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Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)

Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)

Titel: Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
Autoren: Lynn Viehl
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Nase und Mund. Sie zwang es mit ihrem letzten Atemzug heraus, und ihr wurde klar, dass sie niemals wieder atmen würde.
    Nicht so. Nicht so.
    Ihr Haar trieb vor ihren Augen, während ihre Bewegungen langsamer wurden. Ihre Lungenflügel platzten ihr beinahe aus der Brust, und dann taten sie es und Wasser füllte sie, reinigte sie, kühlte sie, zog sie weg von dem Schmerz und der Angst, von allem.
    »Genug, meine Liebe.«
    Die Hände ließen Lena los, und sie hob den Kopf aus dem Wasser. Luft raste in ihre Lunge. Sie wurde herumgedreht, und etwas drückte auf ihren Rücken, ließ sie das Wasser erbrechen und aushusten, das sie geschluckt und eingeatmet hatte. Sie schlug um sich, versuchte, sich an ihrem Retter festzuhalten.
    Er hob sie auf, wischte ihr das nasse Haar aus dem Gesicht. Er lächelte sie an, als sei er froh, dass sie atmete. »Sind Sie jetzt wieder rein?«
    Lena hörte auf zu husten und starrte an sich herunter. Ihr Kleid war ruiniert. Ihr Haar hing in langen, nassen Strähnen vor ihrem Gesicht. Und ihre Hände – sie hatte sich so stark am Rand des Beckens festgekrallt, dass ihre Handflächen verletzt waren. Ihr Magen zog sich zusammen, als ihr klar wurde, dass die Hände, die sie ins Wasser gedrückt hatten, ihre eigenen gewesen waren. Sie hatte sich in diesem verdammten Taufbecken beinahe selbst ertränkt.
    Man hat mich unter Drogen gesetzt.
    »Was ist mit mir passiert?« Sie wandte sich wieder an den Mann. »Was haben Sie mir gegeben?«
    Sein Lächeln verschwand, während er zurücktrat. »Nur das Kreuz. Nur der Sünder kann sich seine Sünden abwaschen. Im Grunde Ihres Herzens wissen Sie das.«
    »Nein.« Zu ihrem Entsetzen wandte Lena sich langsam um, wie ein Spielzeug, das per Fernbedienung gelenkt wurde, und ging auf das Taufbecken zu.
    » Wer aber einen dieser Kleinen, die an mich glauben, verärgert, für den wäre es besser, dass ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ersäuft würde im Meer, wo es am tiefsten ist «, sagte der Mann leise.
    »Hören Sie auf.« Sie trat an das Becken und legte die Hände auf den Rand, umfasste ihn fest. »Zwingen Sie mich nicht, das zu tun.« Ihr Rücken schmerzte, und ihre Fingernägel brachen, als sie sie mit aller Kraft in den kalten Stein grub. »Bitte, Gott, ich will nicht sterben!«
    Kurz bevor Lena den Kopf unter Wasser steckte, hörte sie ihn sagen: »Dann hätten Sie sich von ihm nicht anfassen lassen dürfen.«
    »Okay, hör mal.« Harry Quinn, Detective des Morddezernats von Fort Lauderdale, holte sein Asthmaspray heraus, sprach zwischen den Sprühstößen jedoch weiter. »Eine Schwimmerin, die im Meer ertrinkt, wird nicht an den Strand gespült und rollt dann fast vierhundert Meter weiter und setzt sich auf eine Bank an der Bushaltestelle.« Er hustete. »Nie im Leben. Sie wurde dort hingesetzt .«
    Seine Partnerin, Detective Samantha Brown, stimmte ihm schweigend zu. Sie hatte einen direkten Blick auf die Leiche, die noch so dasaß, wie man sie gefunden hatte, auf einer Bank, die Füße über Kreuz, die Hände sittsam im Schoß gefaltet. Wären da nicht ihr nasses Haar gewesen und ihr Cocktailkleid, das an ihrem Körper klebte, dann hätte sie irgendeine Frau sein können, die auf den Bus wartete. Ertrunkene sahen niemals so ordentlich aus.
    Sams Nerven waren angespannt gewesen, seit sie der Anruf der Einsatzzentrale erreicht hatte. Die Leiche auf diese Weise vorzufinden, beruhigte sie nicht gerade.
    »Erster Eindruck?«, fragte Harry.
    »Sie ist nicht geschwommen«, murmelte Sam. »Nicht in diesen Klamotten.«
    »Vielleicht ist ihr im Schlaf der Kopf nach hinten gekippt, und es hat wirklich stark geregnet.« Ihr Partner lachte über seinen eigenen geschmacklosen Witz, dann wurde er von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt, bis er das Ende des Inhalators erneut in den Mund nahm und sich sein Medikament in die Lungen pumpte.
    Harry war noch zwei Wochen von der Pensionierung entfernt, und es war reine Willenskraft, die ihn noch zur Arbeit kommen ließ. Sein Asthma hatte sich so verschlimmert, dass er die meisten körperlichen Tätigkeiten seiner Arbeit nicht mehr schaffte. Sams Boss, Captain Ernesto Garcia, hatte angeboten, Harry einen Schreibtischjob zu geben und ihr jemand anderen an die Seite zu stellen, doch Sam wollte das ihrem Partner nicht antun. Harry war stolz darauf, seit dreiunddreißig Jahren für das Morddezernat des FLPD zu arbeiten; das Mindeste, was sie tun konnte, war, die letzten vierzehn Tage mit ihm durchzustehen.
    Und
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