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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen
Autoren: Kyle Mills
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alle leben können. Wir wollen Schutz vor Schadensersatzklagen und werden uns von dieser Forderung nicht abbringen lassen. Sie« – ich wies auf die Anti-Tabak-Lobbyisten – »wollen Zugeständnisse von uns, die diese Immunität für Sie annehmbar machen. Das ist nur gerecht. Und jetzt reden Sie. Was wollen Sie genau?«
    »Ich will, dass man Sie in den Bankrott klagt«, knurrte Scalia. Niemand reagierte auf seine Bemerkung. Stattdessen sahen alle mich an.
    »Mr Scalia, das steht nicht zur Debatte. Und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass irgendjemand davon profitieren würde. Ich halte gar nichts davon, es einer Horde von Anwälten zu überlassen, wie die politische Richtung in diesem Land aussehen soll.«
    Ja, ich hatte es getan. Ich hatte in aller Öffentlichkeit einer von Herzen kommenden, persönlichen Überzeugung Ausdruck verliehen, ohne dabei ernsthafte Verletzungen davonzutragen. Vielleicht sollte ich hoch pokern und es noch einmal versuchen?
    »Und ich halte auch nichts davon, den Amerikanern alles zu verbieten, was schlecht für sie ist. Niemand weiß, wo das hinführen wird, aber ich glaube nicht, dass es eine positive Entwicklung auslösen wird. Die Gewerkschaft hat sich auf einen langfristigen Streik eingestellt. Entweder handeln wir hier eine durchführbare Vereinbarung aus, oder die Gewerkschaft stellt sich stur und streikt so lange, bis die Regierung einknickt – was vermutlich noch vor der Wahl sein dürfte.«
    Scalia antwortete nicht, Peg dagegen schon. »Und warum stellen wir uns nicht stur und sitzen das Ganze aus? Warum sollten wir Zugeständnisse anbieten, obwohl wir das gar nicht müssen?«
    »Weil wir langfristig gesehen nicht so weitermachen können. Wir brauchen ein stabiles Umfeld für unsere Geschäftstätigkeit, und um das zu erreichen, müssen wir eine offene und ehrliche Kultur schaffen.«
    Er widersprach mir nicht, also beschloss ich, Vorschläge zu sammeln. »Ich bitte um eine produktive Diskussion. Wer möchte anfangen?«
    Die Stille, die jetzt ausbrach, hielt über eine Minute lang an, aber ich war fest entschlossen, sie nicht zu unterbrechen. Schließlich meldete sich eine Frau aus Terras Vorstand.
    »Wir könnten, sagen wir mal, eine Milliarde Dollar für die Entwicklung einer sicheren Zigarette aufbringen …«
    Das brachte einige der Anti-Tabak-Lobbyisten zum Nicken. Angus Scalia dagegen warf seinen Notizblock an die Wand und sprang auf. »Das ist genau die Art von Blödsinn, die es einem unmöglich macht, mit Ihnen zu verhandeln! Für wie dumm halten Sie mich eigentlich? Sie bringen Light-Zigaretten auf den Markt, weil Sie ganz genau wissen, dass die Leute dann doppelt so viel rauchen wie bisher und sich damit auch Ihr Einkommen verdoppelt. Und dann stehen Sie da und sehen ihnen beim Sterben zu, das im Übrigen genauso schnell geht wie bei den normalen Zigaretten. Jetzt suchen Sie nach einem Vorwand, um eine ›sichere‹ Zigarette herauszubringen, damit noch mehr Leute mit dem Rauchen anfangen. Und lassen Sie mich raten – Sie wollen auch noch Schutz vor Schadensersatzklagen, damit man Sie nach zehn Jahren, wenn man festgestellt hat, dass Ihre ›sicheren‹ Zigaretten alles andere als ›sicher‹ waren, nicht vor Gericht bringen kann.«
    »Mr Scalia!«, brüllte ich. »Setzen Sie sich hin.«
    »Ich werde mich nicht hinsetzen!« Er wies auf seine Kollegen von der Anti-Tabak-Lobby. »Ihr werdet es vielleicht schaffen, in irgendeinem Hinterzimmer einen Deal auszuhandeln, um eure Jobs und eure Finanzierung zu behalten, aber ich werde es zu meiner Lebensaufgabe machen, euch als die Heuchler zu entlarven, die ihr in Wirklichkeit seid.« Er musste eine Pause machen, um Luft zu holen, und ich nutzte die Gelegenheit, um etwas zu sagen.
    »Ich muss Mr Scalia zustimmen. So etwas wird nicht mehr funktionieren. Aber wenn wir Klageschutz haben, werden wir Milliarden Dollar an Anwaltshonoraren sparen, unser Aktienpreis wird durch die Decke gehen, und wir werden in der Lage sein, in einem berechenbaren Umfeld zu operieren. Dafür können wir, glaube ich, ein paar echte Zugeständnisse machen, die auch echte Konsequenzen haben werden. Und dabei vielleicht auch noch unseren schlechten Ruf loswerden, der uns seit fünfundzwanzig Jahren anhängt.«
    Scalia sah auf mich herunter und blinzelte ein paarmal hinter seiner John-Lennon-Brille. Und dann setzte er sich hin.

SIEBENUNDVIERZIG
    Ich hatte die letzte halbe Stunde damit verbracht, in dem Stockwerk von Terras Zentrale herumzulaufen, in
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