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Das Atmen der Bestie (German Edition)

Das Atmen der Bestie (German Edition)

Titel: Das Atmen der Bestie (German Edition)
Autoren: Graham Masterton
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Türklopfer. Er bestand wieder aus einem Stück und er war noch widerlicher und schrecklicher als zuvor.
    George Thousand Names bemerkte plötzlich, dass ich die Treppe hochstarrte, und er schaute auch hin. Bevor er irgendetwas tun konnte, knallte es laut und der Türklopfer zersprang in matte Bronzestücke, die die Stufen herunterrollten, hopsten und klapperten.
    Die Teile blieben auf dem Boden der Diele liegen. Der Medizinmann schaute sie mit nüchternem Gesichtsausdruck an. »Das ist Coyotes Art, eine Warnung zu erteilen. Er zeigt mir, dass er alles, was ich tue, einfach wieder rückgängig machen kann.«
    »Wir werden doch nach dieser Show nicht nach oben gehen?« Meine Kehle war völlig ausgetrocknet.
    »Ich weiß nicht, was wir sonst tun könnten.« Er schnüffelte. »Riechen Sie etwas?«
    Ich roch nichts Besonderes, aber ich sagte: »Hunde?«
    »Kommt mir auch so vor. Es ist noch schwach, aber es scheint von dort oben zu kommen.«
    Der Indianer setzte einen Fuß auf die erste Stufe, aber ich hielt seinen Arm fest und sah ihm direkt ins Gesicht. »George, ich muss es Ihnen sagen: Ich habe eine Scheißangst.«
    Einen Moment schwieg er, dann nickte er und gestand: »So geht’s mir auch.«
    Langsam, ruhig, stiegen wir die Stufen hinauf, bis zur ersten Etage. Vor uns lag das Zimmer, in dem Bryan Corder das Fleisch vom Kopf gerissen worden war. Am Ende des Ganges lag ein Fenster, aber es war so verdreckt und fleckig und draußen der Himmel so bewölkt, dass nur ganz schwach etwas Licht hereindrang. Nun, Coyote liebte einfach die Finsternis.
    Wir sahen uns an. »Sollen wir die Räume überprüfen?«, fragte ich.
    »Es wäre besser.«
    Wir gingen zum ersten Schlafzimmer, zögerten und stießen dann die Tür auf. Es war ein stilles, trübes Zimmer mit einem baufälligen Messingbett und einem dieser schweren Walnussschränke, die immer wirken, als seien sie mit seltsamen Tiergesichtern bedeckt. Ich sah mich selbst im Spiegel der Frisierkommode und stellte plötzlich fest, wie kaputt und blass ich aussah. Zwei Tage voller Schrecken und Anspannung sind fürs gute Aussehen nicht gerade förderlich.
    »Hier ist nichts«, flüsterte George. »Es sei denn, jemand versteckt sich unter dem Bett.«
    »Werden Sie nachsehen?«
    Er brachte ein spitzbübisches Grinsen zustande. »Sie denn?«
    »Vergessen Sie das. Wir werden beide nachsehen.«
    Wir knieten uns hin, hoben die Bettdecke hoch und spähten in die schattige Finsternis unter dem Bett. Außer Staub war da nichts.
    »Okay«, sagte er. »Versuchen wir es in den übrigen Zimmern.«
    Eine nach der anderen stießen wir die Türen auf und schauten nervös hinein. In allen Schlafzimmern war es still, kalt, alles unberührt, doch wir spürten die Bedrückung und sahen die Schmuddeligkeit. Hier konnten niemals glückliche Leute gewohnt haben – nicht mit der bösen Präsenz von Coyote in den Wänden und Zimmerdecken und Kaminen; nicht mit dem gespenstischen Atem des Dämons, der in den Nächten unter jeder Tür hindurchhechelte … Das Unglück dieser Menschen zeigte sich in der spartanischen Möblierung und den unpassenden, farbenfrohen Bildern. An einer Wand hing die Fotografie einer Mimose. An einer anderen ein Gemälde, auf dem Kinder um einen Maibaum tanzten. Irgendwie unterstrichen alle diese Bilder nur die eisige Atmosphäre der Angst, die aus jeder Wand zu tropfen schien, die dunkle Bedrohung, die jede Nacht unter diesem Dach zu einem Karneval der Albträume gemacht haben muss.
    »Wir gehen besser weiter nach oben«, sagte der Indianer. »Es gibt noch ein Stockwerk und dann den Dachboden.«
    Ich atmete tief durch. »Okay, wenn Sie darauf bestehen. Aber wenn wir zum Dachboden kommen, dann werfen wir eine Münze, wer von uns zuerst reingehen darf.«
    Wir gingen den Gang wieder zurück und wollten gerade in den dritten Stock hochgehen, als wir plötzlich Stimmen hörten. Sie kamen von unten aus dem Eingangsbereich. Eine Frau und ein Mann. Einen Augenblick erstarrte ich, lehnte mich dann aber über das Treppengeländer und sah Jim und Jane in der Diele stehen.
    Jim sagte gerade: »Sie müssen schon hier gewesen sein. Die Tür steht weit offen.«
    »Vielleicht waren sie es«, sagte Jane. »Aber das macht nichts. Viel wichtiger ist, dass du hier bist.«
    Ich drehte mich zu George Thousand Names um. » Sie ist es«, zischte ich. »Sie hat Dr. Jarvis mitgebracht.«
    Er drückte mich vorsichtig in eines der Schlafzimmer zurück. Er schloss die Tür und sah mich lange und
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