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Das Biest aus den Alpen

Das Biest aus den Alpen

Titel: Das Biest aus den Alpen
Autoren: Stefan Wolf
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die Pfote geben. Sie trug ihren Spitznamen
»Pfote« nicht umsonst.
    Fritzi griff unter ihre Schürze
und zog zwei Schlüssel hervor. »Viele Gäste haben wir zurzeit nicht. Wir
konnten euch deshalb zwei besonders schöne Doppelzimmer reservieren.« Mit einem
Blick auf Gaby, die Tims Hand ergriffen hatte, sagte sie: »Wie ihr euch
aufteilt, bleibt euch überlassen.«

 
     
    Schon am frühen Morgen sockte
Tim durch den Pensionsflur
im ersten Stock. Auf seinem Weg nach unten traf er einen der Hausgäste. Die
dünnen grauen Haare des Mannes standen wirr in alle Richtungen ab. Auch die
Kleidung wirkte ungepflegt: ein ehemals schwarzer Anzug, der an Knien und
Ellenbogen ziemlich ausgebeult war.
    »Unsympathischer Zeitgenosse«,
dachte Tim. Er grüßte trotzdem.
    Tim trat aus dem Haus. Laut
schlug die Tür hinter ihm ins Schloss. Er trug seine neuen Jeans, ein leuchtend
orangefarbenes Hemd, das ihm prima stand, und Flip-Flops statt der üblichen
Sneaker.
    Der blaue Himmel verhieß einen
heißen, trockenen Tag.
    »Ein Wetter zum Heldenzeugen«,
stellte er sachkundig fest. Er reckte sich und blinzelte in die Sonne.
    Jäh knickte er zusammen.
Zwischen Kapuzen- und Deltamuskel traf ihn ein harter Schlag. Dann wurde es
feucht.
    »Treffer — und versenkt!«
    In Tims Ohren gellte ein
Lachen. Er fuhr herum und sah gerade noch aus den Augenwinkeln, wie eine zweite
Wasserbombe um Haaresbreite an ihm vorbeisurrte.
    »Erfrischung gefällig?« Karl
jonglierte zwei mit Wasser prall gefüllte Ballons in seinen Händen.
    »Danke der Nachfrage!« Tim nahm
es gelassen, dass Karls Wurf ein Volltreffer war und ins Schwarze ging. Lachend
fragte er: »Sag mal, hast du Willi gesehen? Oben ist er nicht. Und Oskar ist
auch weg.«
    »Wahrscheinlich hat der Hunger
Klößchen aus dem Haus getrieben. Freiwillig bewegt der sich doch sonst keinen
Zentimeter.«
    Die beiden Jungen überquerten
die Straße und liefen einige Meter an einer langen Mauer vorbei. Dann standen
sie vor der Pfarrkirche, die ihren weißen Turm mit Zwiebelhaube in die Höhe
reckte. Auf einem der vielen Wege und Pfade zwischen den angrenzenden Gebäuden
hofften sie, Klößchen zu treffen.
    Sie brauchten auch nicht lange
zu suchen. Klößchen stand an einer Straßenecke und schaute gebannt in eine
Richtung. In der Linken hielt er eine Leine. Es gelang Tim und Karl, sich
unbemerkt heranzuschleichen. Jetzt sahen sie auch, was seine Aufmerksamkeit
fesselte: Oskar tollte die Mauer entlang. Zuweilen hielt das Tier inne, um
einen Stein zu beschnuppern oder das Bein zu heben.
    Auf einmal zischte völlig unerwartet
eine grüne Kugel über Oskar hinweg und zerbarst an der Kirchenmauer in
unzählige Stücke. Während sein Hundehirn angestrengt grübelte, was das zu
bedeuten habe, zerplatzte ein zweiter blauer Ballon direkt vor seiner Nase.
    Mit einem lang gezogenen Wau-huhu
und eingeklemmtem Schwanz sauste er davon und machte erst halt, als er sich in
Sicherheit wähnte. Dann wandte er sich um und sah in Karls lachendes Gesicht.
    Doch Karl lachte nicht lange.
Tim und Klößchen waren neben ihn getreten und packten ihn, sodass er mit einem
kunstgerechten Salto rückwärts auf dem Boden landete.
    »Rache für Oskar!«, gellte ihr
Schrei über den Kirchplatz. Oskar kam kläffend herbei, verfehlte aber in wildem
Kampfeseifer seinen Gegner. Stattdessen erwischte er Tim am Allerwertesten.
    »Autsch!«, knurrte Tim und
hielt sich den Hintern, während sich seine beiden Freunde vor Lachen
schüttelten.
    Es fehlte nicht viel und eine
wunderbare freundschaftliche Balgerei wäre entbrannt.
    Hoch vom Turm schlug die Glocke
neun Mal.
    »Schnell, wir schauen mal, ob
Gaby schon auf ist.
    Und dann geht’s zum
Futterfassen!«
     
    Das Frühstück war reichhaltig.
Frau Fuchs hatte in der Gaststube einen herrlichen Tisch gedeckt. Es gab Tee
und Kakao, Brötchen und leckeres Bauernbrot, Honig, Obst, etwas Gemüse und Schinken.
In einem Korb lagen frische Eier, die geradewegs aus dem Hühnerstall kamen. Die
Milch, die in einer kleinen Kanne auf dem Tisch stand, war noch euterwarm. Die
vier hauten mächtig rein.
    »Bergluft macht hungrig«,
stellten sie einträchtig fest.
    Gaby hatte ihre fingerdicke
Brotscheibe mit Butter und Gartenwurst — wie sie Salatgurken nannte — belegt.
Klößchen dagegen schob sich bereits das dritte Brötchen mit Schokocreme
zwischen die Kauleisten.
    »Willi, Willi, irgendwann wirst
du platzen — und nur ein gigantischer Schokofleck wird zurückbleiben«, lachte
Gaby.
    Während
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