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Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11

Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11

Titel: Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
Autoren: Katie MacAlister
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mache weiter mit der Befreiungsformel,
okay?“
    Der Geist verdrehte genervt die Augen, was sehr echt aussah, stützte
sich auf einen Ellbogen und sah mich finster an. Ich trat einen Schritt zurück,
weil ich befürchtete, er könne mir zu nah kommen. Wenn ich seinen ätherischen,
obschon sehr lebendig wirkenden Körper berührte, war sein Kreis gebrochen.
    „Ich habe dir gesagt, du sollst verschwinden. Was ist daran so schwer
zu verstehen? Ich sagte, du sollst gehen, und du nickst nur und machst mit
deiner albernen Befreiungsformel weiter. Ich will nicht von dir befreit werden!
Ich will, dass du dieses Haus verlässt, und zwar sofort!“
    „Du bist ein ziemlich unhöflicher Geist“, erwiderte ich und drohte ihm
mit meinem Notizbuch.
    „Ich bin kein Geist!“
    Ich schnaubte. „Und ob! Du liegst hier und verlierst Blut, weil man
dich vor deinem Tod einer abscheulichen Folter unterzogen hat. Ich erkenne
einen Geist, wenn ich ihn sehe, und du kannst mir glauben, du bist tot. Ex und
erledigt. Eine Leiche!“
    Nun knirschte der Geist tatsächlich mit den Zähnen. Es war schon
erstaunlich, wie groß der Unterschied zwischen dem Geist eines Menschen und dem
durchsichtigen Katzengeist war. Dieser Mann sah so echt aus, dass ich mich sehr
am Riemen reißen musste, um die Hände von ihm zu lassen. „Ich sage es nur noch
ein Mal: Ich bin kein Geist. Ich muss nicht befreit werden. Ich will deine
Hilfe nicht. Ich will, dass du mich allein lässt und dahin gehst, wo du hergekommen
bist. War das deutlich genug?“
    „Ich bin Beschwörerin“, sagte ich würdevoll.
    „Toll! Dann beschwöre irgendwo anders!“
    „Ich kenne mich mit Geistern aus. Okay, du bist vielleicht der erste
richtige menschliche Geist, der mir begegnet, aber ich kenne mich trotzdem mit
Geistern aus. Es kommt häufig vor, dass die Verstorbenen sich nicht ganz klar
über ihren Status sind. Das lernt man in der Beschwörerschule als Erstes: dass
nicht alle Geister bereit sind, sich einzugestehen, dass sie tot sind. In diese
Kategorie gehörst du offensichtlich. Und wenn du jetzt ein paar Minuten still
bist, beende ich das Befreiungsritual und du kannst fröhlich weiterziehen.“
    Der Geist sprang vom Tisch und baute sich wütend vor mir auf. Ich
schaute unwillkürlich auf die Stelle, von der das Tuch heruntergefallen war.
    „Öh...“, machte ich. Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf. Er
knurrte irgendetwas und hob rasch das Tuch vom Boden auf, um es sich um die
Hüften zu schlingen. „Bei allen Heiligen, wirst du mich wohl in Frieden
lassen?“ Seltsamerweise verlor seine schöne samtige Stimme nichts von ihrem
Charme, obwohl er mich anbrüllte.
    Ich hasste es allerdings, angeschrien zu werden. Es erinnerte mich an
die Zeit, als ich verheiratet gewesen war und nicht genug Grips besessen hatte,
um zu wissen, dass ich mich weder beschimpfen noch körperlich misshandeln
lassen musste.
    Daher reagierte ich immer etwas gereizt, wenn jemand auf mich losging.
„Das versuche ich doch gerade! Ich will dir Frieden schenken, du blödes
Gespenst! Und jetzt leg dich wieder hin und halt den Mund!“
    Als er vom Tisch gesprungen war, hatte ich mein Notizbuch abermals
fallen gelassen, und ich bückte mich rasch, um es aufzuheben. Dabei amüsierte
ich mich insgeheim über den fassungslosen Gesichtsausdruck des Geists. Doch
meine Belustigung war dahin, kaum dass ich das Notizbuch in der Hand hielt. Es
war nass und klebrig, und als ich es aufschlug, merkte ich, dass meine Finger
überall rote Flecken hinterließen.
    Rote Blutflecken.
    Ich starrte meine Hände an, dann fiel mein Blick auf den Boden, wo
sich das Blut des Geists gesammelt hatte.
    „Was ist... Ist das Ektoplasma?“
    Der Geist hob verzweifelt die Hände. „In meinem ganzen Leben ist mir
noch nie jemand so auf die Nerven gegangen wie du! Nein, das ist kein
Ektoplasma!“
    Ich fuhr mit dem Finger über einen nassen Fleck auf meinem Notizbuch,
dann betrachtete ich nachdenklich eine der blutenden Schnittwunden auf seiner
Brust. Zögernd streckte ich die Hand aus und tippte ihn mit dem Zeigefinger an.
Seine Haut fühlte sich warm an, wie weicher Samt auf Stahl, und ich verspürte
sofort das Verlangen, ihn noch einmal zu berühren.
    Doch dann wurde mir bewusst, was das überhaupt bedeutete. Ich stutzte.
Ich schluckte. Ich räusperte mich. „Du bist gar kein Geist!“
    Der Mann, der kein Geist war, atmete schwer, und umso heftiger
bluteten seine Wunden.
    „Nein, ich bin kein Geist“, bestätigte er mit
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