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Das Ambulanzschiff

Das Ambulanzschiff

Titel: Das Ambulanzschiff
Autoren: James White
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überprüfe meinen Gravitationsnullregler jede Stunde, seit meine Existenz als denkendes und lebendes Wesen dies von mir verlangt. Aber es ist nett von dem Kapitän, sich um meine Sicherheit zu sorgen. Er scheint ein fähiger Offizier zu sein, ein Wesen, dem wir unser vollstes Vertrauen schenken können, was die Führung des Schiffes betrifft.“
    „Ich war einen Moment lang besorgt“, gestand Conway. Er lachte angesichts der plumpen Bemühung des Empathen, sein Unbehagen zu vertreiben. „Aber woher hast du gewußt, daß ich über das Schiff besorgt war? Wirst du so langsam auch zum Telepathen?“
    „Nein, Freund Conway“, antwortete Prilicla. „Doch war ich mir deiner Gefühle bewußt, und außerdem war mir auch unsere etwas langsame Beschleunigung aufgefallen, daher fragte ich mich, ob es der Kapitän oder das Schiff war, was so langsam Fahrt aufnahm.“
    „Große Geister denken in denselben Bahnen, scheint mir“, sagte Murchison und wandte sich von der Luke ab. „Ich könnte ein Pferd verschlingen“, fügte sie inbrünstig hinzu.
    „Auch ich habe ein dringendes Bedürfnis nach Nahrungsaufnahme“, stimmte Prilicla ihr bei. „Aber was ist ein Pferd, Freund Murchison, würde es meinem Metabolismus zusagen?“
    „Nahrung“, schnurrte Naydrad erwachend.
    Sie alle waren sich darüber im klaren, daß sie, wenn die Besatzungsmitglieder der Tenelphi ernsthaft verletzt waren, kaum eine Gelegenheit zum Essen mehr bekommen würden, bis alle verarztet waren, daher waren sie alle für eine Nahrungsaufnahme, so lange sich die Gelegenheit noch bot. Zudem, dachte Conway, vertreibt gutes Essen die Sorgen, zumindest für eine Weile.
    „Also gut, gehen wir essen“, stimmte Conway zu und führte sie zum Schacht, der die acht Decks des Schiffes miteinander verband.
    Als er die Leiter entgegen der Ein-Grav-Schwerkraft des Schiffes hochkletterte, vergegenwärtigte Conway sich noch einmal das Abbild der einzelnen Decks, das auf O’Maras Schirm abgebildet gewesen war. Im ersten Deck lag der Kontrollraum, im zweiten und dritten waren die Quartiere der Besatzungsmitglieder und der Mediziner, die weder besonders groß noch übertrieben komfortabel eingerichtet waren, da man die Einsätze eines Ambulanzschiffes immer nur als kurzzeitig einstufte. Die Etagen vier und fünf beherbergten die Speise- und Aufenthaltsräume sowie die Lagerräume für nichtmedizinische Gebrauchsgüter. Sechs und sieben waren der medizinischen Sektion vorbehalten, in der achten Etage schließlich befanden sich die Maschinenräume. Über Deck acht lag eine dicke, solide Schicht abschirmenden Materials, dann kamen die beiden Stockwerke, die man nur mit massiver Schutzkleidung betreten konnte: das neunte, das den Hyperantriebsgenerator enthielt, und Deck zehn, auf dem sich die Treibstofftanks und die nukleargetriebenen Beschleunigungseinrichtungen befanden.
    Diese Beschleuniger sorgten dafür, daß Conway sehr vorsichtig kletterte und sich sorgfältig an den Sprossen festhielt. Ein Sturz in den normalerweise gravitationsfreien Schacht konnte sehr schnell seinen Status eines Arztes in den eines Patienten verwandeln – oder gar den eines Leichnams. Auch Murchison bewegte sich behutsam, doch Naydrad, die es nicht nötig hatte, sich an den Sprossen festzuklammern, sträubte ihren Pelz ungeduldig. Prilicla hatte unter Verwendung seiner persönlichen Gravitationsannullierer den Schacht bereits verlassen und sah sich im Speiseraum um, was es zu essen gab.
    „Die Auswahl ist nicht besonders reichhaltig“, informierte er sie, als sie ankamen. „Doch glaube ich, die Qualität ist besser als die der Krankenhausnahrung.“
    „Schlechter könnte sie auch kaum sein“, meinte Naydrad.
    Schon sehr bald wandte Conway all seine chirurgische Geschicklichkeit auf sein saftiges Steak an, und auch die anderen benutzten ihre Münder nicht mehr zum Reden, sondern für einen ganz anderen Zweck, als zwei grünuniformierte Beine sichtbar wurden, die vom Deck darüber herunterkletterten. Ihnen folgten ein Torso und kurz darauf die Züge Major Fletchers.
    „Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich mich zu Ihnen setze?“ fragte er steif. „Ich denke, wir sollten uns das Tenelphi- Material so bald als möglich anhören.“
    „Nicht im geringsten, Kapitän“, antwortete Conway im gleichen formalen Tonfall. „Bitte setzen Sie sich.“
    Normalerweise aß ein Schiffskommandant des Monitor Korps in der Isolation seiner Kabine, wie Conway wußte; das war eines der
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