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Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)

Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)

Titel: Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
Autoren: Lynn Viehl
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habe alle deine Predigten schon gehört.« Zu oft. »Ich muss operieren. Vielen Dank, dass du vorbeigekommen bist.« Sie lief zum Fahrstuhl.
    »Alexandra, warte.« Er holte sie ein. »Die Dinge müssen sich ändern, aber ic h … ich verstehe, warum du wütend auf mich bist.«
    Wütend? Das war noch milde ausgedrückt.
    »Okay, dann erinnern wir uns kurz zurück an damals, John. Nachdem unsere Adoptiveltern bei einem Autounfall gestorben waren, bist du gerade lange genug nach Hause gekommen, um sie zu beerdigen und mich ins Internat zu stecken.« Und wie sehr sie ihren Bruder angefleht hatte, sie nicht alleinzulassen. »Du kannst dir das jetzt von mir aus schönreden, aber Tatsache ist, dass du mich im Stich gelassen hast. Erinnerst du dich? Genau wie unsere Eltern.«
    Sein Gesichtsausdruck blieb priesterlich. »Ich hatte Verpflichtungen in der Mission.«
    »So viele, dass du erst wiederkommen konntest, als ich schon im Vorklinikum war?« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Scheint ein verdammt gottloses Völkchen gewesen zu sein, hm?«
    Seine Augen wurden kalt. »Du weißt nicht, wie es für mich gewesen ist.«
    Nein, das wusste sie nicht. »Ich habe dich danach gefragt. Oder hast du die zweihundert Briefe nicht gelesen, die ich dir geschrieben habe?«
    »Ich habe sie gelesen.«
    Das machte ihre letzte Hoffnung zunichte. Sie hatte ihn nie danach gefragt, sondern sich immer an der Vorstellung festgehalten, dass die brasilianische Post versagt hatte und die Briefe dem falschen Priester zugestellt worden waren. »Du hast sie allerdings nicht beantwortet. Nicht einen. Du hast mich ausgeschlossen , John.«
    »Das musste ich.« War das Scham in seiner Stimme? Bevor sie es herausfinden konnte, berührte er sie an der Schulter. »Ich bin immer noch dein Bruder, Alexandra. Ich sorge mich um dich.«
    »Ja natürlich. Du sorgst dich viel. So viel, dass du eine ängstliche Fünfzehnjährige in eine protzige Schule gesperrt hast, damit du Heiliger-Franziskus-rettet-die-armen-Dschungel-Heiden spielen konntest.«
    Er ließ seine Hand sinken. »Ja. Das habe ich.«
    »Das ist ein schönes Geständnis, Johnny, aber es ist nicht meine Aufgabe, es mir anzuhören. Denn ich bin die Ärztin und du der Priester. Wenn ich Mist baue, dann kommst du und schwenkst deinen Rosenkranz, bevor meine Patienten zu deinem Gott gehen.« Sie zuckte die Achseln. »So viel haben wir miteinander zu tun.«
    Jetzt waren seine Hände zu Fäusten geballt. »Er ist auch dein Gott.«
    So vorhersehbar. Luisa interessierte John nicht wirklich, und Alex auch nicht, aber wenn sie nicht in die Kirche ging oder wenn sie den Allmächtigen kritisierte, dann hatte sie immer seine volle Aufmerksamkeit.
    »Ich habe aufgehört, an Gott zu glauben, als ich das erste Mal ein Kleinkind mit entzündeten Verbrennungen von Zigarettenstummeln behandelt habe. Er gehört dir ganz allein, Vater.« Die Fahrstuhltür öffnete sich, und sie ging hinein.

2
    »Luther Martisse, dreiundfünfzigjähriger Mann mit schwerem kraniofazialen Trauma«, las die Operationsschwester vom Operationsplan ab. »Autounfall?«
    Alex benutzte eine Bürste mit harten Borsten, um die antiseptische Seife unter ihre kurzen Fingernägel zu bekommen. »Exfrau mit einem Baseballschläger.«
    »Autsch. Zu wenig Unterhalt gezahlt?«
    »Die Exfrau hat ihn mit ihrer Schwester im Bett erwischt.« Alex wusch sich die Seife ab und hob ihren Fuß vom Pedal, das den Wasserhahn bediente. »Deren Kiefer habe ich letzte Woche gerichtet.«
    Mrs Martisse hätte sich bei den Yankees bewerben sollen, beschloss Alex, nachdem sie sich den Schaden durch das Oszilloskop angesehen hatte. Dieser eine Schlag gegen Luthers Kopf hatte alle vier Innenwände seines Schädels völlig zerstört.
    Um seine zerschlagene Augenhöhle zu richten und sein Sehvermögen wiederherzustellen, musste Alex die Operationsdauer ausdehnen und die Knochen mit Dutzenden von Mikroplatten, einer kompletten Platte aus metallenem Geflecht und winzigen Schädelknochenimplantaten stabilisieren.
    »Verdammt.« Sie warf eine blutige Sonde beiseite und stellte das Oszilloskop neu ein. Weil die inneren Schädelwände so dünn waren, konnten sie leicht brechen. Genauso wie es Humpty Dumpty ergehen würde, wenn man ihn vom Empire State Building warf. »Luther, ich glaube, ich muss deinen ganzen verdammten Kopf mit Teflon überziehen.«
    Alex brauchte noch fünf Stunden, um die Basis neu aufzubauen, dann machte sie den Schädel zu und ließ Luther Martisse in den
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