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DARKNET

DARKNET

Titel: DARKNET
Autoren: Daniel Suarez
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geschah.
    Auf einem Monitor sah er jetzt sein eigenes Schlafzimmer – diese Kamera hatte er zur Vorbeugung gegen Scherereien wegen angeblicher sexueller Nötigung installieren lassen (man wusste ja nie, welche Vergewaltigungsszenarien sich junge Frauen im Nachhinein zusammenphantasierten). Das Sicherheitsteam konnte die Kamera nicht aufrufen, aber Hollis sah jetzt, wie Metzger Mary am Arm packte und aus dem Bett zog. Sie war nackt und schrie, doch den muskulösen Deutschen beeindruckte das nicht. Auf dem Monitor brüllte Metzger sie lautlos an und deutete unter das Bett, ließ dann ihren Arm los, um auf irgendetwas draußen im Flur zu reagieren.
    Metzger richtete die Waffe auf die Türöffnung, während Mary hinter ihm unters Bett kroch, und im nächsten Moment feuerte der Sicherheitschef kurze Garben. Durch die dicken Betonwände hörte Hollis das dumpfe Rattern keine zehn Meter weiter in seinem Schlafzimmer. Eine Flammenklinge schoss aus Metzgers Waffe und erhellte sein angespanntes Gesicht – aber nur ganz kurz, dann raste ein dunkles Etwas ins Bild und vollführte mit Zwillingsklingen eine blitzschnelle Bewegung, die Metzger in drei Teile zerlegte: Kopf, Rumpf und Beine. Die Klingen fuhren wieder hin und her, unmenschlich schnell, und schnitten die Stücke wiederum in Stücke. Metzgers Körper wurde zerteilt wie ein geschlachtetes Rind, und blutiger Brei spritzte durchs Zimmer.
    Hollis starrte entsetzt auf den Monitor.
    Das dunkle Etwas bewegte sich weiter ins Zimmer hinein. Dabei ließ es die Zwillingsklingen rotieren, um das Blut loszuwerden, und verwandelte die Wände in eine makabre Galerie moderner Kunst.
    Was die Kamera jetzt im Schummerlicht der Notbeleuchtung zeigte, war eine Maschine – vertraut und fremdartig zugleich. Ein schweres Rennmotorrad – aber ohne Fahrer, es gab nur eine Reihe Peitschenantennen und Sensoren. Die ganze Maschine war mit Klingen überzogen, die an beiden Seiten wie Flossen hervorstanden. Wo normalerweise der Lenker gewesen wäre, saßen Zwillingsschwerter auf mechanischen Armen. Das Motorrad war von vorn bis hinten blutverschmiert, als hätte es auf dem Weg hierher Hollis’ gesamtes Sicherheitsteam zerstückelt. Und in jedes Fleckchen der metallenen Oberfläche schienen Symbole und Schriftzeichen eingraviert – es sah aus wie ein kultischer Gegenstand irgendeiner Hightech-Religion.
    Die Maschine stand jetzt auf hydraulischen Seitenständern, die sie ausgefahren hatte. Als die Klingen durch die schnelle Rotation gesäubert waren, klappte sie sie ein und ließ sie hinter der zerschrammten Frontverkleidung verschwinden. Zwei weitere baugleiche Maschinen kamen ins Schlafzimmer gerollt.
    Hollis sank auf den Stuhl am Steuerpult und starrte verständnislos auf den Monitor. Was er da sah, ergab keinen Sinn.
    Rotierende grüne Laserstrahlen kamen aus den Scheinwerfergehäusen der Maschinen. Das Ganze hatte etwas von einer Lasershow, als die Strahlen durch den Rauch von Metzgers MP -Feuer drangen und über die Wände und die im Schattendunkel stehenden Möbelstücke glitten – offensichtlich suchend.
    Ohne Vorwarnung preschte eins der Motorräder ins Badezimmer. Hollis konnte im Spiegel sehen, wie es durch die dünne Tür des Ankleideraums barst. Die gab nach wie Papier, und jetzt hörte Hollis live das gedämpfte Grollen eines starken Zweiradmotors unmittelbar hinter der Tür seines Sicherheitsraums.
    Das Ding wusste, wo er war.
    Er schwang mit seinem Stuhl herum und starrte auf die massive Stahltür drei Meter vor sich. Nur diese Tür war noch zwischen ihm und einem grässlichen Tod. Sein Herz hämmerte so heftig, dass sein ganzer Kopf dröhnte. Hollis kramte hektisch in der Schreibtischschublade und zog eine Sig Sauer P220 Super Match heraus. Er lud durch und warf wieder einen Blick auf den Monitor der Schlafzimmerkamera.
    Die anderen beiden Motorräder hatten mit ihren Schwertarmen das Bett umgekippt und die nackte, hilflose Mary entblößt. Zusammengekrümmt und lautlos wimmernd lag sie unter den grellen Laserstrahlen.
    O Gott. Nein …
    Aber vielleicht würde sie das ja zufriedenstellen.
    Die Motorräder standen nur da und beobachteten, wie Mary beim Anblick von Metzgers zerhackten Überresten vor Entsetzen schrie.
    Hollis beschloss, etwas für Marys Familie zu tun, wenn das hier vorbei war. Er würde mehr über die Kleine in Erfahrung bringen. Er würde ihren Leuten helfen.
    Aber die Maschinen griffen nicht an. Sie sahen nur zu, wie Mary sich aufrappelte und aus dem
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