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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen
Autoren: Kyle Mills
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dem ich einmal gearbeitet hatte. Ich war durch das Großraumbüro gegangen und hatte versucht, mir die Gesichter der Leute vorzustellen, die hier gearbeitet hatten. Es sah aus, als wäre es fluchtartig verlassen worden, aber ich wusste, dass ich damit die Tatsachen verdrehte. Vor ein paar Tagen, als mein Vater die Leitung der Firma übernommen hatte, waren einige der Mitarbeiter wieder zurückgekommen und hatten ihre persönlichen Sachen mitgebracht – Fotos, Kissen, solche Sachen. Der plötzlich einsetzende Streik und die damit zusammenhängende Unsicherheit hatten dann dazu geführt, dass die Leute wieder gegangen waren und ihre halb ausgepackten Kartons zurückgelassen hatten.
    Ich war mir nicht so sicher, ob ich überhaupt hier sein durfte, was auch der Grund dafür war, dass ich mir ein leeres Stockwerk ausgesucht hatte. Meine gerade erst rekrutierten Firmenspione hatten mir stündlich von den verzweifelten, doch letztendlich zum Scheitern verurteilten Versuchen meines Vaters berichtet, der sich um jeden Preis an der Macht halten wollte. Es deprimierte mich, und ich wollte der Sache ein Ende machen – wollte ihn überzeugen, dass es in seinem Interesse war, sich mir und Larry anzuschließen und Paul Trainers gesellschaftliches Experiment weiterzuführen. Es wurde langsam gefährlich für uns, und zu mehreren war man sicherer. United we stand …
     
    Ich hatte keinen Termin, aber es stellte sich heraus, dass es ganz einfach war, an den Sicherheitsbeamten am Eingang der Vorstandsetage vorbeizukommen. Genau genommen sogar etwas zu einfach. Ich wurde langsamer, als ich über den dicken Teppich ging, und wollte die Konfrontation mit meinem Vater so lange wie möglich hinausschieben.
    »Trevor! Wie geht es Ihnen, mein Junge?«
    Ich blieb abrupt stehen, weil ich glaubte, mich verhört zu haben.
    »Was ist los? Haben Sie Ihre Zunge verschluckt?«
    »Paul, was machen Sie denn hier?«
    Trainer saß hinter einem leeren Schreibtisch und grinste so breit, dass seine Mundwinkel schon fast an den Ohren waren.
    »Verdammt noch mal, Trevor! Ich wusste, dass Sie mich nicht im Stich lassen. Das war brillant. Sie hatten das Zeug dazu – das habe ich sofort gesehen. Man sollte Sie in Gold aufwiegen.«
    Ich hätte es kommen sehen müssen, und ehrlich gesagt hatte ich es wahrscheinlich auch erwartet. Angesichts des Streiks hatte der Vorstand festgestellt, dass er das Schicksal der Firma kaum mehr kontrollieren konnte. Berücksichtigte man dann noch die Zugeständnisse, die ich machen wollte, war Trainers Rückkehr so gut wie unvermeidlich gewesen.
    »Ich habe gehört, dass Sie eine Menge guter Ideen haben.« Er stand auf, kam zu mir und schlug mir auf den Rücken. »Sie sind einer Menge Leute auf die Zehen getreten. Kommen Sie mit.«
    »Wo gehen wir hin?«
    »Wir schreiben jetzt Geschichte.«
     
    Mein Vater telefonierte, als ich in sein Büro kam. Er sah überrascht aus und warf mir einen giftigen Blick zu, der keine Wirkung mehr hatte, legte aber nicht auf. Doch als Trainer hinter mir hereinschlenderte, landete der Hörer sofort auf der Gabel.
    »Was zum Teufel …«
    »Du sitzt auf meinem Stuhl«, sagte Trainer. Er klang nicht verärgert, aber in seiner Stimme lag eine Kälte, die ich bis jetzt noch nie bei ihm gehört hatte.
    » Dein Stuhl?«
    »Du hast Mist gebaut, Edwin. Hast du tatsächlich geglaubt, ich würde einfach so abtreten und mir von dir meine Firma wegnehmen lassen?«
    Eigentlich hatte Trainer genau das getan. Wenn mich meine Erinnerung nicht trog, waren nur Larry Mann und ich aufgestanden und hatten gekämpft. Beim ersten Anzeichen von Gefahr hatte Trainer alles hingeworfen und seine Haut gerettet.
    »Diese Firma steht kurz vor dem Bankrott«, protestierte mein Vater. »Du hast sie in den Ruin getrieben! Die Regierung wird uns nie im Leben Klageschutz gewähren. Ich habe dir diese Firma nicht weggenommen. Ich habe sie vor dir gerettet.«
    »Es spielt doch gar keine Rolle mehr, ob du mir die Firma weggenommen oder sie vor mir gerettet hast. Der Vorstand hat mich wieder zum Vorsitzenden bestellt. Du bist draußen.«
    »Was? Ich …«
    »Kein Wort, Edwin! Verlass sofort mein Büro. Du bist gefeuert!«
    Ich sah, wie die Fingerknöchel meines Vaters weiß wurden, als sich seine Hände an die Schreibtischplatte klammerten.
    »Du kannst mich nicht feuern. Meine Familie hat diese Firma gegründet …«
    »Du hast zehn Sekunden, um deinen Hintern aus meinem Büro zu befördern. Dann rufe ich die
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