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Das bisschen Haushalt

Das bisschen Haushalt

Titel: Das bisschen Haushalt
Autoren: Martin-Nils Däfler
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„Ach ja, stimmt mein Schatz, das hatte ich ganz vergessen“, murmele ich. Die Kassiererin schaut mich abfällig an, als hätte ich mich gerade als Boss einer kasachischen Mädchenhändlerbande zu erkennen gegeben. Die Eintrittskarten händigt sie mir aber doch aus. Wahrscheinlich erspart mir nur die Schar der Einlass begehrenden Gäste hinter mir eine gesalzene Strafpredigt über die Verwerflichkeit des Erschwindelns von Vergünstigungen.
    Kaum haben wir uns durch den Eingangsbereich hindurchgequält - mit meinem „Gepäck“ bleibe ich natürlich überall hängen -, überblicken wir die Liegewiese. Nur noch wenige DIN A4-große Stellen von Gras sind zu sehen. Ansonsten: Eine Ansammlung von halbnackter, teilweise verbrannter, Haut, Werbegeschenk-Sonnenschirmen, ausgebreiteten Handtüchern mit Sonnenuntergangsmotiven und allerhand Wasserspielgetier. Ich habe mal Bilder von japanischen Schwimmbädern gesehen -damit könnte es das hier durchaus aufnehmen. Ich bereue meine Entscheidung, aber nun gibt es kein Zurück mehr.
    Ganz am Rand, unmittelbar neben einer Brombeerhecke, sehe ich noch ein freies Fleckchen. Bis wir uns den Weg dorthin gebahnt haben, vernehme ich allerdings dreimal den netten Zuruf: „Passen Sie doch auf, Sie Trottel“ und höre zweimal: „Mein Gott, können Sie nicht vorsichtig sein?!“
    Schließlich - kurz vor dem Ziel - trete ich auf das Handtuch einer etwas älteren, wohlbeleibten Dame in türkisfarbenem Badekleid. Sie weist mich mit den Worten zurecht „Herrje, schauen Sie doch, wo Sie hinlaufen!“ Um weitere Eskalationen zu vermeiden, entschließe ich mich kurzerhand, nach einem anderen Plätzchen für uns drei zu suchen.
    Endlich, nach zwanzig Minuten des Umherirrens haben wir noch einen freien Quadratmeter gefunden - die Fläche langt gerade, um unser mitgeschlepptes Inventar abzustellen. „Das ist nicht so schlimm, schließlich wollen wir uns ja hauptsächlich im Wasser aufhalten“, beruhige ich die Kinder, die sich auch etwas mehr Entfaltungsmöglichkeiten gewünscht hätten. Außerdem müssen wir jetzt sowieso erst einmal zum Kiosk, denn wir haben ja noch nichts gegessen. Rasch ziehen wir uns um und machen uns auf den Weg zur Imbissbude, die wir - ganz ohne sperrigen Ballast - auch vergleichsweise schnell erreichen.
    Im Warten mittlerweile geübt, reihen wir uns in die Schlange der Hungrigen und Dürstenden ein - Gelegenheit, die Umstehenden einer genauen Musterung zu unterziehen. Hier offenbart sich in aller Deutlichkeit, dass Deutschland tatsächlich zu dick ist. Dies ist keine Panikmache oder Kampagne der Krankenkassen, sondern Fakt: Unsere Gesellschaft besteht mindestens zur Hälfte aus adipösen, weißhäutigen Gestalten mit Bierhängebäuchen und Cellulitishintern. Daneben gibt es das andere Extrem: Wohlgeformte Astralkörper in makellosem Mallorcabraun. Erfreulicherweise steht genau so einer vor mir. Er gehört einer Mittzwanzigerin in knappstem ferrariroten Bikini ...
    Wir sind an der Reihe. Ich bestelle dreimal das klassische Schwimmbadessen: Bockwurst mit Pommes und doppelt Ketchup. Dazu zwei Apfelsaftschorlen und ein Weißbier. Mangels Sitzgelegenheiten - selbige haben hauptsächlich Karten spielende Rentner vereinnahmt - lassen wir uns auf den Boden nieder, vertilgen dort unsere Würste und besprechen das weitere Programm. Manchmal sollte man doch eher diktatorisch vorgehen und einfach sagen, was Sache ist. Damit jedenfalls könnte man so manche Diskussion vermeiden. Zu spät. Paul will unbedingt das Schlauchboot zu Wasser lassen, während Rebecca die Rutsche favorisiert. Ich wiederum hätte gern erst einmal eine kleine Pause gemacht, denn mit vollem Magen soll man ja schließlich nicht ins Wasser. Mein salomonisches Urteil: Ich ziehe meinen Vorschlag zurück und wir losen aus, was wir als Nächstes machen.
    Rebecca gewinnt und so stellen wir uns gleich in die dritte Warteschlange des heutigen Nachmittags. Es dauert nur dreizehn Minuten, bis wir das erste Wasserrutschenaufstiegstreppenzwi-schenpodest erklommen haben. Nach weiteren neun Minuten sind wir endlich ganz oben. Paul rutscht als Erster. Rebecca will sich nicht allein hinunterstürzen und sucht Zuflucht auf meinem
    Schoß. Ich stoße mich kräftig ab. Allerdings kommen wir kaum voran. Offenbar produzieren meine knielangen Badeshorts zu viel Reibungswiderstand. Folge: Bereits nach der ersten Kurve spüre ich einen harten Schlag gegen meinem Rücken und sehe plötzlich zwei Füße neben mir. Sie sind Teil eines
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