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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie
Autoren: Liane Mars
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aufgerissen, Gedärme hingen nicht raus. Soweit alles gut. Beine waren auch noch dran, Hände ebenfalls, Kopf saß außerdem auf dem Hals. Also, woher kam das Blut?
    Dann fiel es mir ein.
    Es war Wolfsblut. Ich hatte das Vieh wirklich erwischt.
    Sekunden später war ich wieder auf den Beinen, klaubte meinen Bogen auf und sortierte meine verstrubbelten Pfeile. Er war verletzt – und damit eine gute Beute.
    In meinem Kopf meldete sich kurzfristig der Gedanke: „Hallo? Er hat dich leben lassen! Das hätte ein Veddawolf bestimmt nicht getan! Der hätte dich erst mit seinem magischen Gebrüll gelähmt und dann gefressen!“ Diese Argumente schob ich jedoch schnell von mir. Das Jagdfieber hatte mich gepackt, eine mächtige Droge.
    Seinen Spuren zu folgen, war jetzt einfach. Neben den Pfotenabdrücken klebte überall Blut: an den Bäumen, den Büschen und im Schnee. Er schien nur drei Pfoten aufzusetzen, trotzdem war er wohl ziemlich schnell unterwegs. Fast zehn Minuten folgte ich ihm, hoch konzentriert, die Augen am Boden, ganz auf die Jagd fixiert.
    Dummerweise übersah ich dadurch den Usurpator. Dieses Tier hatte den Körper eines weißen Bären, aber die zwei riesigen Hauer eines Walrosses – und die miese Laune von beiden.
    Eigentlich hätte mich der Usurpator auch einfach vorbeiziehen lassen können. Was hatte ich denn schon mit ihm zu schaffen? Ich machte ihm keine Nahrung streitig, war für ihn keine Konkurrenz und eine Bedrohung schon mal gar nicht. Das interessierte Usurpatoren aber nicht. Sie waren grundsätzlich auf alles sauer, was sich bewegte.
    Und dieser griff direkt an.
    Eine mächtige Tatze sauste plötzlich über meinen Kopf hinweg. Sie schlug mir nur nicht den Kopf ab, weil der Usurpator schlecht gezielt hatte. Dann brüllte er mich an, dass mir Hören und Sehen verging. Und, ganz klar: DIESES Vieh stank aus dem Maul.
    Der Usurpator machte einen Satz auf mich zu, hoch aufgerichtet auf zwei Beinen, und versuchte wieder, mich mit den Tatzen zu erwischen. Der Linken wich ich noch recht elegant aus, der Rechten nicht mehr so schön. Immerhin erwischte mich keine von beiden. Gleichzeitig schnappte das Vieh nach mir. Seine Haifischzähne krachten keine zwei Zentimeter vor meiner Brust aufeinander.
    Das war knapp.
    Ich riss einen Pfeil aus dem Köcher und fuchtelte damit vor seinem Gesicht herum. Das lenkte ihn immerhin soweit ab, dass er mich nicht direkt zerfleischte, sondern erst mal nach dem Pfeil schnappte. In letzter Sekunde ließ ich los, dann zersprang das Holz auch schon in tausend Späne.
    Das war die Sekunde, in der ich losrannte, weg vom Usurpator. Aber er folgte mir. Auf vier Pfoten war er ziemlich schnell und holte entsprechend rasch auf, außerdem behinderte mich der Schnee.
    Ich wäre wohl keine zehn Meter weit gekommen, dann hätte er mich eingeholt und sicherlich in genauso viele Fetzen zerlegt wie den Pfeil.
    Doch etwas sprang ihn von der Seite an. Etwas Riesiges, Schwarzes.
    Den Usurpator riss es weg von mir. Er kreischte, brüllte, geiferte. Das andere Wesen antwortet ebenso wütend. Dann folgte ein nervenzerreißendes Knurren – und die Welt ging unter.
    Die beiden Bestien lieferten sich den Kampf des Jahrhunderts. Usurpator gegen - meinen Wolf.
    Es war ein ungleicher Kampf: Der Wolf hinkte auf drei Beinen und wich den Angriffen des Usurpators nur um Haaresbreite aus. Außerdem war der Usurpator viel größer und stärker.
    Und trotzdem ließ der Wolf nicht von ihm ab, schob sich stattdessen – und das bildete ich mir nicht ein – zwischen mich und meinen Angreifer.
    Er schützte mich!
    Als der Usurpator das nächste Mal angriff, war der Wolf zu langsam. Das Gebiss des Bären knallte in den Hals seines Gegners, riss ihn rum wie ein Spielzeug. Der Wolf gab keinen Ton von sich, auch dann nicht, als der Usurpator losließ und der Wolf einen Meter durch die Luft segelte, ehe er mit voller Wucht im Schnee aufklatschte.
    Der Usurpator setzte nach, bereit, seinem Gegner das Genick zu brechen.
    In dieser Sekunde schrie ich und winkte. Ziemlich dumm, ich gebe es zu. Aber da war es auch schon zu spät.
    Der gigantische Schädel des Bären schwenkte fast augenblicklich zu mir. Ausgerechnet jetzt musste auch noch die Sonne aufgehen – und das Licht glitzerte anmutig in seinen fiesen Hauern.
    Ich machte automatisch einen Schritt zurück, einen zweiten, als auch der Rest des Usurpators zu mir herum schwang.
    Der nächste Angriff galt wieder mir, doch da sprang der Wolf ihn zum zweiten Mal an,
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