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Das blaue Feuer - Roman

Titel: Das blaue Feuer - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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Silber auf dem Tisch. Ihre Augen verengten sich, als würde ich ihr Eigentum verkaufen.
    Hinter ihr verließen Tali und Soek den Kunsthändler. Tali grinste, sobald sie dem Mann den Rücken zudrehte. Demnach hatten sie gut abgeschnitten. Aylin und Jovan waren noch beim Juwelier, aber die Edelsteine wurden wieder eingepackt. Offenbar waren sie kurz vor dem Abschluss des Handels.
    »Wie wär's mit fünf?«, fragte ich.
    »Bei dem Preis raubt ihr mich glatt aus.«
    Jetzt stapfte die Frau herüber, die unsere Miete kassierte. Danello versperrte ihr den Weg und hielt sie auf einen Schritt Abstand.
    »Was machst du?«, fragte sie und deutete auf mich. »Was verkaufst du? Sind deine kleinen Freunde auch hier?« Sie wirbelte herum. »Da ist einer! Wo sind die anderen?«
    Unsere Händlerin runzelte die Stirn und nahm die Hände vom Besteckkasten. »Vielleicht ist jetzt nicht die beste Zeit.«
    »Jetzt ist hervorragend«, widersprach ich schnell. »Kein Grund, sich Sorge zu machen.«
    Danello hielt die Frau an den Armen, aber sie hielt nicht den Mund. »Ich hätte euch melden können, aber ich habe es nicht getan. Ihr schuldet mir etwas!«
    Mein Magen verkrampfte sich. »Sollen wir die Differenz teilen und vier sagen?«
    Jetzt schenkte die Händlerin unserer Frau ihre Aufmerksamkeit, die Stirn gerunzelt, als dächte sie angestrengt nach. Dann schaute sie mich an.
    Bitte, heilige Saea, lass, dass sie mich nicht erkennt!
    Aylin hatte meine Locken aufgeplustert, sodass mein Kopf größer als auf dem Steckbrief aussah. Außerdem hatte sie meine Augen schwarz umrandet und die Wangen gepudert, damit ich älter wirkte.
    »Kenn ich dich nicht?«
    »Nein.«
    »Das gehört alles mir!« Die Mietenkassiererin stürzte an Danello vorbei und griff nach dem Silber.
    »Nein, stimmt nicht!« Ich entriss ihr den Kasten noch rechtzeitig, aber die Händlerin machte einen Rückzieher. Auf ihrem rundlichen Gesicht sah ich Angst. Inzwischen hatte sich eine Menge um uns geschart. Etliche schauten gelangweilt zu, andere warteten wohl darauf, dass wir uns prügelten und dabei etwas fallen ließen.
    »Versuch nicht mich zu bescheißen, Schifterin, sonst wird dir das leid tun.«
    Ich schluckte. Die Händlerin stand mit offenem Mund da.
    »Du bist das Mädchen vom Steckbrief!«
    »Das Geschäft ist geplatzt!« Ich warf den Besteckkasten in die Luft. Danello stieß das Weib, das unsere Miete kassierte, in die Menge. Sie stürzte und riss dabei ein paar Leute mit. Geld und Silber fielen auf die Straße. Freuden- und Schmerzensschreie ertönten. Um mich schien sich niemand mehr zu kümmern.
    Ich ging in Richtung Bäckerei, langsam. Ich rannte nicht. Soldaten patrouillierten auf diesen Straßen. Die Händler bezahlten sie, damit sie am Flohmarkt vorbeigingen, aber sie konnten ohne weiteres jeden aufhalten, der fortrannte. »Werden wir verfolgt?«
    »Ich glaube nicht. Die Händlerin würde ihre Bude nicht ohne Aufsicht lassen, und ich glaube, die anderen haben nicht gehört, wie das widerliche Weib dich eine Schifterin nannte.«
    Ich konnte nur hoffen.
    Wir erreichten eine Veranda und hockten uns hinters Geländer. Die Bäckerei lag gegenüber, aber ich wagte nicht hineinzugehen, falls man uns doch verfolgte.
    »Warte. Jemand ist gerade aus der Gasse vom Markt gekommen«, sagte Danello. »Ein Junge; neunzehn, vielleicht zwanzig. Ich glaube, er sucht nach etwas.«
    Ich wagte einen Blick übers Geländer. Danello hatte recht, aber der Junge suchte nicht nur nach etwas, er hielt gezielt nach etwas Ausschau.
    Vom Markt hörte man wütende Schreie. Eine Patrouille kam die Straße herunter. Ihre Schritte waren verhalten, als sei sie nicht sicher, ob sie sich einmischen wollte. Der Junge bückte sich und schnürte seine Sandalen fester, obwohl er keine Sandalen trug, die er hätte schnüren können.
    »Er versteckt sich vor den Soldaten«, flüsterte ich. »Wenn er mich verfolgte, täte er das nicht.«
    »Aber was sucht er dann?«
    Ich hielt den Atem an, als die Soldaten sich dem knienden Jungen näherten. Ich spürte seine Anspannung, seine Angst, sein verzweifeltes Beten, dass sie ihn nicht beachten sollten.
    Eine Frau kreischte, und die Soldaten rannten zum Markt, einige Fuß an dem Jungen vorbei. Er blieb noch eine Sekunde unten, dann sprang er auf. Er stand auf der Straße und drehte sich langsam. Sein Gesicht war leichenblass.
    »Schifterin?«, rief er leise. »Bist du irgendwo in der Nähe? Ich brauche deine Hilfe. Bitte, wir sind in Schwierigkeiten.«
    Ich
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