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Das Atmen der Bestie (German Edition)

Das Atmen der Bestie (German Edition)

Titel: Das Atmen der Bestie (German Edition)
Autoren: Graham Masterton
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als Nächstes tun.«
    Ich fühlte mich elend und voller Angst. »Wenn es nach mir ginge, sollten wir fortlaufen.«
    »Ssschht! Horchen Sie!«
    Ich erstarrte und lauschte. Erst konnte ich nichts hören, aber dann drang ein kratzendes Geräusch an meine Ohren. Es schien von überall zu kommen, aber George Thousand Names hob einen Finger und deutete hoch zur Decke.
    »Und was tun wir jetzt?« Meine Stimme klang heiser.
    George Thousand Names winkte, dass ich ihm folgen sollte. Wir gingen noch einige Schritte den Treppenabsatz entlang, bis wir unter der Falltür des Dachbodens standen. Eine ausgefranste Schnur hing an der Wand herunter. Ich vermutete, dass man damit eine von diesen zusammenschiebbaren Leitern herabziehen konnte.
    »So«, sagte der alte Indianer ruhig, »jetzt haben wir den Dämon in seiner Höhle.«
    Ich hustete und schaute angespannt auf die Falltür. Das Kratzen ging weiter, leise und beständig und gruselig, wie der Fingernagel von jemandem, der lebendig begraben ist und hoffnungslos am Deckel seines Sarges kratzt. »George, ich glaube wirklich nicht, dass ich da rauf möchte.«
    Er schaute mich missbilligend an. »Wir müssen. Verstehen Sie nicht, wer das ist? Das ist Coyote! Dieser Dämon ist der Moby Dick eines jeden Medizinmannes! Ich könnte seinen Skalp an das Geländer meiner Veranda hängen, zusammen mit den Fellen und den Schneeschuhen! Den Skalp von Coyote, dem Ersten, der Worte zur Gewalt benutzte.«
    »George«, sagte ich ängstlich, »ich bin hier nicht auf der Jagd nach einem Skalp. Ich mache hier mit, weil unschuldige Menschen sterben müssen, falls wir nicht etwas unternehmen!«
    »Sie sind kein Heiliger, und es ist nicht gut, so zu tun als wäre man einer«, erwiderte er, und in seiner Stimme lag mehr als nur eine Prise Schärfe.
    »Das bin ich sicher nicht … Aber ich bin auch kein Kopfjäger.«
    »Wir wussten, dass sich dies ereignen würde. Beim letzten Großen Rat der Medizinmänner in Towaoc im Reservat der Ute Mountains haben viele der weisen Männer gesagt, dass sie Warnungen und Vorzeichen gesehen hätten. Die grauen Vögel sind gesichtet worden, und die alten Stimmen wurden auf dem Superstition Mountain gehört, was seit der Bestattung von Red Cloud nicht mehr vorgekommen war. Außerdem waren die Kojoten und die Hunde so ruhelos, als ob sich ein Sturm zusammenbrauen würde.«
    »Sie wussten, dass Coyote kommen würde? Warum haben Sie das denn nicht früher gesagt?«
    »Wir wussten es nicht. Wir haben es vermutet. Aber für mich wird es eine große Ehre sein, Coyote zu besiegen. Ich werde als einer der größten Magier aller Zeitalter gelten, der vergangenen und der gegenwärtigen. Und dann werde ich etwas tun, was ich mir schon seit Jahren inständig wünsche. Ich werde die Medizinmänner in einem starken und mächtigen Rat wieder vereinigen und der indianischen Magie wieder den Ruhm zukommen lassen, den sie einst besaß, in den lang vergangenen Tagen, als das Gras frei wuchs und die Stämme noch Würde und Stärke besaßen. Die Zeichen sagten, dass Coyote in dem Monat kommen wird, in dem die Gänse ihre Federn abwerfen, und er kam.«
    Ich starrte in dem trüben Licht des Treppenabsatzes in George Thousand Names’ Gesicht und ich begriff jetzt, was er meinte. In der heutigen Zeit gab es keine Möglichkeit für einen Medizinmann, seine Macht zu beweisen, keine Prüfung, die seiner Magie würdig gewesen wäre. Was nützte die alte Kunst, Büffel zu hypnotisieren, wenn Büffel nur noch im Zoo existierten? Was nützte die Macht, einen Speer ungewöhnlich gerade fliegen zu lassen in einer Welt voller Gewehre und Tränengas? Deshalb genoss George Thousand Names seinen Kampf mit Coyote so sehr. Es spielte keine Rolle, wie gemein und grausam Coyote war, er war die Herausforderung für Georges eingeschnürte Talente.
    »In Ordnung«, sagte ich. »Wir bringen es besser hinter uns.«
    Er griff mit seiner alten, dürren Hand nach meiner Schulter. »Falls es der Große Geist für angebracht hält, uns zu sich zu nehmen, mein Freund, dann lassen Sie uns an die guten und nicht an die bösen Worte zurückdenken.«
    »Okay, es ist Ihr Auftritt.«
    Ich zog an der Schnur, die von der Falltür herabhing. Sie schien zu klemmen, aber als ich fester zog, kam die Tür mit einem rostigen Knarren herab und die unteren Stufen sanken uns automatisch entgegen. Aus der dunklen Leere über uns strömte ein heißer, stinkender Lufthauch, und wir hörten deutlich das ruhelose Kratzen und Scharren, als ob
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