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Das Atmen der Bestie (German Edition)

Das Atmen der Bestie (German Edition)

Titel: Das Atmen der Bestie (German Edition)
Autoren: Graham Masterton
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nichts«, zischte er. »Sagt nichts, sagt nichts.«
    »Ich kann es einfach nicht glauben«, sagte Jim mit hohler, ängstlicher Stimme.
    Die Kontrolle zerriss. Ich spürte es förmlich. Wie ein Damm aufbricht, wie eine Flut heranrollt. Mit einem schauderhaften Knurren sprang die Bärenfrau vorwärts, ihr massiger Körper traf Jim. Ihre Kiefer gruben sich mit einem Geräusch, das mich immer noch eiskalt durchfährt, in seinen Nacken. Jim kreischte in Todesangst auf; sie riss ihm mit einer einzigen Bewegung ihres massigen Kopfes die blutige Haut von Nacken und Brust. Jim fiel auf den Boden, zuckte, während sie sich mit funkelnden Augen George und mir zuwandte.
    »Stopp!«, rief George Thousand Names und hob wieder seine Arme. »Bei den Mächten des Großen Geistes, bei den Mächten der Wiesen und Wälder, stopp! «
    Die Bärenfrau schnaubte und stieß mit dem Kopf hin und her. Dann brummte sie wieder, aber etwas sanfter, drehte sich um und ließ sich auf alle viere nieder. Der Medizinmann ging auf sie zu und hielt dabei sein Amulett vor sich.
    »Ich befehle dir, mir für eine Nacht und einen Tag durch den unzerbrechlichen Bann des Größten all derer, die in Sa-nos-tee gelebt haben, zu gehorchen. Ich befehle dir, mir zu gehorchen. Bis die Sonne zum zweiten Mal sinkt, wirst du mich nicht angreifen. Dies befehle ich dir im Namen der Navahos der alten und der Hualapai der uralten Zeiten. Jetzt sei ruhig und schlafe.«
    Die Bärenfrau schnaubte noch einmal, sank dann aber auf ihren Hintern. Kurz darauf schlossen sich die roten Augen. Sie schlief ein.
    Ich sah George Thousand Names an, beeindruckt, aber ich sah auch, welchen Tribut diese Magie von ihm gefordert hatte. Sein Gesicht war in Schweiß gebadet und er zitterte.
    Ich kniete mich neben Jim nieder. Seine Augen waren noch geöffnet, doch sein Körper war völlig versteift in Schockstarre. Aber er lebte noch.
    »Jim«, sagte ich sanft. »Wie geht es dir?«
    Er flüsterte: »Ich glaube, mein Nacken ist gebrochen. Bring mich nur nach Elmwood … Ich glaube, da kriegen wir es wieder hin.«
    Der Indianer sagte: »Im Schlafzimmer steht ein Telefon. Machen Sie schnell, John, Coyote ist da oben, und er wird all das beobachten.«
    Während George Thousand Names ungeduldig und ängstlich auf dem Treppenabsatz wartete, wählte ich die Nummer vom Elmwood und ließ mich mit Dr. Weston verbinden. Ich erzählte ihr, dass Jim Jarvis einen schweren Unfall hatte und bat sie, sofort einen Krankenwagen herzuschicken.
    »Das hat doch nicht irgendetwas mit dem zu tun, was vergangene Nacht hier im Elmwood passiert ist, oder?«, fragte sie.
    Ich sah, dass der Medizinmann abwinkte. »Ich werde das später alles erklären. Ich hab jetzt keine Zeit. Aber, bitte, schicken Sie den Krankenwagen schnell her.«
    »Machen Sie schon!«, drängte George Thousand Names. »Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    »Ich muss auflegen. Hier geht es drunter und drüber.« Dann legte ich den Hörer auf die Gabel und folgte George Thousand Names auf den Gang. »Was soll ich tun?«
    »Halten Sie sich dicht bei mir. Und was immer Sie tun, geraten Sie nicht in Panik. Wenn Coyote noch da oben ist, dann werden Sie gleich glauben, Ihr Hirn wird Ihnen aus dem Kopf gerissen. Aber halten Sie durch. Wenn Sie sich zusammenreißen, dann werden Sie das überleben.«
    Ich schaute ein letztes Mal voller Sorge nach Jim, der blutüberströmt auf dem Fußboden lag, und auf die dunkle, pelzige Masse der schlafenden Bärenfrau – dann folgte ich dem Indianer die Treppe hinauf in die zweite Etage. Dort oben war es noch dunkler als in der ersten und von irgendwo drang Zugluft herab, eine Luft, die ich sogar riechen konnte. Eine Zugluft, die nach Hund stank.
    George Thousand Names ging langsam vor mir her. Ab und zu blieb er stehen, um zu lauschen. Es wurde so düster, dass wir kaum sehen konnten, wohin wir eigentlich gingen. Alles, was mir als Wegweiser diente, war das alte Treppengeländer auf der einen und die feuchte Tapete auf der anderen Seite. Der Hundegestank wurde stärker, je höher wir kamen, und auf dem zweiten Treppenabsatz war er fast unerträglich.
    »Ja, Coyote ist ganz sicher hier«, flüsterte George. »Er muss sich auf dem Dachboden versteckt haben, um den Einbruch der Nacht abzuwarten. Aber er ist hier.«
    Wir betraten den letzten Treppenabsatz und starrten nach oben, um die Dachluke zu finden. George Thousand Names sagte leise: »Er weiß, dass wir hier sind. Hören Sie, wie ruhig es ist? Er wartet darauf, was wir
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