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DARKNET

DARKNET

Titel: DARKNET
Autoren: Daniel Suarez
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Ein Stück der Holzwand glitt zur Seite. Dahinter lag ein Raum, in dem automatisch Licht anging. Die Tür bestand aus zehn Zentimeter dickem massivem Stahl – die Stahlbetonwände der Kammer waren sogar noch dicker.
    Er betrat den sicheren Raum und drückte einen roten Druckschalter neben der Tür. Das Wandstück glitt wieder zu und verriegelte sich mit einem dumpfen Geräusch. Am anderen Ende des Raums erwachte über einem Steuerpult eine Monitorwand zum Leben. Darauf konnte er alles, was auf dem Anwesen vor sich ging, über Dutzende von Überwachungskameras verfolgen. Außerdem waren da noch ein spezielles Notfalltelefon, eine Funkbasisstation und ein Hausapparat. Es gab ein Sofa, eine Bar und einen Flachbildfernseher; im hinteren Bereich Regale mit Notproviant und eine schmale Tür, hinter der sich eine spartanische Toilette befand.
    Hollis hatte alles, was er brauchte, um ganz in Ruhe auf Rettung zu warten.
    Der Hausapparat klingelte, und er drückte die Freisprechtaste, während er die Monitore durchklickte, um die Kameras an der Lieferanteneinfahrt zu finden. «Ich höre.»
    Metzgers Stimme kam über Raumklang.
«Kriegen Sie auf Ihrem Notfalltelefon ein Freizeichen?»
    Hollis nahm das Notfalltelefon ab und hielt sich den Hörer ans Ohr. Nichts. Reflexhaft drückte er mehrmals auf den Gabelumschalter. «Es ist tot. Das ist doch angeblich eine Erdleitung. Woher wussten die, wo sie verläuft, Metzger?»
    Hollis hörte im Hintergrund Stimmen. Dann war Metzger wieder dran.
«Darüber reden wir später. Im Moment habe ich gerade Bewegungsmelderalarm auf dem gesamten Anwesen. Ich ziehe meine gesamten Leute in den Umkreis der Master-Suite zurück.»
    «Wie sind diese Leute durch die Tore gekommen?» Einer der Überwachungsmonitore zeigte das Haupttor des Anwesens, das weit offen stand.
    «Ich weiß es nicht.»
    «Es ist Ihr
Job
, das zu wissen! Es hieß doch, ich würde diesen Raum hier überhaupt nie
brauchen
.» Er schäumte kurz vor sich hin, sagte dann: «Schicken Sie jemanden rauf, Mary holen.»
    «Sie ist nicht bei Ihnen?»
    «Ich kann sie hier nicht mit reinnehmen. Stecken Sie sie einfach in einen Schrank oder so. Und lassen Sie sich was einfallen, um die Polizei zu benachrichtigen. Von mir aus Rauchsignale, verdammt nochmal!» Er legte auf und klickte wieder die Überwachungskameras durch. Er hatte ein Vermögen für Sicherheitstechnik ausgegeben, aber die Investition zahlte sich offenbar nicht besonders aus. Wenn das hier vorbei war, würde er das gesamte Security-Team feuern – mit Metzger angefangen.
    Hollis ging die einzelnen Kameras durch, etwa ein Dutzend Einstellungen – Mehrfachgarage, Pool-Patio, Barraum, Esszimmer, Einfahrt …
    Er erstarrte. Mitten in der Einfahrt lag einer von Metzgers anzugtragenden Sicherheitsleuten in einer Blutlache, die Hand noch immer um eine Maschinenpistole gekrallt. Der Kopf fehlte.
    «Verdammte Scheiße!» Hollis riss das Haustelefon aus der Station und wählte Metzgers Nummer. Es tutete ein paarmal, dann ging die Mailbox dran. Hollis versuchte es über das Funkgerät, hörte aber nur Rauschen.
    Dann fiel der Strom aus.
    Hier im sicheren Raum sprang sofort der Notstrom an, aber auf den Überwachungsmonitoren sah er die meisten Lampen auf dem Anwesen ausgehen. Nur die Notbeleuchtung im Haus brannte noch. Draußen war alles schwarz.
    Hollis klickte sich durch die Überwachungskameras im Inneren des Hauses. Da – im Foyer sah er zwei Sicherheitsleute und Metzger, der gerade das prächtige Hauptportal der Zweieinhalbtausend-Quadratmeter-Villa verriegelte. Metzger rannte die Treppe hinauf. Er gestikulierte und brüllte, um Männer am oberen Ende der Treppe in Stellung zu bringen. Das Obergeschoss sollte offensichtlich ihr Fort Alamo werden.
    Da barsten plötzlich die Flügel des Portals auf: Metallteile, Holzsplitter und Glas spritzten lautlos auf den polierten Steinboden. Etwas Motorradgroßes war mit hohem Tempo durch die Tür gebrochen und gegen die Rückwand geprallt, nachdem es den großen antiken Tisch im Foyer zerlegt hatte. Rauch breitete sich aus.
    Die Überwachungskamera zeigte Security-Leute, die von der Galerie oben das Feuer eröffneten. Schon rasten weitere dunkle Schemen zum Portal herein. In der Schummerbeleuchtung und dem Rauch konnte Hollis kaum etwas erkennen. Sie bewegten sich schnell – durchs Foyer und die breite Treppe hinauf. Im Nu waren sie aus dem Bild. Hollis klickte hektisch herum, um eine Kamera zu finden, die ihm zeigte, was
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