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Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Laura Jane Arnold
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überlegte einen Moment. Diese Zeit verschwamm oft in meinen Gedanken. Es war schon so lange her und viele der Erinnerungen waren schmerzhaft. Keira zögerte und sah mich erwartungsvoll an. Als ich nicht antwortete, sprach sie leise weiter, wie um mir auf die Sprünge zu helfen und meinen lückenhaften Erinnerungen einen kleinen Schubser zu geben.
    »Es hieß, es gäbe einen Orden, der im Verborgenen gegen den Zirkel der Seelensammler revoltierte.«
    Sie sah wieder zu mir herüber. Ich hasste es, wenn ihre Augen so voller Schmerz waren.
    »Damals hieß es, dein Großvater sei deshalb verschwunden. Das ganze Dorf glaubte, er würde zu diesem Orden gehören.«
    Ich erinnerte mich. Ich hatte es damals nur als den schwachen Versuch gesehen, seinem Verschwinden einen Grund zu geben. Ich hatte nie auch nur einen Beweis dafür gefunden. Keira wartete wieder einen Moment. Sie wusste, dass ich nicht gerne über meine Familie sprach.
    »Erinnerst du dich?«
    Ich seufzte leise.
    »Mh-hm.«
    Mehr konnte ich mir nicht entringen. Ich wusste, sie wollte auf etwas hinaus. Nur war mir noch nicht klar auf was.
    »Es gibt neue Gerüchte.«
    Sie wartete und suchte offenbar in meinem Gesicht ein Anzeichen dafür, ob ich sie gehört hatte. Aber das hatte ich nicht. Aus Gewohnheit hörte ich weg, sobald die Leute anfingen wilde Spekulationen auszutauschen. »Sie sagen, dass es diesen Orden immer noch gibt. Dass sich neue Menschen zusammengetan haben. Sie sagen, sie versuchen, die Arbeit des Ordens wieder aufzunehmen. Zu beenden, was er angefangen hat. Sie sagen, dass sie einen Seelentropfen suchen. Keiner weiß was das sein soll…«
    Ich hörte ihr nicht mehr zu. Eine Erinnerung hatte sich gewaltsam aus den Tiefen meines Gedächtnisses erhoben. Ich sah mich auf dem Schoß meines Großvaters sitzen. Er erzählte mir etwas mit gesenkter Stimme. Ich konnte kaum älter als sechs Jahre gewesen sein. Ich sah sein altes, zerfurchtes Gesicht vor mir, das mich aus ernsten dunkelblauen Augen ansah. Fast war es, als würde ich wieder mit neugierigen und beinahe ebenso eisblauen Augen, auf seinem Schoß sitzen und ihm gespannt lauschen.
    »Janlan, du kennst doch die Truhe in meinem Zimmer? Die sehr alte. An die ich dir verboten habe zu gehen.«
    Ich nickte und sah weiter erwartungsvoll zu dem Mann, den ich als meine Familie kannte.
    »Wenn ein Tag kommt, an dem ich nicht mehr da bin und du vom Amulett der Seelentropfen hörst, musst du an diese Truhe gehen.«
    Ich erinnerte mich, wie ich versuchte in meiner kindlichen Neugier herauszufinden, was sich in ihr befand. Doch mein Großvater hatte sie oder das Amulett der Seelentropfen nie wieder erwähnt. Nicht ein einziges Mal bis zu dem Tag, an dem er verschwand.
    »Janlan?«
    Keira fuchtelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum. »Janlan hörst du mir überhaupt noch zu?«
    Wieder spürte ich einen Stich, als ich in ihre Augen sah. Mein Magen zog sich zusammen als wäre ich diejenige, die gestern ihre Mutter verloren hatte, und nun mit der Trauer kämpfte.
    »Entschuldige, was hast du gesagt?«
    Keira rümpfte verärgert die Nase, bevor sie ihre Frage wiederholte.
    »Glaubst du, es gibt so etwas? Einen Seelentropfen, der uns retten könnte.«
    Ich hatte diese Gerüchte nicht gehört und war mir sicher bis auf dieses eine Mal noch nie etwas von einem Amulett der Seelentropfen gehört zu haben. Und davon hatte Keira ja auch nicht gesprochen. Sie sagte nur etwas von Seelentropfen und dennoch ergriff mich eine Unruhe. Als hätte dieses Wort etwas in mir geweckt. Ich wollte in die Truhe meines Großvaters sehen. Ich wusste, dass sie noch genau an derselben Stelle in seinem Zimmer stehen würde. Unberührt und völlig eingestaubt. Ich hatte sein Zimmer seit dem Tag vor zehn Jahren nie wieder betreten. Ich fühlte mich von ihm betrogen und hatte alles gemieden, was mit ihm zu tun hatte. Ich konnte aber jetzt nicht so einfach gehen. Keira brauchte mich, und das hatte Vorrang vor allem. Sie war meine Familie. Nicht mein Großvater. Er hatte mich verlassen, und sie war hier. Langsam antwortete ich, bedacht darauf nicht zu verraten, dass mein Großvater jemals etwas darüber zu mir gesagt hatte. Ohnehin konnte ich ja nicht sicher sein, dass das Eine etwas mit dem Anderen zu tun hatte.
    »Ich weiß nicht Keira. Ich kann mir nicht vorstellen was das sein soll… ein Seelentropfen.«
    Ich sah, wie ich ihr schwaches Gebäude aus Hoffnung zum Schwanken brachte. Ich hatte ihr nicht noch mehr Schmerzen auferlegen
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