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Das Bild

Das Bild

Titel: Das Bild
Autoren: Stephen King
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es
könnte »When a Man Loves a Woman« sein -, während ihr
Baby aus ihr herausgespült wird.
Als er aus dem Durchgang herauskommt, hat er ein Sandwich in einer Hand - logisch, er hat noch kein Abendessen
bekommen und muß hungrig sein
-, und einen feuchten
Lappen aus dem Korb unter der Spüle in der anderen. Er
geht in der Ecke in die Hocke, wohin sie gestolpert ist, nachdem er ihr das Taschenbuch aus der Hand gerissen und ihr
drei feste Schläge in den Magen verpaßt hat wumm, wumm,
wumm, leb wohl, Fremdling
- und macht sich daran, die
getrockneten Blutstropfen und Spritzer mit dem Lappen aufzuwischen; der größte Teil des Blutes und der restlichen
Schweinerei ist hier, an der Treppe, genau da, wo er sie haben
will.
Beim Saubermachen ißt er sein Sandwich. Sie findet, der
Belag zwischen den Brotscheiben riecht wie der Rest des
gegrillten Schweinefle ischs, das sie Samstag abend mit ein
paar Nudeln machen wollte - eine leichte Mahlzeit vor dem
Fernseher, während der Abendnachrichten.
Er schaut den Lappen an, der leicht rosa verfärbt ist, dann
in die Ecke, dann wieder auf den Lappen. Er nickt, reißt
einen großen Bissen aus dem Sandwich und steht auf. Als er
diesmal wieder aus der Küche kommt, kann sie das leise
Heulen einer näherkommenden Sirene hören. Wahrscheinlich der Krankenwagen, den er gerufen hat.
Er durchquert den Raum, kniet sich neben ihr hin und
nimmt ihre Hände. Er runzelt die Stirn, weil sie so kalt sind,
dann reibt er sie sanft, während er mit ihr spricht.
»Es tut mir leid«, sagt er. »Es ist einfach … soviel ist passiert … die Hure aus dem Motel …«Er verstummt, wendet
sich einen Moment ab, dann sieht er sie wieder an. Er läßt ein
    seltsames, klägliches Lächeln sehen. Seht nur, wem ich das zu
erklären versuche, scheint dieses Lächeln zu sagen. Soweit ist es
schon gekommen - herrje,
    »Baby«, flüstert sie. »Baby.«
Er drückt ihre Hände, drückt sie so fest, daß es weh tut.
»Vergiß das Baby, hör mir zu. In einer oder zwei Minuten
    werden sie hier sein.« Ja - der Krankenwagen ist schon sehr
nahe und saust heulend durch die Nacht wie ein unaussprechlicher Hund. »Du bist nach unten gegangen und ausgerutscht. Du bist gestürzt. Hast du verstanden?«
    Sie sieht ihn schweigend an. Die Schmerzen in ihrem
Unterleib klingen ein wenig ab, und als er ihr diesmal die
Hände zusammendrückt - fester denn je -, spürt sie es wirklich und stöhnt.
»Hast du verstanden?«
    Sie sieht in seine eingesunkenen, abwesenden Augen und
nickt. Ein durchdringender Geruch von Salzwasser und
Kupfer steigt rings um sie herum auf. Keine Blutsoße mehr jetzt ist es, als würde sie in einem umgeschütteten Chemie baukasten sitzen.
    »Gut«, sagt er. »Weißt du, was passieren wird, wenn du
etwas anderes sagst?«
Sie nickt.
»Sag es. Es ist besser für dich, wenn du es sagst. Sicherer.«
»Du würdest mich umbringen«, flüstert sie.
Er nickt zufrieden. Wie ein Lehrer, der einem denkfaulen
Schüler eine komplizierte Antwort aus der Nase gezogen hat.
»Ganz recht. Und ich würde es auskosten. Bis ich mit dir
fertig wäre, würde dir das, was heute abend passiert ist, wie
ein eingeklemmter Finger vorkommen.«
Draußen pulsiert scharlachrotes Licht in der Einfahrt.
Er nimmt den letzten Bissen seines Sandwichs in den
Mund und steht auf. Er wird zur Tür gehen und sie hereinlassen, der besorgte Ehemann, dessen schwangere Frau
unglücklich gestürzt ist. Bevor er sich abwenden kann, hält
sie ihn an der Manschette seines weißen Hemds fest. Er
schaut auf sie hinab.
»Warum?« flüstert sie. »Warum das Baby, Norman?«
Einen Augenblick sieht sie einen Ausdruck in seinem
Gesicht, den sie kaum glauben kann - so etwas wie Angst.
Aber weshalb sollte er Angst vor ihr haben? Oder vor dem
Baby?
»Es war ein Unfall«, sagt er. »Das ist alles, nur ein Unfall.
Ich hatte nichts damit zu tun. Und so sollte es sich besser
anhören, wenn du mit ihnen redest. Sonst gnade dir Gott.«
Sonst gnade mir Gott, denkt sie.
Draußen schlagen Türen; Schritte laufen zum Haus, das
metallene Zähneklappern und Scheppern der Bahre ist zu
hören, auf der sie an ihren Platz unter der Sirene gerollt werden wird. Er dreht sich noch einmal zu ihr um, sein Kopf ist
in der Bullenhaltung gesenkt, seine Augen milchig.
»Du wirst wieder ein Baby bekommen, und so was wird
nicht mehr passieren. Dem nächsten wird nichts geschehen.
Ein Mädchen. Oder ein süßer kleiner Junge. Das Geschlecht
spielt keine Rolle, richtig? Wenn es ein Junge wird,
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