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Das Biest aus den Alpen

Das Biest aus den Alpen

Titel: Das Biest aus den Alpen
Autoren: Stefan Wolf
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an sich.
Dabei glotzte er hasserfüllt durch seine golden gerahmte Brille.

    Karl fand als Erster die
Sprache wieder. »Wir wussten ja nicht, dass...«
    »Ich arbeite hier«, keifte der
komische Kerl. »Das sind historische Texte — nix für Kinder«, murmelte er noch
und wich in die Ecke zurück, aus der er gekommen war.
    »Wir werden Sie nicht weiter
von Ihrer wichtigen Arbeit abhalten«, sagte Gaby übertrieben höflich. Zu Karl
gewandt, flüsterte sie: »Der tut ja gerade so, als wollten wir ihm sein Buch
klauen.«
    »Blöd! Ich hätte mir die
Zeichnung gar zu gerne näher angesehen.«
    »Komm, lass uns verduften«,
drängte Gaby. »Mir ist die Luft hier zu stickig geworden.« Gaby spürte förmlich
die stechenden Blicke des komischen Kauzes in ihrem schlanken Nacken. »Wir
gehen jetzt«, säuselte sie übertrieben laut, öffnete die Tür und schloss sie
hinter Karl mit einem festen Rums.
     
    Als sie mit Karl in der Pension
ankam, war Gaby noch immer auf hundertachtzig. »Der ist ja genauso wirr wie
sein Haar. Soll er doch an seinen staubigen Büchern ersticken!«
    »Wenn Blicke töten könnten! Da
braucht’s kein Buch mehr.« Sie waren Tim direkt in die frisch trainierten Arme
gelaufen. »Von wem redet ihr?«
    »Vom Stadtgespenst von
Oberaudorf«, knurrte Gaby. »Und es hätte uns beinahe mit seinem fauligen Atem
getötet, weil wir uns an seinem heiligen Buch vergreifen wollten.« Sie erzählte
Tim von der sonderbaren Begegnung.
    »Nicht jeder, der aussieht wie
ein Gammler, ist auch einer. Vielleicht hat er ja drei Töchter — aber nur ein
Bad?«, spottete Tim.
    Er hatte einen Verdacht: »Das
ist bestimmt der Typ, der mir heute Morgen auf der Treppe begegnet ist. Scheint
in der Pension zu wohnen.«
    »Dann werden wir ihm wohl noch
öfter über den Weg laufen«, stellte Karl fest.
    »Pöh! Der interessiert mich
doch schon gar nicht mehr!«, sagte Gaby. »Lasst uns lieber noch was
unternehmen. Die Wolken haben sich verzogen.«

 
     
    Als die TKKG-Freunde von ihrem
kleinen Ausflug durch die nähere Umgebung zurückkamen, hörten sie das kräftige Organ von Friedl
Fuchs aus dem ersten Stock schallen: »Schade, mein lieber Professor, dass Sie
nicht gefunden haben, wonach Sie suchten. Am besten, Sie sprechen einmal
unseren Kurator persönlich an. Er verfügt über ein umfangreiches Wissen über
die Geschichte der Familien in dieser Gegend.«
    »Ich bin gekommen, die uralten
Überlieferungen der Region zu untersuchen«, ächzte eine Männerstimme. »Ich betreibe
diese Recherche jedoch mehr aus privaten Gründen.« Der Mann lachte in heiseren
Stößen.
    Karl und Gaby erkannten sofort
die Stimme des unangenehmen Typen aus dem Heimatmuseum.
    »Wie eine krächzende Krähe«,
flüsterte Gaby und schlug mit den Armen auf und ab.
    »Jeder Aberglaube, jede Sage,
hilft mir, die restliche Überlieferung zu verstehen und ihre Bedeutung zu
erhellen«, schnarrte es von oben. »Und da sie immer auf einer realen Grundlage
beruhen, können wir damit der Wahrheit — oder aber der Wahrscheinlichkeit —
näher kommen.«
    »Herr Wildgruber, der Leiter
des Museums, liebt die Geschichte und die Sagen unseres Landes. Er weiß mehr
über unsere schöne Gemeinde als jeder andere. Unter anderem verfügt der Mann
über eine genaue Kenntnis der bekannten Höhlen.« Fuchs kam gemeinsam mit seinem
Gast die Treppe hinab.
    »Guten Tag, Herr Fuchs!«,
grüßten TKKG artig.
    Der Mesner nickte ihnen kurz zu
und wandte sich dann wieder an seinen Gesprächspartner. »Mein lieber Professor
Corvinus, was auch immer Sie benötigen — bitte lassen Sie es mich wissen.«
    Der Professor räusperte sich.
»Darauf komme ich gerne zurück. Vielleicht können Sie mir vorerst mit etwas
Werkzeug aushelfen?« Wie er so dastand und mit seinen dürren Ärmchen
gestikulierte, sah er wirklich aus wie ein flugbereiter Rabenvögel.
    Die Freunde standen regungslos
im Hintergrund und taten, als seien sie ins Studium einer Frauenzeitschrift
vertieft, die in der Eingangshalle auf einem kleinen Tisch lag. Trotzdem traf
sie Professor Corvinus’ giftiger Blick. Die Männer schüttelten sich die Hände
und der Professor verließ das Haus. Friedl Fuchs verschwand in die Küche.
    Gaby kicherte. »Das ist
vielleicht ein schmieriger Kerl.«
    »Ein Penner auf Studienfahrt«,
meinte Tim naserümpfend.
     
    Nun hatte die TKKG-Bande Feuer
gefangen. Die vier wollten wissen, warum sich Professor Corvinus ihnen
gegenüber so unfreundlich verhielt. Sie zogen sich in das Zimmer
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