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Dark Village - Das Böse vergisst nie

Dark Village - Das Böse vergisst nie

Titel: Dark Village - Das Böse vergisst nie
Autoren: Kjetil Johnsen
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Rascheln. Es kam aus dem Wald, aus den Augenwinkeln sahen sie eine Art Welle durch das Grün auf sich zurollen. Eine Bewegung, die von Blatt zu Blatt und von Ast zu Ast wanderte. Dann tauchte eine Gestalt auf der Lichtung auf.
    „Ich hätte gerne miterlebt, wie es weitergeht“, sagte eine vertraute Stimme. „Aber leider habe ich es ziemlich eilig.“

6
    Sein neues Zimmer war ganz in Ordnung. Es war klein, für mehr als ein Bett und einen alten Schreibtisch war kein Platz, aber es war hell und sauber. Allerdings gab es keinen Schrank, darum hatte er seine große Tasche, die in der Ecke stand, noch nicht ausgepackt.
    Jetzt zog er sie zu sich heran, hockte sich hin und kramte mit der rechten Hand darin herum. Er fand, was er suchte. Vorsichtig wickelte er den Gegenstand aus einem alten Handtuch.
    Der Revolver war groß und kompakt und glänzend.
    Smith & Wesson, Kaliber 38. Er ließ die Trommel aufspringen und sah nach, wie viel Schuss noch übrig waren. Natürlich wusste er es, aber er guckte trotzdem noch mal nach.
    Drei Kammern waren leer, drei waren geladen.
    Er schob die Trommel wieder zurück und stellte den Hahn auf eine leere Kammer. In irgendeinem Krimi hatte er gelesen, dass es so klüger war, denn dann konnte man sich nicht aus Versehen in den Fuß schießen.
    Drei Kugeln.
    Mehr hatte Nick nicht. Und er wusste auch nicht, wo er neue bekommen sollte. Aber drei Schuss – klar reichte das. Mit drei Kugeln konnte man drei Menschen töten.

7
    Trine weinte. Dicke Tränen liefen über ihre Wangen.
    Vilde starrte Synnøve Viksveen an. Das war doch nicht ihr Ernst! So gemein konnte sie einfach nicht sein! Sie war erwachsen. Sie war Lehrerin! Das konnte sie ihnen nicht antun.
    „Es liegt ganz bei euch“, sagte Synnøve Viksveen.
    Sie hatte ihnen ein Ultimatum gestellt und jetzt lächelte sie überheblich. Offenbar war sie joggen gewesen. Sie trug Shorts und ein T-Shirt und hatte ein ganz verschwitztes Gesicht. Ihre Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
    Genau wie letztes Mal,
dachte Vilde.
Wie konnten wir nur so blöd sein? Warum haben wir nicht besser aufgepasst?
    Aber sie waren ja extra ein Stück vom Weg weg, tiefer in den Wald gegangen.
    Die Lehrerin schaute auf die Uhr. „Ich habe es wirklich eilig. Denkt über meinen Vorschlag nach und sagt mir Bescheid.“
    „Nein“, flüsterte Trine.
    „Überleg es dir“, sagte Synnøve Viksveen knapp.
    „Nein!“
    Viksveen seufzte. „Ich nehme diese Antwort nicht an. Du kannst ja nicht klar denken. Ihr habt zwei Tage Zeit. Am Freitag in der Schule will ich wissen, wie ihr euch entschieden habt.“
    Trine schwieg. Vilde nickte.
    Die Lehrerin lachte.
    „Ciao“, zwitscherte sie und winkte, während sie ein paar Schritte rückwärtsging. Dann drehte sie sich um und verschwand im Wald. Ein paar Sekunden waren noch ihre Schritte zu hören, dann wurde es totenstill.
    Vilde fühlte sich schwindelig.
    „Das ist deine Schuld.“ Trine wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab. „Das alles hier ist deine Schuld.“
    „Wir kriegen das hin. Wir müssen nur ein bisschen überlegen, uns was ausdenken.“
    Vilde streckte die Hand aus, um Trine über den Rücken zu streicheln.
    „Rühr mich nicht an!“ Trine wich ihr aus.
    Vildes versuchte es noch mal. „Du …“
    Trine schubste sie weg. „Du hast mich gezwungen, dich zu küssen!“
    „Trine.“
    „Du hast mich gezwungen. Sonst hätte sie nie was rausgefunden. Es hätte nichts gegeben, was sie hätte rausfinden können! Ich habe gesagt, dass ich nicht will. Ich habe gesagt, wir sollen damit aufhören! Trotzdem hast du mich gezwungen.“ Trine wollte davonstürmen.
    „Geh nicht!“, rief Vilde.
    Trine blieb mit dem Rücken zu ihr stehen. Ihre Schultern zuckten, dann spannten sich ihre Muskeln und schließlich drehte sie sich um.
    Mit leiser, ausdrucksloser Stimme zischte sie: „Ich hasse dich, Vilde.“
    „Bitte, sag so was nicht, wir können …“
    „Lass mich.“
    „Jetzt hörst
du
aber auf“, flüsterte Vilde. „Mensch, Trine.“
    „Du hast mein Leben zerstört“, sagte Trine. Sie bewegte sich so lange rückwärts, bis sie mit dem Rücken gegen einen Ast stieß.
    „Geh nicht“, bat Vilde. „Bleib hier, hier bei mir.“
    „Nein.“ Trine schüttelte den Kopf. „Jetzt werden es alle erfahren.“
    „Das muss gar nicht sein! Wir können doch tun, was sie verlangt. Dann sagt sie es niemandem!“
    „Und
das
glaubst du?“
    „Trine, wir kriegen das hin! Wir beide.“
    „Wir
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