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Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Titel: Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
Autoren: Martin Semesch , Christoph Wittmann
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misstrauischer. Sie hob die Augenbrauen wie sie es immer tat, wenn sie unsicher war und fragte: »Hab ich etwas nicht mitbekommen?«
    »Wieso?«
    »Es ist mitten unter der Woche.«
    »Und?« Sam öffnete den Ofen und neigte den Kopf zur Seite, als heißer Dampf aufstieg. Er nahm die überbackenen Süßkartoffel aus dem Backrohr und stellte sie auf die Herdplatte. Ein leiser Fluch kam ihm über die Lippen, bedacht darauf, dass die Kinder es nicht hören konnten, als er sich die Finger am Rost verbrannte.
    »Du machst das Gericht doch sonst nur zu speziellen Anlässen.«
    »Wenn du nach Hause kommst, ist es immer ein spezieller Anlass«, antwortete Sam und kühlte seinen Finger unter laufendem Wasser. Die kleinen Härchen auf dem Rücken seines Mittelfingers waren verkokelt und verbreiteten diesen penetranten Gestank nach verbranntem Horn. Am liebsten hätte er weitere Schimpftiraden losgelassen. Stattdessen biss er sich auf die Zunge und hielt sich zurück, da Kinder in diesem Alter bekanntlich alles aufschnappten. Besonders Schimpfwörter.
    Saskia erwiderte nichts auf seinen Einschmeichelungsversuch, aber ihr Blick sagte, dass er sich etwas Besseres einfallen lassen sollte.
    »Also gut«, stöhnte Sam »ich muss in ein paar Tagen weg.«
    »Die Buchmesse war doch schon und die nächste ist erst im Herbst«, sagte Saskia und nahm am Tisch Platz.
    »Es geht diesmal nicht um Bücher«, antwortete er und portionierte das Essen auf den Tellern. Die Kinder stürzten sich regelrecht darauf, wie hungrige Wölfe.
    »Um was geht es dann? Wann musst du weg?«
    »Sagte ich doch, in ein paar Tagen. Ich muss in die Staaten. Hab einen Brief bekommen für eine Einladung zu einem Klassentreffen.« Sam nahm den Brief vom Stapel auf der Theke und überreichte ihn ihr.
    Saskia las ihn, blickte auf als sie fertig war.
    »Nebraska? Jetzt am 16.?«
    »Ist das ein Problem?«
    »Sam, du weißt doch, dass meine Cousine am 17. Juni heiratet.«
    Das ist also der Termin, der mir entfallen ist, dachte Sam zerknirscht.
    Irgendeine Cousine, die er nicht einmal wirklich kannte. Er hatte sie einmal vor zwei Jahren zu Weihnachten gesehen. Aber zu mehr als »Hallo, wie geht´s« hatte es nicht gereicht. Noch dazu war ihr zukünftiger Ehemann Fred ein richtiger Schnarchsack. Mit einer monotonen Stimmlage, wie Sam sie noch nie zuvor erlebt hatte, hatte er allen Anwesenden der Weihnachtsfeier die halbe Nacht hindurch klarzumachen versucht, wie sie ihr Geld gewinnbringend anlegen könnten. Zum Glück hatte es reichlich Eierpunsch gegeben, sodass Sam angeheitert nur noch über Freds Worte lachen konnte und dafür merkwürdige Blicke von ihm erntete.
    Kein Wunder, dass er es sich nicht notiert hatte.
    »Es tut mir leid. Ich habe die Hochzeit total vergessen. Aber ich muss nicht in die Staaten fahren«, sagte Sam etwas enttäuscht und war im Augenblick wirklich bereit, die Reise ad acta zu legen. Das war es dann wohl mit dem Klassentreffen. Bye-bye Flagstaff, hallo Schnarchsack, ich komme.
    Saskia sah ihren Man in die enttäuschten Augen und merkte, dass ihm das Klassentreffen viel bedeutete.
    »Ach was, schon gut, Schatz. Ich fahr mit den Kindern alleine zur Hochzeit. Du hättest dich dort ohnehin gelangweilt.«
    »Bist du sicher?«
    »Aber ja«, versicherte sie ihm aufmunternd. »Komm lass uns essen.«
    Augenblicklich strahlten seine Augen. Manchmal vergaßen Sam und auch Saskia, dass er Amerikaner war und daher noch an seiner Heimat hing. Vielleicht verstand es Saskia, weil sie selbst niemals länger als zwei Wochen von Frankfurt weg war und das reichte schon aus um ihr Heimweh zu bescheren. Sam liebte Deutschland. Aber manchmal überkam ihn die Sehnsucht nach seinem Geburtsland, insbesondere, wenn im Fernsehen ein guter altmodischer amerikanischer Film lief. Auch wenn er sich diese Sehnsucht nie hätte anmerken lassen, so hatte er Saskia noch nie etwas vormachen können. Sie wusste es und sie verstand es. Und dafür liebte er sie.
    »Es sind ohnehin nur ein paar Tage«, sagte Sam entschuldigend zu ihr während dem Essen.
    Saskia schenkte ihm ein Lächeln.
    »Den einen Tag soll sich meine Mutter um die Kinder kümmern, und zur Hochzeitsfeier nehme ich sie sowieso mit. Genieße du deinen Aufenthalt.«
    »Fährst du fort Papa?«, fragten die Zwillinge mit einer Stimme. Es erstaunte die Eltern immer wieder, wie identisch sich die Zwillinge manchmal verhielten. Als wären sie telepathisch miteinander verbunden.
    »Ja, meine Engeln. Aber in ein paar Tagen bin
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