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Das 5. Gebot (German Edition)

Das 5. Gebot (German Edition)

Titel: Das 5. Gebot (German Edition)
Autoren: Nika Lubitsch
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nicht. Nur weil ich im Moment nicht arbeite, bin ich nicht plötzlich verblödet. Du weißt doch ganz genau, dass meine Mutter nach dem Tod meines Vaters nie wieder einen anderen Mann auch nur angeguckt hat.“
    George schaute aus dem großen Fenster des Restaurants auf die beleuchtete Terrasse. Nein, schoss es ihm durch den Kopf, es war wahrscheinlich kein Mann mehr krank genug für Mutter Teresa.
    Der Kellner kam mit der Rechnung. In der Weinstube der Alten Fischerhütte leerten sich die ersten Tische.
    „Wie wäre es, wenn du morgen zur Polizei gehst und denen sagst, es tut dir leid, dass du abgehauen bist, aber die Ähnlichkeit mit der Toten hätte dich erschreckt?“, schlug George vor, wohl wissend, dass seine Frau sich diese Blöße niemals geben würde. Nichts hasste Vicky mehr als unprofessionelles Verhalten.
    „Ach, George, wahrscheinlich hast du recht. Wahrscheinlich bin ich einfach nur total hysterisch, und die Tote sieht mir überhaupt nicht ähnlich.“ Vicky lächelte. „Begleitest du mich gleich zu meinem Wagen?“
    Draußen war es zum ersten Mal in diesem Jahr noch recht warm. Auf der Terrasse am Schlachtensee waren alle Tische besetzt, die Lichterketten wiegten sich sanft im Wind. George legte einen Arm um Vicky und geleitete sie zu ihrem limonengrünen Smart. Dem Mann, der etwas außerhalb des Lichtkegels der Laterne stand und rauchte, warf er nur einen schnellen Blick zu.

6. Krumme Lanke
     
    „Die Lieferung von gestern muss ich leider reklamieren“, sagte er und schaute dabei den Menschen hinterher, die die Treppen der U-Bahn-Station Krumme Lanke hinunterhasteten.
    „Zug nach Nollendorfplatz, zurückbleiben!“, schallte es vom Bahnsteig in die Eingangshalle hinauf.
    „Reklamieren? Wieso? Ich pünktlich geliefert. Ware vollständig. Zuverlässig!“, schrie der Mann, der sich Krzysztof nannte, ins Telefon.
    „Nur nicht das, was ich bestellt habe.“ Seine Stimme klang gefährlich leise.
    „Was reden, lesen Zeitung!“
    Natürlich hatte er am frühen Morgen als Erstes einen Blick in die Zeitungen geworfen. Der Name der Toten im Fenn wurde wie üblich nicht genannt. Doch zumindest wurde bestätigt, dass es sich um eine französische Touristin handelte.
    „Nein, nein“, sagte er, „meine Bestellung war gestern Abend in der Alten Fischerhütte zu bestaunen.“
    „Das nix möglich, das Verwechslung.“
    „Doch, ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Sie ist in einem hellgrünen Smart mit dem Kennzeichen B – NV 837 weggefahren. Sehen Sie zu, dass Sie die Dame ausfindig machen. Ich will wissen, wer das ist, wo sie herkommt, wo sie wohnt. Aber vorerst keine neue Lieferung, haben Sie mich verstanden?“
    Ohne Gruß legte er auf und ging zu seinem Wagen, der auf dem Parkplatz des Supermarkts gegenüber parkte. Krzysztof und seine Leute würden das Problem lösen, da war er sich sicher. Wie praktisch doch die Nähe Berlins zur polnischen Grenze war. Seine Geschäftspartner kamen für ein paar Stunden, um ihre Arbeit zu verrichten, und waren über die Grenze sofort wieder verschwunden. Leise, unauffällig, preiswert und sicher. „Nennen Sie mich Krzysztof.“ So einfach war das.
    Allerdings quälte ihn eine Frage: Wer war die Tote, die man gestern im Riemeisterfenn gefunden hatte? Krzysztof hatte Fotos bekommen und eine Adresse. Entweder einer hatte geschlampt oder … So viele Zufälle gab es doch überhaupt nicht.
    Er würde abwarten müssen, was bei Krzysztofs Recherche herauskam. Man würde sehen. Bis dahin würde er die Lieferung nicht bezahlen. So einfach war auch das.

7. Schlachtensee
     
    Sobald George am Morgen das Haus verlassen hatte, war Vicky in ihre Laufschuhe geschlüpft. Bangemachen gilt nicht, sagte sie sich und fuhr zum Schlachtensee. Natürlich hatte George versucht, ihr das Joggen am See auszureden. Sie hatte ihm versprochen, dass sie nicht mehr kurz nach Sonnenaufgang in den Wald gehen würde, der Vormittag mit seinen Stakkato-Klängen erschien ihr als tragbarer Kompromiss. Schließlich sah man um diese Tageszeit kaum noch Wald vor lauter Skistöcken.
    Nach einer halben Stunde Lauftraining merkte sie, wie sich ihre Verkrampfung zu lösen begann. Was war gestern nur los gewesen mit ihr? Total hysterisch. Wenn sie so weitermachte, würde sie George verlieren. Natürlich hatte George recht, die Frau hatte höchstens eine entfernte Ähnlichkeit mit ihr gehabt, wenn überhaupt. Warum zum Teufel konnte sie eigentlich nicht zugeben, dass sie angesichts einer Frauenleiche in
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