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Das beste Mittel gegen Kopfschmerzen

Das beste Mittel gegen Kopfschmerzen

Titel: Das beste Mittel gegen Kopfschmerzen
Autoren: Nancy Warren
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Steve der Tag, an dem ihm ein
Gerüstteil auf den Kopf gefallen, sein Schutzhelm
zerbrochen war und er eine Gehirnerschütterung
davongetragen hatte, geradezu schön gewesen.
    Wenigstens hatte er damals seine Hose anlassen
und sich am Ende des Tages noch immer als ganzer
Kerl fühlen können. Gut, vielleicht hatte er kurzzeitig
seinen eigenen Namen nicht mehr gewusst,
aber als der Kopfschmerz schließlich nachgelassen
hatte, war auch sein Verstand zurückgekehrt.
Zwei Wochen lang hatte er brechreizerregende
Skripts für Radiowerbespots gelesen und fürs TV
geübt – und der einzige Grund, warum er nicht
alles hingeschmissen hatte und nach Hause gefl
üchtet war, war der, dass Lise am Abend auf ihn
wartete. Aber der heutige Tag war mit Abstand der
schlimmste.
    Heute war er halbnackt, sein Haar war mit irgendeinem
Spray eingenebelt worden, und sein Kopf
roch genauso wie der seiner kleinen Schwester,
wenn sie ausging. Außerdem hatte man ihn mit
Babyöl eingerieben, damit es so aussah, als wäre
er nass. Und zu allem Überfl uss starrte eine Makeup-
Stylistin ihn so seltsam eindringlich an, dass er
sich mehr als unwohl fühlte.
    Sie waren in der Garderobe eines Studios, in dem
sie Aufnahmen für Werbeanzeigen in einem Magazin
machen wollten. Es hatte sich herausgestellt,
dass sie die Bilder nicht einmal in der Nähe von
echtem Wasser fotografi eren würden. Lise hatte
ihm erklärt, dass sie das Meer später in die Bilder
hineinretuschieren würden.
    Die ganze Sache gefi el ihm überhaupt nicht. Ohne
Zweifel hätte er vorgeben können, einen wundervollen
Tag voller Sonne zu genießen und Spaß
dabei zu haben, auf einem Crane-Surfboard zu
stehen, wenn er tatsächlich im Sonnenschein am
Strand gewesen wäre – doch er musste so tun als
ob. Das alles war ein gigantischer Schwindel.
    Riesige runde Scheinwerfer und silberne Schirme
stellten die Sonne dar, aus einer Schubkarre voller
Sand, die man von irgendwo herbeigeschafft hatte,
baute man einen Strand nach, und Babyöl ersetzte das Wasser auf der Haut. Ein großer Ventilator sollte,
wie er annahm, die Meeresbrise imitieren.
    Der Typ mit dem Babyöl sah ungefähr so verärgert
aus, wie Steve sich fühlte. »Sehen Sie«, jammerte
er und fuchtelte mit seinen ölverschmierten Händen
in der Luft herum. »Ich muss wirklich …«
    »Könnten wir einen Moment unter vier Augen reden?
«, fragte Lise auf ihre ruhige Art, als würde so
etwas jeden Tag passieren. Vielleicht passierte es
ihr sogar jeden Tag.
    »Das Shooting beginnt in fünfzehn Minuten«, erwiderte
der Babyölboy. »Du weißt ja, wie Sebastian
werden kann, wenn es um den Ablauf geht.« Damit
verschwand er.
    »Sebastian?« Steve war sich sicher, dass er niemals
jemandem trauen würde, der Sebastian hieß.
»Der Fotograf«, erklärte Lise.
    »Großartig. Warum haben sie nicht wenigstens
ein hübsches Mädchen genommen, das die Fotos
schießt? Ich soll also in Shorts vor einem Typen
herumtänzeln, der Sebastian heißt?«
    Eine Weile blickte Lise ihn an, als würde sie über
etwas nachdenken. Wie sie ihn aus dem Vertrag
entlassen und mit dem nächsten Flieger zurück
nach Sydney schicken konnte, hoffte er.
    An diesem Tag war sie die toughe Geschäftsfrau,trug einen Rock, der für seinen Geschmack ein
bisschen zu lang war, und eine weiße Bluse, die
sehr an ein strenges Herrenoberhemd erinnerte.
    Sie warf einen Blick auf die Uhr und machte einen
Schritt auf ihn zu. »Dieses Shooting ist wahnsinnig
wichtig, Steve. Es ist unbedingt notwendig,
dass du mitarbeitest.«
    »Ich weiß. Aber es ist verdammt schwierig, wenn
ich die ganze Zeit über nur so tun muss als ob.«
Sie machte noch einen Schritt auf ihn zu und lächelte.
    Es war nicht das wundervolle offene Lächeln,
das sie ihm schenkte, wenn sie beide allein
waren, sondern das geschäftsmäßige »Alles-wirdgut-
wenn-du-tust-was-ich-sage«-Lächeln, das er
nicht so sehr mochte. »Ich möchte nicht, dass du
dir Gedanken über den Fotografen oder die Stylisten
machst.«
    »Und was ist mit diesen verfl uchten Shorts?«
    Ihre Lippen zuckten verdächtig, doch sie schüttelte
würdevoll den Kopf. »Mach dir auch keine Gedanken
über die Shorts. Wir haben über das alles
hier gesprochen, und wir haben geübt«, erinnerte
sie ihn. Gut, sie hatten vor allem in seinem Hotel
oder ihrem Apartment geübt, wo sie eher nackt
als angezogen gewesen war und die Übungssession
immer mit Sex geendet hatte. »Du musst dir vorstellen, dass du eine Welle erwischst und dass
das Gefühl total
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