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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie
Autoren: Liane Mars
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Hütte, kam ich mir doch ein bisschen vor wie ein Eindringling. Doch Keelin spürte nichts von meinen Bedenken, denn er zog mich sofort zu seinem Vater hinüber, der vor dem Kamin saß. Der erhob sich sofort, sobald er uns sah.
    In seinen Armen hielt er einen kleinen Jungen, etwa drei Jahre alt. Er schlief, allerdings hatte er ein von Tränen aufgequollenes Gesicht und machte insgesamt einen sehr unglücklichen Eindruck.
    Auch Keelins Vater sah noch immer verweint aus. Er hatte heute zwar einen Sohn zurückgewonnen, dafür aber auch einen verloren.
    Trotz der Totenwache war die Trauer nicht ganz weggewischt.
    Gerade legte Eremon den Jungen auf dem nächsten Sessel ab, deckte ihn sorgfältig zu und kam zu uns herüber. Seine Hütte war recht klein: Der Hauptraum maß etwa zwanzig Schritte in die eine und zwanzig in die andere Richtung, darin standen ein Tisch, mehrere Stühle, eine alte Kommode und der Kamin mit zwei Sesseln davor. Hier wurde auch eindeutig gekocht, dem Geruch nach zu urteilen.
    „Wir legen uns schlafen“, sagte Keelin flüsternd, um den Kleinen nicht zu wecken. Eremon nickte und lächelte mich an.
    „Ich habe für dich das Gästezimmer fertig gemacht, Aeri. Es ist zwar nicht mehr als eine Kammer, dafür aber warm, weil es direkt neben dem Kamin liegt. Keelin kann in seinem alten Zimmer schlafen.“
    „Vater …“
    „Nein, ich will nichts hören. Ihr seid nicht verheiratet. Noch nicht. Also ab mit euch!“
    Ich sah noch, wie Keelin die Augen verdrehte, wurde aber bereits von Eremon die Treppe hoch geschoben. Die Schlafzimmer lagen wohl auf der oberen Etage. Vor uns hüpften mehrere Feuergeister, die uns den Weg beleuchteten.
    „Die Kleinen sind echt praktisch“, sagte Eremon und wechselte dadurch elegant das Thema. Ihm war bestimmt aufgefallen, dass ich tiefrot angelaufen war. „Sonst muss ich immer mit Kerzen hier rauf, aber so ist es viel angenehmer.“
    Er öffnete eine Tür, die direkt am Treppenaufgang links abging, und vollführte eine einladende Bewegung. „Ihre Residenz, meine liebe Elementarmagierin.“ Wieder ein Lächeln, allerdings diesmal ein deutlich traurigeres, dann war er schon wieder weg und zog die Tür hinter mir zu.
    Es war wirklich nur eine Kammer: Ein Bett, ein schmales Bord, sonst stand hier nichts. Aber schön warm war es.
    Ich ließ mich mit einem Seufzer auf der Matratze nieder. Ähnlich wie bei Liah war auch diese hier nicht aus Stroh, sondern aus Wolle. Herrlich weich.
    Mit einer Hand zog ich Meeha aus meinem Ausschnitt, mit der anderen schob ich mir die Schuhe von den Füßen. „Unser neues Zuhause!“, sagte ich zu ihr. „Gefällt es dir?“
    Meeha musterte mit großen Augen die winzige Kammer und nieste. Offenbar war der Raum schon länger nicht mehr genutzt worden. Sie war aber ganz zufrieden und machte es sich am Bettende bequem. Ich folgte ihrem Beispiel, rollte mich zu einer Kugel zusammen und schloss erschöpft die Augen.
    Was für ein Tag.
     
     

Kapitel 25 - Frostgeister
    Es wunderte mich nicht wirklich, dass Keelin wenig später zu mir huschte. Das Bett senkte sich kurz, dann kuschelte er sich an mich. Er hatte sich, ähnlich wie ich, gar nicht erst ausgezogen. Ich hatte schließlich keine Wechselwäsche hier – außerdem hatte ich ja ohnehin mein Nachthemd noch an. Was war denn seine Ausrede?
    Er küsste mich als Begrüßung, aber irgendwie war er fahrig und nervös. Ich spürte seinen hämmernden Herzschlag direkt an der Brust.
    Schläfrig versuchte ich, ihn im Stockdunkeln zu erkennen. „Eremon wird böse, wenn er dich hier erwischt“, nuschelte ich.
    „Glaub mir, er rechnet nicht wirklich damit, dass ich mich an seine Anweisung halte. Er hat nur Theater gespielt, um den Anstand zu wahren.“ Ich spürte, dass Keelin von einem Ohr zum nächsten grinste.
    „Und warum bist du dann so nervös?“
    Das brachte ihn erst mal zum Schweigen. Um Zeit zu gewinnen, spielte er mit einer meiner Haarsträhnen. Ausnahmsweise hat er die mal für sich: Die Geister schienen ebenfalls zu schlafen.
    Doch dann ließ er die Strähne fallen, rollte sich halb auf mich und nahm mein Gesicht zwischen seine Hände. Vor Aufregung glühten sogar seine Augen dunkelrot. Er küsste mich, aber nur ganz kurz, dann sagte er völlig atemlos: „Heirate mich. Jetzt und hier.“
    „Aber …“, setzte ich an. Sofort unterbrach er mich.
    „Unsere Geschichte hat in einer einsamen Berghütte fernab von allem begonnen. Wir brauchen kein Publikum, um sie fortzuführen. Nur du und
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