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Das Atmen der Bestie (German Edition)

Das Atmen der Bestie (German Edition)

Titel: Das Atmen der Bestie (German Edition)
Autoren: Graham Masterton
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beschäftigt.
    »Falls in Ihrer Wand wirklich ein Tier eingeschlossen ist, dann kann es ohne Wasser und Nahrung nicht sehr lange überleben. Falls es aber nicht eingeschlossen ist, dann könnten Sie hören, wie es herumläuft«, sagte ich.
    Ingenieur Seymour Wallis starrte seinen Hut an. Er war gar kein Spinner, sondern ein ziemlich redlicher, praktischer Mann, wurde mir bewusst. Sich auf den Weg hierher zum Gesundheitsamt zu machen, um seine Geschichte über das körperlose Atmen zu erzählen, musste ihn echte Überwindung gekostet haben. Er wollte bestimmt nicht als verrückt angesehen werden. Aber wer will das schon?
    Ruhig, aber bestimmt sagte er: »Es hört sich an wie das Atmen eines Tieres. Ich weiß, so etwas ist nur schwer zu glauben, aber seit drei Monaten höre ich es jetzt, fast die gesamte Zeit, seitdem ich dort wohne, und es ist absolut eindeutig.«
    Ich wandte mich wieder um. »Kann man irgendetwas riechen? Irgendwelche störenden Rückstände? Ich meine, haben Sie Exkremente von Tieren oder so etwas in Ihren Schränken gefunden?«
    »Es atmet, das ist alles. Wie ein Hund an einem heißen Tag. Es keucht und keucht, die ganze Nacht lang – und manchmal keucht es sogar am Tag.«
    Ich ging zum Schreibtisch zurück und setzte mich wieder in meinen Sessel. Seymour Wallis sah mich aufmerksam an, als könne ich einfach eine Lösung aus der unteren linken Schublade hervorzaubern; aber ich war nur dazu befugt, Ratten, Kakerlaken, Termiten, Wespen, Läuse, Flöhe und Wanzen auszurotten. Für Atmen war ich nicht zuständig.
    »Mr. Wallis«, fragte ich so freundlich wie möglich, »sind Sie sicher, dass Sie hier bei der richtigen Stelle sind?«
    Er hustete. »Haben Sie einen anderen Vorschlag?«
    Ich begann mich wirklich zu fragen, ob ein Psychiater hier nicht besser angebracht und er dabei sei, verrückt zu werden, aber es ist ziemlich schwer, dies einem netten alten Mann ins Gesicht zu sagen. Und angenommen, das Atmen war wirklich da?
    »Wenn kein Schmutz vorhanden ist und sich keine sichtbaren Anzeichen für den Grund des Atmens finden lassen, dann weiß ich eigentlich nicht, warum Sie beunruhigt sind. Es ist vielleicht nur ein ungewöhnliches Phänomen, verursacht durch die Bauweise Ihres Hauses«, sagte ich.
    Seymour Wallis hörte zu, mit einem Gesichtsausdruck, der bedeutete: Sie sind ein Bürokrat und müssen solch beruhigendes Zeug sagen, aber ich glaube kein Wort davon. Als ich verstummte, lehnte er sich in seinem Plastiksessel zurück und nickte eine Weile nachdenklich vor sich hin.
    »Falls Sie sonst noch irgendetwas benötigen, falls Sie Ihre Schaben oder Ratten vernichtet haben wollen, dann kümmern wir uns darum.«
    Er sah mich fest und unbeeindruckt an. »Ich will Ihnen die Wahrheit sagen«, meinte er rau. »Die Wahrheit ist, dass ich Angst habe. In diesem Atmen ist etwas, das mir eine Gänsehaut verursacht. Ich bin nur hierhergekommen, weil ich nicht wusste, wohin ich hätte sonst gehen können. Mein Arzt sagt, dass mein Gehör völlig in Ordnung ist. Mein Installateur sagt, dass die Leitungen im Haus alle okay sind, und mein Psychiater sagt, dass es keine drohenden Anzeichen einer Verkalkung gibt. Das ist ja alles sehr beruhigend, aber ich höre das Atmen immer noch und ich habe wirklich Angst.«
    »Mr. Wallis«, erwiderte ich, »ich kann wirklich nichts tun. Atmen fällt nicht in meine Zuständigkeit.«
    »Sie könnten zu mir kommen und es hören.«
    »Das Atmen?«
    »Nun, Sie müssen es nicht.«
    Ich hob entschuldigend die Hände. »Mr. Wallis, es geht nicht darum, dass ich nicht will. Ich habe nur dringendere Dinge in diesem Amt zu tun. Wir haben einen verstopften Kanal in Folson und die Leute dort sind bestimmt mehr an ihrem eigenen Atmen als an dem irgendeines anderen interessiert. Es tut mir leid, Mr. Wallis, ich kann Ihnen nicht helfen.«
    Er rieb sich müde die Stirn, stand auf und meinte niedergeschlagen: »In Ordnung, ich verstehe, was Vorrang hat.«
    Ich ging um meinen Schreibtisch herum und öffnete ihm die Tür. Er setzte seinen alten Panamahut auf und blieb einen Augenblick stehen, als ob er nach Worten suchte, um noch etwas zu sagen.
    »Wenn Sie sonst noch etwas hören, etwa, wie etwas läuft, oder wenn Sie Exkremente finden ...«
    Er nickte. »Ich weiß, dann rufe ich Sie an. Heutzutage ist das Problem einfach, dass jeder ein Spezialist ist. Sie können Kanäle reinigen, aber Sie können nicht so etwas Seltsamem zuhören wie einem Haus, das atmet.«
    »Tut mir
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