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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie
Autoren: Liane Mars
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ab.
    „Du bist unmöglich, Aeri“, sagte sie leise.
    Ich zuckte mit den Schultern. „Trauern macht eben hungrig.“
    Sie betrachtete nachdenklich die Erde unter ihren Fingern, hob sogar ein kleines Klümpchen auf und zerbröselte es. Als sie mich ansah, schwammen ihre Augen in Tränen. „Ich habe ihn geliebt“, flüsterte sie mit erstickter Stimme.
    „Und er dich. Da bin ich mir sicher.“
    Sie schluchzte kurz auf, aber es war ein trockener Schluchzer. Keine Träne floss. Liah kämpfte ganz offensichtlich um ihre Tapferkeit. Ich fand das albern, sagte das aber lieber nicht laut. Erst recht nicht, als sie weitersprach. „Die Verbindung mit Danae war so schrecklich für ihn. Es hat ihn innerlich zerrissen. Die Magie kann nicht immer alles richten, weißt du?“
    Ich nickte. Dann sagte ich leise, ganz ohne groß nachzudenken: „Eure Liebe war eben stärker als die Magie. Ist doch ein schöner Gedanke, oder?“
    Da riss Liah den Kopf hoch und starrte mich an, als hätte ich sie angegriffen. Einen Moment bekam ich Angst, immerhin waberten im Hintergrund irgendwelche Hexengeister. Doch stattdessen sah ich endlich eine einzige Träne, die Liahs Augenwinkel verließ. Und sie lachte. Sie lachte tatsächlich!
    „Aeri!“, rief sie und beugte sich vor, um mir einen Kuss auf die Wange zu hauchen. „Ja! Ja, das ist ein schöner Gedanke. Das ist der schönste Gedanke überhaupt. Ich danke dir!“
    Damit sprang sie auf, plötzlich wieder eine ganz andere Liah. Der Wirbelsturm war wieder da. Sie hielt mir die Hand hin. „Komm! Ich bringe dich zu Keelin. Dem hat es gar nicht behagt, dich mit mir allein zu lassen.“
    Verwirrt erhob ich mich und nahm ihre Hand. Sie war eiskalt und zitterte leicht, ein winziger Hinweis, dass es Liah nicht wirklich richtig gut ging. Aber immerhin: Sie sah jetzt nicht mehr beängstigend aus - obwohl ihre Haare immer noch schwarz waren.
    Sie zog mich mit sich, doch aus dem Augenwinkel sah ich noch, wie sie den Geistern einen kleinen Wink gab. Sofort erhoben sie sich in die Lüfte, nahmen die goldenen Blätter auf Tristans Grab mit sich und bildeten daraus einen winzigen Wirbelsturm.
    Und bis heute tanzt dieser golden blitzende Wirbelsturm auf seinem Grab.
     
     

Kapitel 24 - Erklärungen
    Liah führte mich schweigend hinunter zum Dorf, an den kleinen, freundlichen Häusern vorbei zu einer Hütte ganz aus Holz. Auf dem Dach wuchs jede Menge Moos und sogar ein winziger Baum, die gesamte Vorderseite bestand fast nur aus Efeu.
    Es war ein hübsches Häuschen, das mich sofort an meine alte Hütte erinnerte.
    Kaum hatte ich die Veranda mit einem Fuß berührt, winkte Liah auch schon zum Abschied. Ich sah ihr nach, bis sie hinter der ersten Häuserreihe verschwunden war.
    Weil ich einen Moment allein sein wollte, setzte ich mich auf die Veranda vor Eremons Haus. Es war Abend geworden, die meisten Mar hatten sich zurückgezogen. Ich spürte dennoch einige neugierige Blicke auf mir ruhen. Kein Wunder: Wenn ich sie gewesen wäre, hätte ich auch gerne die Geschichte dahinter erfahren, warum eine junge Frau mit peitschenden, violetten Haaren, bekleidet nur mit einem ziemlich dreckigen, ehemalig weißen Nachthemd, verheultem Gesicht und völlig verschrammten Füßen vor dem Haus ihres Anführers hockte.
    Vom Kuss ganz zu schweigen.
    Ich spürte Keelin, noch bevor ich ihn hörte oder sah. Es war ein angenehmes Ziehen in meinem Hinterkopf, das Sehnen meiner Magie, die sich zu ihm streckte. Ein völlig neues Gefühl.
    Er setzte sich neben mich und legte mir einen Arm um die Schulter, um mich an sich zu ziehen.
    Ich drückte kurz sein Knie und verfiel mit ihm in Schweigen. Es war eine angenehme Ruhe, die aber zu meiner Überraschung Keelin durchbrach: „Die Leute sterben vor Neugierde“, sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen. Aber es war ein irgendwie trauriges Lächeln.
    „Sie würden zu gerne wissen, wie du es geschafft hast, mich vor dem Tod zu bewahren. Es ist das erste Mal, dass jemand den Tod seines Partners lebend überstanden hat.“
    Wir dachten natürlich sofort an Tristan und die Stimmung wurde wieder düsterer.
    „Wie geht es dir nach Tristans Tod?“, fragte ich dann vorsichtig. Keelin hielt meine linke Hand und spielte an meinen Fingern herum. Er lenkte sich dadurch selbst ab, das war mir klar.
    Um ehrlich zu sein, lenkte er mich dadurch auch ziemlich ab. Die kleinste seiner Berührungen jagte mir Gänsehaut über den Rücken.
    „Ich werde ihn sehr vermissen, ihn und sein schiefes
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