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Das Alte Aegypten

Das Alte Aegypten

Titel: Das Alte Aegypten
Autoren: Matthias Vogt
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diese historische Tat war letztlich der Expedition des späteren französischen Kaisers zu verdanken, denn während sich im Gepäck der Franzosen reichhaltiges zeichnerisches Anschauungsmaterial befand, führten die siegreichen Engländer als Beute auch den Stein von Rosette (siehe S. 204) mit sich, der Champollion als Grundlage für seine Arbeiten diente. Auf diesen vielleicht folgenreichsten Fund, der je in Ägypten gemacht wurde, waren die Franzosen eher zufällig gestoßen.
Wichtigster Wirtschaftsfaktor
    Nach ihrer Rückkehr und der Publikation aller Forschungsergebnisse kannte die Ägypten-Begeisterung in Europa keine Grenzen mehr, ägyptische Motive eroberten Kunst und Kunsthandwerk, geraubte Antiquitäten bildeten den Grundstock der berühmten Ägyptischen Abteilungen des Louvre und des British Museums oder des Museo Egizio in Turin. Die Ägyptomanie, angefacht durch immer neue Entdeckungen, nahm kein Ende. Ob für Hochkultur – Verdis 1871 uraufgeführte Ägyptenoper „Aida“ –, Filmkunst – Elizabeth Taylor in dem amerikanischen Filmklassiker „Kleopatra“ –, oder Entertainment – das riesige Hotelcasino „Luxor“ in Las Vegas – Ägyptens Anziehungskraft blieb ungebrochen. Ramses, Kleopatra und Tutanchamun sorgen so noch Jahrtausende nach ihrem Tod für volle Kassen im Land am Nil.

Für die erste vollständige Beschreibung Ägyptens, die „Description de l’Ègypte“, entstanden 1798-1801 tausende von Zeichnungen, die anschließend in Kupfer gestochen wurden. Darunter auch diese Ansicht der Insel Philae bei Assuan von André Dutertre
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    (c) akg, Berlin

Die Entschlüsselung der heiligen Zeichen
Die Hieroglyphen
    Der Stein von Rosette befand sich zwar seit 1801 im Besitz der Engländer, doch bereits im Jahr zuvor wurden Abdrucke erstellt, die jedem interessierten Wissenschaftler zugänglich gemacht wurden, der sich mit der Entzifferung der Hieroglyphen beschäftigen wollte. Es war schnell klar geworden, dass der Stein hierzu den Schlüssel bieten könnte, lautete der letzte Satz des in ihm eingeritzten griechischen Textes doch: „Das Dekret soll auf eine Stele aus Hartgestein geschrieben werden in heiligen Zeichen, in volkstümlichen Zeichen und in griechischen Zeichen“, die Hieroglyphen, die heiligen Zeichen, mussten also dasselbe bedeuten wie der griechische Text. So brütete 1821 auch Jean-François Champollion über der Inschrift. Es war bekannt, dass in den auch hier vorkommenden Kartuschen der Königsname stehen musste, die acht Hieroglyphen also „Ptolemaios“ bedeuteten. Der Vergleich mit den Zeichen für „Kleopatra“ aus einer anderen zweisprachigen Inschrift half ihm, die vier in beiden Namen vorkommenden Buchstaben P, T, O und L zu erkennen. Über weitere Königsnamen gelang es ihm schließlich, auch die anderen Hieroglyphen zu entschlüsseln.
    Stein von Rosette
    Ein französischer Offizier stolperte 1799 förmlich über einen 112 cm hohen, 76 cm breiten und 28 cm dicken schwarzen Basaltstein, in dessen polierte Vorderseite winzige Schriftzeichen eingeschlagen waren: 14 Zeilen Hieroglyphen, 32 Zeilen in demotischer Schrift, der verkürzten Schreibschrift der Ägypter, und 54 Zeilen Griechisch. Der nach dem Fundort in Oberägypten benannte, 762 Kilo schwere Stein entpuppte sich als Träger eines 196 v. Chr. verfassten Dekrets, indem sich die Priester Ägyptens für königliche Wohltaten Ptolemaios V. Epiphanes (205-180) bedankten. Der Text wurde zum Schlüssel für die Entzifferung der Hieroglyphen durch Champollion (1822)
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Bild-, Laut- und Deutzeichen
    Ursprünglich hatte man die Gegenstände, Körperteile, Geräte des Handwerks, Waffen der Jagd, Tiere oder die Sonne, durch ihr Abbild festgehalten. Manche Zeichen behielten diese Bedeutung, eine Biene stand beispielsweise für genau dieses Wort. Die Bildzeichen besaßen außerdem, wenn sie gesprochen wurden, einen Lautwert, der ausschließlich aus Konsonanten bestand. Ihn benutzte man nun für Wörter mit anderer Bedeutung, die Bildzeichen fungierten als Lautzeichen, die nun für einen, zwei, drei oder – meist für ausländische Namen oder Begriffe – auch vier Konsonaten standen. Aus den Zweikonsonantenzeichen entwickelte sich durch Weglassen des zweiten Mitlautes ein Alphabet, das alle 24 Konsonanten des Ägyptischen umfasste, eine rein alphabetische Schreibung wäre also möglich gewesen. So stand ein Bein für „b“, ein Schilfblatt für „j“ und eine Eule für „m“. Stimmhafte Vokale wurden nicht
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