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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie
Autoren: Liane Mars
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zu.
    Der Wolf war schwarz und riesig. Alles Indizien dafür, dass es sich hierbei nicht um einen normalen Wolf handelte. Aber wenn er tatsächlich ein Veddawolf, ein magischer Teufelswolf, war, dann war ich eh … am Arsch. Und zwar so richtig.
    Ich wollte aber nicht mehr länger auf meinen möglichen Tod warten. Wenn er mich haben wollte, dann wollte ich zumindest den Zeitpunkt meines Ablebens bestimmen - und dann nach einem guten Kampf ausscheiden.
    Deshalb hatte ich auch die Tür zur Hütte nur angelehnt; damit Meeha raus konnte, falls ich nicht zurückkam. Stopp! Darüber wird nicht nachgedacht.
    Ich kam auch gar nicht mehr dazu, denn ich versank abrupt bis zum Knie im Schnee und musste mich befreien. Die nächsten zehn Minuten war ich damit beschäftigt, zweihundert Meter weit zu kommen. Soviel zu meiner Kondition.
    Danach war ich schweißgebadet und schnaufte wie ein Bulle kurz vor dem Angriff.
    Gerade wollte ich mich weiter quälen, da sah ich ihn: Den gigantischsten Wolf, der mir je begegnet war.
    Und: Er sah mich nicht.
    Sein Fell war schwärzer als alles, was ich je gesehen hatte. Von der Kralle über den Schwanz bis zur Schnauze: alles schwarz. Gerade schnüffelte er auf dem Boden, die Nase tief in der Erde vergraben. Und obwohl er sich dadurch duckte, war mir klar, wie riesig er war: Er wäre mir locker bis zur Schulter gegangen, wenn er denn so nah neben mir gestanden hätte.
    Es war beängstigend.
    Beängstigend war auch das, was ich dann tat. Fünfzig Meter war er von mir entfernt. Fünfzig Meter! Freies Schussfeld, denn er buddelte still mitten auf einer Lichtung vor sich hin. Ich selbst war durch ein paar hutzlige Büsche einigermaßen getarnt – und über die konnte ich gut drüber zielen. Perfekt.
    Ich nahm den ersten Pfeil zur Hand, legte ihn auf die Sehne und schoss, ohne noch großartig darüber nachzudenken.
    Ich traf ihn! Tatsächlich!
    Aber was jedes normale Wesen auf der Stelle umgehauen hätte, ließ ihn nur schwanken. Dann schnellte der riesige Schädel zu mir herum.
    Fast sofort verstummte das Klingeln vor meinem Mund, denn selbst die Frostgeister hatten sich verduftet. Ja, danke auch!
    Eigentlich hatte ich rot glühende Augen erwartet, irgendwas richtig Unheimliches. Stattdessen starrte ich in ein Meer blauer Farbe. Wunderschön …
    … dann sprang das Vieh auf mich zu. Zwei Sätze, drei Sätze. Weniger wunderschön.
    Ich schoss einen zweiten Pfeil, ohne zu überlegen. Auch der traf ihn, diesmal vorne in die Brust. Er stoppte ihn nicht.
    Zwei Meter trennten uns, ein Meter. Das wäre jetzt die letzte Chance gewesen, noch auf einen Baum zu fliehen, aber den Gedanken brachte ich nicht mehr zu Ende, dann war er auch schon über mir.
    Sein riesiges Maul sprang mir entgegen, direkt zum Kopf. Ich schrie, riss die Arme hoch und erwartete, riesige Zähne in meiner Haut zu spüren. Stattdessen trafen mich direkt an der Brust zwei Pfoten, so groß wie Kamelhufe.
    Ich fiel einfach um, rücklings in den nächsten Busch.
    Immerhin knallte ich ihm noch den Bogen gegen die Ohren, aber er knurrte nur. Dann wurde ich reglos wie ein Steingeist, der sich sonnt, denn keine zwei Millimeter vor meiner Nase klaffte sein Gebiss auf, die Zähne so lang, dass ich sie nicht mehr ganz in mein komplettes Sichtfeld bekam. Sein Gewicht schnürte mir den Atem ab und der Busch, auf dem ich lag, bohrte seine spitzen Zweige in meinen Rücken.
    Trotz meiner Panik bemerkte ich drei Dinge gleichzeitig: Der Wolf roch gar nicht so schlecht aus dem Hals, wie es Raubtiere für gewöhnlich tun, nach verrottetem Fleisch, fehlender Zahnhygiene und Magensäure. Der Wolf belastete mich nicht mit seinem vollen Gewicht, sonst hätte ich gar nicht mehr atmen können. Und: Ich lebte noch … was erstaunlich war.
    Stattdessen brüllte er mich an, dass es mir in den Ohren klingelte.
    Dann, ganz plötzlich, war der Druck verschwunden. Und mit ihm der Wolf.
    Es war das Krasseste, was ich bisher erlebt hatte, und ich blieb benommen liegen, um die Lage zu sondieren. Ich konzentrierte mich aufs Atmen: weg mit der Panik, der Angst, den Schmerzen. Mein Atem klirrte wieder leise, was ein gutes Zeichen war. Die Frostgeister waren zurück, das Vieh war also wirklich weg.
    Erst nach mehreren Minuten setzte ich mich vorsichtig auf und bekam kurzfristig erneut Panik. Überall war Blut. Auf meiner Hose, meinem Pullover, sogar an meinen Händen.
    Wo? Wo hatte er mich so tödlich erwischt?
    Hastig machte ich eine Bestandsaufnahme von mir. Bauch war nicht
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