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Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11

Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11

Titel: Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
Autoren: Katie MacAlister
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ich, dass mein Herz wieder schlug; nun raste es
regelrecht, und mir wurde schwindelig von der plötzlichen Blutzufuhr in den
Teil meines Körpers, der sich Gehirn nannte. Obwohl ich reichlich benommen und
verwirrt war, stand meine Entscheidung mit einem Mal fest.
    Ich wollte dem Drang widerstehen, der Gefahr zu entfliehen, wenngleich
es sich dabei um einen sehr starken Impuls handelte, der nicht so leicht zu
bezwingen war. Ich riss meine Hand von dem Geländer los und wimmerte kaum
hörbar vor mich hin, während ich meine Beine zu mobilisieren versuchte, bis sie
endlich einen Schritt nach unten machten.
    „Eins“, sagte ich so leise, dass mich sogar eine zu Boden fallende
Feder übertönt hätte. Dann machte ich noch einen Schritt. „Zwei. Jetzt sind es
nur noch drei Stufen. Und jetzt nur noch zwei.“
    Mein Magen begann zu rebellieren, und ich bedauerte, dass ich nach
meinem Albtraum so viel Wasser getrunken hatte. „Vier. Nur noch eine, Allie.
Das schaffst du!“
    Plötzlich konnte ich nur noch stoßweise atmen, doch ich benutzte den
unregelmäßigen Rhythmus dazu, den Teil meines Gehirns abzulenken, der mir
schreiend befahl wegzulaufen. Dann erreichte ich tatsächlich die letzte Stufe
und blieb vor der Tür stehen.
    Nun spürte ich das, was sich dahinter verbarg, ganz deutlich, auch
ohne dass ich mich dem Raum innerlich öffnen musste. Ich tat sogar genau das
Gegenteil und errichtete so viele Barrieren zwischen meinem Bewusstsein und dem
Wesen, wie ich nur konnte. Aber das nützte nicht viel. Ich nahm einen tosenden
Strudel aus Schmerz, Leid und Qual in diesem Raum wahr, der so gewaltig war,
dass er weder Anfang noch Ende hatte. Und alles war stockfinster. Es gab nicht
den kleinsten Funken Licht. Der Raum war von Hoffnungslosigkeit erfüllt, und
ich musste unwillkürlich an Landkarten aus dem Altertum denken, in die Bilder
von Meeresungeheuern eingezeichnet waren, zusammen mit dem Hinweis: „Hier
lauern Drachen.“
    Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ein Drache in diesem Moment das
weitaus kleinere Übel gewesen wäre.
    Ich zeichnete Schutzsymbole in die Luft, in alle vier
Himmelsrichtungen, beruhigte unter Aufbietung all meiner Kräfte mein von Panik
ergriffenes Gehirn und riss kurzerhand die Tür auf, bevor ich es mir anders
überlegen konnte.
    Der Lichtstrahl meiner Taschenlampe schien die Dunkelheit zunächst gar
nicht durchdringen zu können. Dann wurde ich auf ein leises Tropfgeräusch
aufmerksam und leuchtete nach links.
    Das Licht fiel auf einen Holztisch, und auf diesem Tisch lag eine
dunkle Gestalt, eine große dunkle Gestalt; eine menschliche, um genau zu sein.
Als ich zögernd einen Schritt in den Raum machte, wurde mir plötzlich alles
klar, und ich ließ meine Tasche fallen und stürzte auf den Tisch zu. Es war der
Mann aus meinem Traum, der Mann, der eines furchtbaren Todes gestorben war.
Sein Geist war hier, gefangen in diesem Raum, und litt Höllenqualen, während er
darauf wartete, dass ihn jemand von seinen irdischen Fesseln befreite. Und
dieser Jemand war ich.
    „Ach, du Armer“, sagte ich und rang die Hände, als ich mich über ihn
beugte. Ich wollte ihn berühren, aber ich wusste, dass ich den Kreis nicht
brechen durfte. Obwohl seine Augen nicht offen waren wie in meinem Traum,
spürte ich, dass er mich wahrnahm. „Keine Sorge, ich bin ein Profi. Ich werde
dir helfen, damit du endlich Frieden findest. Au Mann, das Blut sieht wirklich
echt aus. Du musst furchtbar gelitten haben, bevor du gestorben bist. Halte
noch ein wenig aus! Ich hole schnell mein Buch und kümmere mich um dich!“
    Ich lief zu meiner Tasche und nahm mein Notizbuch, die Kreide und das
Ginsengpulver heraus, das mir ein befreundeter Hexenmeister für
Befreiungsrituale empfohlen hatte. Dann ging ich wieder zu dem Tisch, von dem
das Blut leise auf den Boden tropfte.
    „Ah... Befreiung eines Geistes, Befreiung eines Geistes, wo stand das
noch mal? Ich hab es doch... Ach, hier ist es!“ Ich klemmte mir die
Taschenlampe unters Kinn und entkorkte mit der einen Hand das
Ginsengfläschchen, während ich mit der anderen über dem Geist ein Schutzsymbol
in die Luft malte. Der arme Mann konnte wirklich jede erdenkliche Hilfe
gebrauchen.
    Während das Blut unaufhörlich weitertropfte, verstreute ich etwas
Ginsengpulver über dem Geist, woraufhin mir sofort die Nase kribbelte.
    „Geh weg!“
    Ich sah von meinem Notizbuch auf und starrte den Mann an, der vor mir
auf dem Tisch lag. Hatte er gerade etwas gesagt, oder ging meine
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