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Dark Village - Das Böse vergisst nie

Dark Village - Das Böse vergisst nie

Titel: Dark Village - Das Böse vergisst nie
Autoren: Kjetil Johnsen
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Sound nach zu urteilen den Disney Channel. Die winzige Flimmerkiste stand auf der äußersten Ecke des Schreibtischs. Eline saß mit im Schoß gefalteten Händen auf ihrem Hocker mitten im Zimmer.
    Es gab nur noch zwei andere Möbelstücke: ein Bett und ein niedriges Regal mit ein paar Büchern, einem Stapel Papier und einem Radio drin.
    Nick wartete in der Tür. „Kann ich reinkommen?“
    „Ja“, sagte sie, ohne den Blick vom Fernseher abzuwenden.
    „Hier versteckst du dich also.“ Nick lächelte und bereute es im selben Augenblick. Mister Sensibel schlägt wieder zu.
Hier versteckst du dich also
… Das war zu nah an der Wahrheit. „Also“, begann er.
    „Ich verstehe das“, sagte sie. Noch immer guckte sie ihn nicht an.
    Am liebsten hätte er sich neben ihren Stuhl gehockt und sie geschüttelt.
Benimm dich doch mal normal, verdammt!
Aber er zwang sich zu lächeln und so zu tun, als wäre nichts.
    Er ging zum Bücherregal. Das Radio lief ganz leise. Er hörte den Refrain von irgendeinem Robbie-Williams-Song. Nora war ein echter Robbie-Williams-Fan, das wusste er. Sie hatte einen Button am Rucksack.
    „Soll ich das Radio ausmachen?“, fragte er.
    Eline schüttelte den Kopf. Ihr helles Haar war in einem strammen Pferdeschwanz zusammengebunden, der jetzt auf ihrem Rücken tanzte. „Ich mag Geräusche“, sagte sie.
    „Wenn du meinst“, sagte Nick.
    Auf den Blättern im Regal waren Zeichnungen. Sie waren säuberlich aufgestapelt, sodass kein Blatt hervorstand. Nick nahm den Stapel und schaute sich das oberste Bild an. Er runzelte die Stirn.
    Dann warf er einen Blick auf Eline. Sie starrte weiter in die Glotze.
    Er blätterte durch den Stapel. Die ersten fünf Bilder zeigten das gleiche Motiv, die gleiche gewaltsame Szene, und auf allen Bildern war viel Rot. Jede Menge Rot. Nicht eine Sekunde bezweifelte Nick, dass das Blut sein sollte.
    „Das ist nicht in echt passiert“, sagte Eline. „Wenn du das fragen wolltest.“
    „Wie
passiert?“
    „Was da auf dem Bild ist, ist nicht passiert.“
    „Ah. Gut.“ Nick schluckte. Er war erleichtert. Für einen kurzen Moment hatte er geglaubt …
    „Es ist eher was, das noch passieren wird“, sagte Eline.
    „Was?“ Nick erstarrte.
    Schließlich sah Eline zu ihm. Sie lächelte ihn an, als wäre er das Kind und nicht sie.
    „Meine Bilder zeigen nicht das, was passiert ist, sondern das, was noch passieren wird.“

3
    Und dann waren sie wieder da, am Baumstumpf, wo alles angefangen hatte.
    Schweres grünes Laub umgab sie. Es roch nach Wald. Das Gras auf dem Pfad war ausgedörrt. Außer dem Wind, der durch die Bäume strich, war kein Laut zu hören.
    „Wir müssen reden.“ Vilde stand breitbeinig da, als wollte sie sagen:
Los, sprich mit mir.
    „Oh“, machte Trine.
    „Ach, komm.“ Vilde stemmte die Hände in die Hüften. „Jetzt tu doch nicht so.“
    „Wie denn?“
    „Na ja, als wäre nichts.“
    Trine schluckte laut. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, was du meinst.“
    „Uns beide.“
    „Ja, das weiß ich schon, aber …“
    „Ich möchte mit dir zusammen sein“, sagte Vilde. Ihre Stimme hatte einen trotzigen Klang:
Ich will, ich will, ich will!
    Einen Augenblick lang schloss Trine die Augen, dann seufzte sie, als würde sie aufgeben.
    „Ich will, dass wir beide zusammen sind“, wiederholte Vilde.
    „Das habe ich verstanden. Aber was heißt das eigentlich? Also genau?“ Trine hob den Blick und sah Vilde an. „Ich meine, wie soll das aussehen?“
    „Wir können weitermachen.“
    „Wie meinst du das?“
    „So, wie wir angefangen haben, wie es gewesen ist, als wir letztes Mal hier waren. Wir beide.“
    „Aber ich will nicht lügen“, sagte Trine. „Ich schaff das nicht.“
    „Das ist doch wohl keine Lüge.“
    „Nein, ich meine nicht, dass ich dich anlüge. Aber alle anderen. Ich will Nora und Benedicte nicht anlügen, es ist mir wirklich
too much,
die ganze Zeit alle Leute anzulügen.“
    „Die ganze Zeit?“ Vilde lächelte, beinahe ein bisschen amüsiert. Dann fragte sie: „Was meinst du denn damit? Es sind doch erst ein paar Tage, Trine.“
    „Ich kann nicht ununterbrochen lügen.“
    „Seit Freitag. Und Samstag.“
    „Ich kann das nicht, hörst du!“
    „Dann sagen wir eben, wie es ist.“ Vilde hob die Arme und lachte laut und gekünstelt. „Willst du darauf hinaus? Dass wir die Wahrheit sagen. Wir erzählen es allen!“
    „Ich kann nicht!“ Trine ballte die Fäuste und zog die Schultern hoch. „Kapierst du das
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