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Das Biest in ihm (German Edition)

Das Biest in ihm (German Edition)

Titel: Das Biest in ihm (German Edition)
Autoren: Swantje Berndt
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Paul japste vor Schreck. „Wenn Knut kommt, will ich dich hier nicht mehr s e hen.“
    „Warum? Hast du Angst, dass er sich in mich verliebt?“
    Paul schnappte nach Luft. „Raus! Du hast es versprochen!“
    Vincent tastete die Taschen ab. „Die Schlüssel . “
    Paul fauchte vor Ungeduld und warf sie ihm hinterher. „Und kein Wort zu Knut! Keins! Hast du mich verstanden?“
    „Darf ich Hallo sagen?“
    „Nein. Du darfst abhauen.“
    Knut stand kerzengerade vor der Tür. Die Rose, die er ihm entgegenhielt, ließ er wi e der sinken. „Ist Paul da?“
    Er versuchte , einen Blick über Vincents Schulter zu werfen , aber das gelang ihm nicht. Sein zarter Teint wurde vor Eifer kräftiger und die blonden Locken wippten in seiner Stirn. Ein hübsches Ker l chen. Paul hatte Geschmack.
    „H i, ic h bin Vincent.“ Der Hauch Rosa, der ihm übers Gesicht huschte, stand ihm be s tens. „Magst du Biopulpo? Seine Saugnäpfe klebten eben noch in Pauls Gesicht.“
    „Vincent!“ Paul klang wie angeschossen. „ Hatte st du nicht noch etwas Dringendes vor?“
    „Tut mir leid. Ich darf nicht mit fremden Männern reden.“
    Knuts Brauen kletterten höher und um seinen Mund spielte ein amüsiertes Lächeln. Die interessante Mischung aus teurem Aftershave und angeschwitzter Männerhaut, die ihm entgegenwehte, hatte was. „Paul, Knut riecht köstlich. Darf ich probieren?“
    Der Autoschlüssel seines SLK flog weit an ihm vorbei. Paul konnte nicht fangen und werfen schon gar nicht.
    „Schon gut, ich bin weg. Viel Spaß euch beiden.“
    Knut sah ihm nach, als er die Treppe runterging. Dann knallte die Tür. Sicher hatte Paul ihn an den Ha a ren reingezogen.
    Der Fliederduft fühlte sich wie ein Seidentuch auf nackter Haut an. Er mischte sich mit den Gerüchen verliebter Nachtschwärmer, warmem Asphalt und den Abgasen der Gro ß stadt. Diesmal hatte er sich zu lange zurückgezogen. Er musste unter Menschen. Für eine Nacht so zu tun, als wäre er ein normaler Mann mit lediglich ungewöhnlichen Essg e wohnheiten, wäre Balsam für seine wunde Seele.
    Die Gesichter hinter den Panoramascheiben der Bars lachten. Manche auch nicht. Sie sahen ernst ihren Gesprächspartnern zu oder grinsten sie an oder senkten den Blick. Die Zeit, in der er mit Freunden losgezogen war, lag ewig zurück. Er hatte ger a de mal einen akzeptablen Bartwuchs gehabt.
    An einer Litfaßsäule stand ein Paar eng aneinandergeschmiegt . Der Mann hielt das G e sicht seiner Liebsten so behutsam in den Händen, als könnte es zerbrechen. Immer wie der kostete er ihre Lippen, hielt die Augen geschlossen und genoss den Moment. Er b e merkte das Biest nicht, das an ihm vorbe i strich. Wie sollte er auch? Es hatte sich in einem Menschen versteckt und spottete über den Druck in seinem Herzen, der stetig zunahm. Er sollte umkehren, Knut rausschmeißen und sich ve r kriechen, wie er es immer tat. Paul würde ihm irgendwann verzeihen. Paul verzieh ihm alles irgendwann. Hier auf den Str a ßen waren zu viele Menschen, zu viele Emotionen, die er nicht teilen durfte und zu viele Verlockungen.
    „Ich hab Hunger, lass uns zu Bo gehen , ein Baguette essen.“
    Eine Schönheit mit hochgesteckten braunen Haaren und sinnlichem , vollem Mund hakte ihre Freundin unter und balancierte auf meterhohen Absätzen an ihm vo r bei. Der Blick, den sie ihm zuwarf, versprach mehr, als er nehmen durfte. Die Brünette lachte zu laut, sah sich nach ihm um, lachte noch lauter. Ihr Duft verriet ihr Bedürfnis nach ihm. Wusste sie, dass sie seinen Jagdtrieb schürte? Ihren Nacken zierten nur einzelne Sträh nen. Er fokussierte ihn, ging schneller, ebenso wie sein Atem und sein Herz. Es war ein sch ö ner Nacken. Sie war eine schöne Beute.
    Vincent blieb stehen. Er dachte wie das Biest. Wie hatte es sich in sein Bewusstsein schleichen können? Er konzentrierte sich auf alltägliche Dinge. Briefkästen, Zigarette n kippen am Straßenrand, kleine Klebebildchen auf Laternenmasten. Der Rhythmus seines Herzens wurde wieder ruhiger.
    Die Braunhaarige war mit ihrer Freundin am Aufgang der Bistroterrasse stehen gebli e ben. Ihr provokanter Augenaufschlag galt ihm allein. Sie schlenderte über die Ter rasse, an den besetzten Tischen vorbei nach drinnen. Zu viele Menschen. Zu viele Ger ü che, zu wenig Rückzugsmöglichkeit. Rückzug? Das Biest fuhr langsam die Krallen in ihm aus.
    „Kann ich Ihnen etwas bringen?“ Die leuchtenden Augen der Kellnerin erfas s ten ihn mit einem Blick. „Da vorn ist noch ein
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