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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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Blutspendeparty bin ich wieder ganz der Alte. Wenn unsere Kollegen wüssten, dass ihre Blutspende in die Mägen dieser Leute wandert, anstatt in die städtischen Kliniken, würden sie dumm aus der Wäsche gucken. Ich frage mich, wer dann noch bereit wäre, hier zu arbeiten.“
    „Pass auf, was du sagst“, zischte Doreen. „Wir bekommen ein überaus großzügiges Gehalt, und sich von Blutspenden zu ernähren, ist allemal besser als von lebenden Menschen. Ich habe zwei Kinder zu ernähren und eine kranke Mutter und du zahlst Unterhalt für eine Exfrau und deinen Sohn. Sieh das, was dir zugestoßen ist, als eine Art Arbeitsunfall an, okay? Du musst darüber hinwegkommen.“
    Carl rutschte nervös auf dem Hocker herum. „Schon klar, Doreen. Trotzdem. Diese übermenschliche Stärke und die Tatsache, dass die uns problemlos töten könnten, ist mir unheimlich.“
     
    Kristina bekam das Gespräch der beiden nur am Rande mit, doch konnte sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Die Vorstellung, dass ein Bär von einem Mann, wie Carl es einer war, Angst vor ihr hatte, amüsierte sie.
    Neugierig sah sie sich um. Offensichtlich befand sie sich im Getränkelager. Der modrig feuchte Geruch führte sie zu einer von Bierkästen verdeckten Tür am hinteren Ende des Raumes. Kurzerhand schob sie die Kästen zur Seite und versuchte, die Tür zu öffnen. Sie war verschlossen.
    Mit einem festen Ruck zog sie an dem Türknauf und lockerte ihn schon beim ersten Versuch. Ein zweiter Ruck und der Knauf wurde mitsamt dem Türschloss aus seiner Verankerung gerissen. Ein großer Spalt zog sich quer über das Holz. Die Tür öffnete sich quietschend. Wie Kristina vermutet hatte, verbarg sich dahinter eine schmale Treppe. Die Stufen waren schief und ausgetreten, der Gang unbeleuchtet und an den Wänden befanden sich zahllose Spinnweben. Ganz offensichtlich wurde dieser Zugang nicht mehr genutzt. Vorsichtig stieg sie die Stufen hinab und lauschte in die Finsternis. Unten angekommen folgte sie einem Gang, der auf beiden Seiten von leeren Holzverschlägen gesäumt war. Es war stockdunkel und nur ihrer guten Sicht hatte sie es zu verdanken, dass sie erkennen konnte, wohin sie lief. Der Gang endete vor einer breiten Stahltür, die ebenfalls verschlossen war. Beherzt trat Kristina gegen die Tür, während sie gleichzeitig an dem Türschloss zerrte. Das Geräusch von sich dehnendem Metall erfüllte den Keller und hallte von den Wänden wider. Sie hoffte inständig, dass die Ratsmitglieder sich noch in dem schalldichten Raum befanden und ihren brachialen Angriff auf die Metalltür nicht hören würden. Plötzlich vernahm sie eine leise Stimme auf der anderen Seite.
    „Hallo?“
    Kristina hielt inne und lauschte. Hatte man sie entdeckt? Ihre Muskeln spannten sich.
    „Wer ist da?“, fragte die Stimme erneut.
    Sie atmete erleichtert auf. „Marcus? Bist du es?“
    „Kristina? Was machst du hier?“
    „Ich bin gekommen, weil ich dich sehen will, aber ich bekomme diese verdammte Tür nicht auf.“
    Marcus war so nah. Mit aller Kraft trat sie gegen die Tür. Putz und Gestein bröckelten von der Wand. Der komplette Türrahmen löste sich aus seiner Verankerung.
    „Sei leise“, warnte Marcus.
    Kristina ignorierte die Warnung und trat noch einmal mit aller Kraft gegen die Tür. Mit einem donnernden Knall brach sie aus der Wand und hing nun verbeult und schief in den Scharnieren. Eine Sekunde später stand sie vor Marcus’ Zelle und spähte durch das Sichtfenster. Ihre Köpfe waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt.
    „Wieso hast du das getan?“, fragte Marcus vorwurfsvoll.
    „Weil ich dich liebe, weil ich bei dir sein will und weil ich Angst um dich habe.“
    Marcus streckte seine Finger durch die schmale Öffnung und berührte ihre Wange. „Du bist verrückt, weißt du das?“
    „Verrückt nach dir“, antwortete Kristina. „Ich ertrage es nicht, wenn sie dich hinrichten. Egal was ich geschworen habe, ich kann und werde dabei nicht tatenlos zusehen.“
    „Bitte mach es nicht noch schwerer als es ist“, flehte er. „Ich will wenigstens dich und unsere Tochter in Sicherheit wissen.“
    Kristina spürte ein trockenes Brennen in den Augen. „Ich kann auf dich warten, Marcus, wenn es sein muss bis in alle Ewigkeit, aber ich kann es nicht ertragen, dich zu verlieren. Als du mich damals verlassen hast, bin ich durch die Hölle gegangen, ich schaffe das nicht noch einmal. Lieber sterbe ich bei dem Versuch, dich zu retten.“
    „Wenn
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