassen und für ihr Wohlergehen zu sorgen“, sagte sie.
    „Selbstverständlich. Leila wird es an Nichts mangeln“, versprach Nahum und wandte sich dem Unsterblichen zu, der still hinter ihm wartete. „Janek, bitte öffne die Tür.“
    Janek trat vor, zog einen Schlüssel unter seinem Hemd hervor, den er an einem Lederband um den Hals getragen hatte, nahm ihn ab und schloss die Stahltür auf. Marcus drückte sie von innen auf und war im selben Moment auch schon bei Kristina. Sie fielen einander in die Arme und küssten sich ungeniert.
    „Beeilt euch“, drängte Nahum. „Marcus muss fliehen, bevor die Ältesten etwas bemerken.“
    „Ich möchte mir dir kommen“, sagte Kristina.
    „Das ist nicht möglich“, erwiderte Marcus.
    Sie legte ihren Kopf an seine Schulter, drückte sich fest an ihn, als wollte sie mit ihm verschmelzen. „Warum nicht?“
    „Weil ich ein Geächteter sein werde. Du musst zuerst bei deinem Lehrer leben und lernen. Wohin ich gehe, kannst du mir nicht folgen.“
    „Aber was ist, wenn sie dich erwischen?“
    Marcus strich über ihre Haare. „Sie werden mich nicht erwischen, dafür werde ich sorgen. Wir werden uns wiedersehen.“
    „Versprichst du mir das?“
    „Ich verspreche es“, antwortete er.
    Lügner , dachte sie, hob den Kopf und presste ihre Lippen auf die Seinen.
    Nahum räusperte sich, ergriff Kristinas Arm und versuchte, sie mit sanftem Druck von Marcus zu lösen. Sie ignorierte die Aufforderung und auch Marcus machte keine Anstalten, diesen letzten Kuss zu beenden.
    „Wir müssen gehen“, drängte Nahum erneut. Ungeduld schwang in seiner Stimme mit.
    Widerwillig löste Kristina sich. „Ich werde auf dich warten.“
    Marcus schluckte schwer. „Und ich werde zu dir zurückkommen, das verspreche ich dir.“
    Kristinas Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, während sie sich abwandte und Nahum zum Ausgang folgte. Am Treppenabsatz wandte Nahum sich noch einmal Marcus zu. „Folge Janek zum Hinterausgang. Sobald du draußen bist, bist du auf dich alleine gestellt. Ich rate dir, das Land, oder besser noch, den Kontinent zu verlassen. Versteck dich und warte ein paar Jahrzehnte ab, bis sich die Wogen geglättet haben.“
    Kristina erschrak. Jahrzehnte? Wie sollte sie jahrzehntelang ohne Marcus leben, in ständiger Sorge um sein Leben? Sie stockte, warf Nahum einen entsetzten Blick zu, doch der stieg unbeirrt die Stufen empor. Sie sah zurück. Der Keller war leer. Marcus und Janek waren verschwunden.
    „Sorge dich nicht um deine Tochter“, sagte Nahum, ohne sie anzusehen. „Ich werde Leila in die Mysterien unserer Existenz einweihen und sie lehren, ihre Kräfte nicht nur zu nutzen, sondern auch zu stärken.“
    Kristina nickte nur, erwiderte aber nichts. Zusätzlich zu ihrem Schmerz nagte nun auch das schlechte Gewissen an ihr, das Gefühl, ihre Tochter für Marcus’ Flucht verkauft zu haben.
    Im Loft wartete Leila bereits auf sie. „Was ist mit meinem Vater?“, fragte sie, sobald sie den Raum betraten.
    „Er ist fort“, antwortete Kristina knapp. Sie wagte nicht, ihr in die Augen zu sehen. Leila warf Nahum einen fragenden Blick zu.
    „Dein Vater ist geflohen“, erklärte Nahum.
    „Das ist doch gut“, sagte Leila. „Freust du dich denn nicht, Mama?“
    Kristina schlurfte an ihrer Tochter vorbei, setzte sich auf das Sofa und barg ihren Kopf in den Händen. Ihre Augen brannten. Leila nahm neben ihr platz und legte den Arm um ihre Schultern. „Sei doch nicht traurig, Mama. Das Wichtigste ist doch, dass Marcus lebt.“
    „Ich ziehe mich eine Weile zurück, damit ihr reden könnt“, sagte Nahum und verließ den Raum.
    Kristina zwang sich, Leila anzusehen. Liebevoll strich sie ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ich habe mit Nahum vereinbart, dass du bei ihm bleibst. Er wird dein Mentor sein. Ist das okay für dich?“
    Leila nickte. „Das habe ich ihm vorgeschlagen. Bleibst du auch hier?“
    „Nein. Ich gehe nach Frankreich zu Philippe und Estelle. Aber wir werden einander besuchen, so oft es geht, das verspreche ich dir.“
    Leila wirkte geknickt, doch sie blieb gefasst. „Okay.“
    Von irgendwoher trat Nahum auf sie zu. Er wirkte angespannt. „Marcus’ Flucht wurde bemerkt. Ich gehe zu den Ältesten. Haltet euch bereit, sie werden euch befragen wollen.“
    Kristina fragte ihn nicht, woher er das wusste. Niemand war gekommen um es ihm mitzuteilen und es hatte auch niemand angerufen, doch Nahum wusste
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