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DARKNET

DARKNET

Titel: DARKNET
Autoren: Daniel Suarez
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Zimmer floh.
    Vielleicht war sie ja doch an dem Ganzen beteiligt  …
    Hollis drückte Kontrolltasten, holte den Ankleideraum jenseits der Stahltür auf den Schirm. Dort sah er die dritte Maschine warten. Sie schien genau zu wissen, wo die Geheimtür war. Aus den Gebäudeplänen? Wer auch immer hinter dieser Sache steckte, verfügte offensichtlich über enorme Ressourcen. Für jemanden, der sich solche Kampfmaschinen leisten konnte, war es natürlich kein Problem gewesen, ein Telefonsystem und die Hauselektrik auszuforschen. Sein sicherer Raum hatte ihn gerettet, und die Stahltür war nicht mit der Gebäudesteuerung verbunden. Einmal verriegelt, konnte sie nur von innen manuell geöffnet werden.
    Plötzlich klingelte der Hausapparat vor ihm auf der Konsole. Hollis zuckte erschrocken zurück. Er sah wieder auf den Monitor. Die blutverschmierte Maschine stand reglos da, noch immer genau auf die Geheimtür ausgerichtet.
    Das Telefon klingelte wieder. Hollis starrte es an. Vielleicht war es ja jemand vom Security-Team? Er drückte die Freisprechtaste. «Hallo?»
    Kurz war Stille in der Leitung – doch dann hörte er über Raumklang seine eigene Stimme. Sie sprach schnell, wie es Hollis bei geschäftlichen Telefonaten zu tun pflegte …
    «Selbst wenn die
US
-Märkte crashen, machen wir Geld. Bewegung ist alles, was wir brauchen – ob aufwärts oder abwärts, ist egal …»
    Es war eindeutig seine Stimme. Jemand hatte sein Telefon angezapft. Sofort folgte ein weiterer Gesprächsschnipsel …
    «Was ein Unternehmen tut, ist irrelevant. Was ein Unternehmen herstellt, ist irrelevant. Der Markt ist ein mathematisches Rätsel, das wir durch Value Extraction lösen.»
    Irgendjemand hatte das mitgeschnitten. Aber warum?
    Wenn er die gnadenlose Killermaschine da draußen sah, konnte er sich nicht recht vorstellen, dass sie von Menschenrechtsaktivisten losgeschickt worden war. Wer dahintersteckte, war entschieden gefährlicher.
    Wieder ertönte seine Stimme, diesmal lachend.
«Wir haben es legalisiert. Unsere Leute haben die Gesetzesvorlage für den Kongress geschrieben.»
    Auf dem Überwachungsmonitor rollte jetzt eine andere Sorte Motorrad ins Schrankzimmer. Diese Maschine war nicht mit Klingen bestückt, sondern mit Leitungsschläuchen und Druckbehältern. Die anderen machten ihr Platz. Das Motorrad pflanzte sich mit Hydraulikständern fest vor der Tür des Panikraums auf. Statt der beiden Klingen entfaltete sie einen Roboterarm mit einer Düse, der durch Schläuche mit einem halben Dutzend Druckbehältern verbunden war. Ein Funke blitzte auf, dann schoss jäh eine weiße Flamme aus der Düse – und verwandelte die Holztäfelung draußen in eine einzige Feuerwand.
    Angstgelähmt starrte Hollis die Maschine auf dem Monitor an. Was das war, wusste er. Er hatte in den neunziger Jahren Stahlwerksaktien gehalten. Es war ein Plasmaschneider. Jemand hatte ihn auf diese Schreckensmaschine montiert, und jetzt stand er da draußen vor der Tür seines Bunkers und pustete die Holztäfelung weg, als wäre sie aus Pappe. Die Reihen der teuren Anzüge und Schuhe loderten bereits, als der fünfundzwanzigtausend Grad heiße Schneidkopf durch die Stahltür drang wie ein Messer durch Modellierton.
    Die Sprinkleranlage sprang an und berieselte den Ankleideraum mit Wasser, das jedoch von der Hitze des Feuers sofort verdampfte. Die Überwachungskamera zeigte, wie die gnadenlosen Maschinen ungerührt in den Flammen standen, doch es dauerte nicht lange, bis die Kamera schmolz. Das Monitorbild wurde körnig, dann schwarz.
    Hollis trafen ein Druckstoß und ein ohrenbetäubender Knall, als der weißglühende Plasmastrahl durch den Stahl brach und eine Schmelzfuge die Tür hinabzuziehen begann. Das Sofa in Türnähe und die Getränkebar daneben gingen schlagartig in Flammen auf, das Glas des Flachbildfernsehers zersprang – und das Gerät klappte langsam zusammen, als wäre es aus Wachs. Blaue Funken von geschmolzenem Stahl stoben über den Betonboden. Die Sprinkler des Panikraums fuhren aus und beregneten das Ganze vergeblich.
    Während Hollis in katatonischer Starre dasaß, von eiskaltem Sprinklerwasser durchnässt, kam immer noch seine eigene Stimme über Raumklang.
    «Reine Mathematik beschert uns unbegrenzten Profit.»
    Der Plasmaschneider hatte sein Werk an der Tresorstahltür vollendet. Ein Riesenstück fiel heraus und ließ den Betonboden erbeben. Die Ränder des Stahls glühten immer noch rot. Hollis drehte sich um und betrachtete
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