Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Atmen der Bestie (German Edition)

Das Atmen der Bestie (German Edition)

Titel: Das Atmen der Bestie (German Edition)
Autoren: Graham Masterton
Vom Netzwerk:
öffnete ein Auge. »So was in der Art. Es ist ein Kompass.«
    Es kostete uns einige Momente, um zu lokalisieren, wo Norden lag, denn sobald sich Coyote oben auf dem Dachboden bewegte, zitterte und schwankte die Kompassnadel. Aber wir schafften es.
    George Thousand Names wies auf eines der schmutzigen Fenster am anderen Ende. »Da ist es. Das ist das Nordfenster.«
    Wir liefen zum anderen Ende des Treppenabsatzes und schauten hinaus. Zunächst war da der graue Ausblick auf die Hinterhöfe der Häuser in der Mission Street, aber hinter ihnen ragte ein Wahrzeichen hervor. Es stand hoch und fest da, eingehüllt in niedrigem Nebel. Seine Pfeiler und Drahtseile glänzten in dem grauen Licht des Morgens. Die Golden Gate Bridge.
    George Thousand Names atmete tief aus: »Das ist es. Dort ist das Haar versteckt.«
    »Die Brücke? Wie kann man denn Haare auf einer Brücke verstecken?«
    Er lächelte mich triumphierend an. »In den Legenden heißt es, dass Big Monsters Haar so grau wie Eisen ist und so stark wie eine Peitsche.«
    Ich lauschte beunruhigt den Geräuschen Coyotes, der sich über uns auf dem Dachboden bewegte. »Was beweist das denn? Das bedeutet für mich überhaupt nichts.«
    George Thousand Names packte meinen Arm fest, um meine Aufmerksamkeit zu wecken. Er sagte eindringlich: »Wo würden Sie etwas verstecken, das so grau wie Eisen und so stark wie eine Peitsche ist?«
    »Hören Sie, George. Ich weiß es wirklich nicht. Ich meine, wir sollten besser ...«
    »John, denken Sie nach! «
    Ich befreite meinen Arm. »Verdammt, ich kann nicht mehr denken! Ich will nur noch raus aus diesem Haus, bevor die Falltür runterkommt und dieser Dämon runterspringt, um das zu tun, was Dämonen gewöhnlich so tun. Ich habe kein Interesse an Skalps, George. Das war’s. Ich will hier raus!«
    In diesem Augenblick schwebte eine Wolke Mörtelstaub von der Decke herab. Ich hörte, wie die Balken unter dem Gewicht von etwas Unaussprechlichem krachten. Die Luft wurde erfüllt von dem trockenen Klang schlagender Flügel, als die Graue Traurigkeit um ihren abscheulichen Herrn herumschwirrte.
    »Denken Sie nach!«, fuhr er mich an. »Denken Sie nach!«
    »Treiben Sie keine Spielchen mit mir!«, schrie ich ihn an. »Sagen Sie es doch!«
    George Thousand Names deutete auf die Golden Gate Bridge. Seine Augen waren kalt und fiebrig. »Draht!«, sagte er. »Das Haar von Big Monster muss wie Draht aussehen!«
    »Draht? Aber der einzige Draht an der Brücke sind die Drahtseile. Glauben Sie, dass es in die Aufhängungen eingeflochten ist? In die Golden Gate Bridge? George, Sie müssen verrückt sein!«
    Er schüttelte heftig den Kopf. »Das ist die Art von Scherz, den die Alten so liebten. Vielleicht taten sie es, um Coyote zu erniedrigen. Oder, damit er nicht entdeckt, wohin das Haar verschwunden ist. Sie konnten Scherze in der Zukunft wie auch in der Vergangenheit machen. Ich vermute, dass sie beim Bau der Brücke das Haar von Big Monster mit eingeflochten haben. Vielleicht hat ein Indianer in der Drahtseilfabrik gearbeitet. Möglicherweise hatte er diesen Auftrag, der von Generation zu Generation überliefert wurde und den er dann ausführte. Vielleicht ist es auch durch einen mächtigen Zauber geschehen. Ich weiß es nicht. Aber ich weiß genug über die alten Götter und was sie zu tun pflegten, John. Und glauben Sie mir, dort ist Big Monsters Haar versteckt.«
    »Ach, hören Sie auf damit, George«, erwiderte ich nervös. »Sie vermuten es ja nur.«
    »Nein, keine Vermutungen. Schauen Sie!«
    Was ich bisher nicht gesehen hatte, war ein winziges Symbol, das in das Fensterglas eingraviert war. Es war dasselbe Symbol, das ich gezeichnet hatte, als ich die Blickwinkel vom Mount Taylor und Cabezon Peak zusammenstellte.
    George sagte: »Schauen Sie durch dieses Zeichen, und sagen Sie mir, was Sie sehen.«
    Man hörte ein Poltern auf dem Dachboden und ein großes Stück Gips fiel von der Decke herunter. Es landete mit einem lauten Knall auf dem Holzboden, Staub wölkte auf.
    Ich schaute George Thousand Names besorgt an, aber er sagte: »Los, schauen Sie doch!«
    Ich lugte durch die Markierung. Er hatte recht. Sie verband sich direkt mit einem der Aufhängeseile auf der dem Meer zugewandten Seite der Golden Gate Bridge. Vielleicht lag es an seiner indianischen Intuition oder an seinen magischen Kräften – aber ich war jetzt überzeugt, dass er recht hatte. Das Haar war genau dort, eingeflochten und verwoben mit den Aufhängeseilen des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher