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DARKNET

DARKNET

Titel: DARKNET
Autoren: Daniel Suarez
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die Razorbacks um ihn herum und die Microjets in der Luft plötzlich abschwenkten und verschwanden. Er stieg von seinem Motorrad, wankte und brach schließlich in die Knie, als ihm das ganze Ausmaß des Verlusts aufging – zusätzlich zu dem Preis, den er bereits gezahlt hatte.
    Die Zuschauer aber sahen, wie Merritts Levelzahl wieder stieg, da Leute aus dem gesamten Darknet mühsam verdiente Levels spendeten – zum Kurs von tausend zu eins –, um die zu ersetzen, die Merritt drangegeben hatte.
    Innerhalb von Sekunden hatte Merritt wieder Stufe 200 erreicht.
    Merritt blickte auf Loki hinab.
«Sir, wir alle brauchen gelegentlich Hilfe. Deshalb sind wir ja mehr als einer …»
    Loki starrte auf diesen Avatar, den der vereinte Wille von Millionen Menschen geschaffen hatte und der darauf programmiert war, in Augenblicken höchster Not zu reagieren. Er war unleugbar Teil des Darknet. Und dessen, wozu sich das Darknet entwickelte.
    Loki brach zusammen, von lautlosem Schluchzen geschüttelt, die metallenen Augen unfähig, Tränen zu produzieren oder wegzuschauen. Darknet-Mitglieder scharten sich um ihn, jetzt nicht mehr feindselig. Eine Frau legte ihm die Hand auf die Schulter.
    Merritt wandte sich an die Menge.
«Alles in Ordnung, Leute. Hier gibt es nichts zu sehen …»
    Und plötzlich hörte Sebeck einen Systemton. Er blickte auf und sah einen goldenen Thread, der sich nach Norden schlängelte, dem fernen Horizont entgegen. «Price!»
    «
Hier
, Mann.»
    «Wir müssen unsere Sachen holen.
Jetzt

    «Hat das nicht noch Zeit?»
    «Nein. Wir müssen sofort los.»
    «Wohin?»
    Sebeck zwängte sich bereits durch die Menge. «Zum Wolkentor.»

39 Endgame
     
    Reuters.com
     
    Weltweiter Blackout mit insolventen Finanzgruppen in Verbindung gebracht  – in Zusammenhang mit den großräumigen Stromausfällen der vergangenen Nacht hat das FBI Razzien in Dutzenden renommierter Brokerhäuser und Investmentbanken durchgeführt und mehrere hundert Personen festgenommen.
     
     
    Pete Sebecks letzter Thread führte ihn nordwärts nach Houston, dann ostwärts zu einem einst florierenden Frachthafen bei Morgan’s Point, Texas. Die golden glimmende Linie lief auf einen riesigen Containerumschlagplatz zu, der an einer Fahrrinne namens Barbour’s Cut lag.
    In den letzten Tagen hatte der Dollar seinen historischen Tiefststand langsam hinter sich gelassen – was sich wohl in erster Linie Sobols Rache an den Plutokraten verdankte. Doch als Sebeck den ihm neu zugewiesenen Lincoln Town Car durch die riesige Industriewüste und die geknechtete Landschaft von Morgan’s Point lenkte, fragte er sich, ob dieser Ort hier je wieder aufleben würde. Vielleicht waren ja die Zeiten der Zehntausend-Meilen-Lieferketten endgültig vorbei.
    Er blickte zur Seite und sah Laney Price auf dem Beifahrersitz Chicken-Nuggets verschlingen und einen Jumbo-Softdrink trinken. Sebeck lachte nur kopfschüttelnd.
    «Was ist?»
    «Ihnen fehlt einfach jeder Sinn für Ironie, Laney. Wissen Sie das?»
    «Ich hab doch gesagt, ich hab Hunger.»
    «Na ja, Sie haben sich wohl eine Junk-Food-Orgie verdient.»
    Vom Rücksitz kam eine weibliche Stimme. «Lassen Sie ihn in Ruhe, Sergeant. Jeder belohnt sich eben auf seine Weise.»
    «Recht hat sie, Pete.»
    Philips wandte sich Jon Ross zu. Sie sahen sich länger in die Augen, als die Situation rechtfertigte.
    Price machte ein missmutiges Gesicht. «Was ist das überhaupt für ein Name, ‹Iwan Borowitsch›? Ich hab mich dran gewöhnt, Sie Jon zu nennen.»
    «Nennen Sie mich, wie Sie wollen, Laney. Ich höre sowieso nicht zu.»
    Philips lehnte sich an Ross. «Mir gefällt Iwan.»
    Price gluckste in sich hinein und sagte mit russischem Akzent: «O ja, bin ich sicher, dass gefällt Iwan auch NSA .»
    Philips wischte es mit einer Handbewegung beiseite. «Wer den amerikanischen Staat vor einer feindlichen Übernahme bewahrt, sollte doch wohl eine Green Card verdient haben.»
    «Ich weiß nicht. Ich habe gehört, die Anforderungen werden immer strenger.»
    Sebeck bremste etwas ab. «Achtung …»
    «Sind wir da?»
    «Nein, aber auf dieser Halbinsel kann es ja wohl nicht viel weiter gehen.»
    Sie waren jetzt auf einer breiten Betonstraße, die offenbar für ein hohes Aufkommen an Container-Lkws gedacht war, nun aber leer wirkte. Zu ihrer Linken, jenseits mehrerer Fahrspuren, erhob sich eine regelrechte Skyline aus verschiedenfarbigen Frachtcontainern.
    Philips blickte aufmerksam hinüber. «Warum hat es der Daemon so mit
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