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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer
Autoren: Karina Cooper
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Problem erledigt, ehe es überhaupt aufgetreten wäre.« Verzweiflung tränkte seine Stimme, als Caleb bitter fortfuhr: »Geplant war, dass ich die Geschehnisse aufhalte, die ich in meinen Visionen gesehen habe.«
    Ruckartig hob Jessie den Kopf, schlug mit dem Hinterkopf gegen den Stein des Pfahls. Sie lachte über sich selbst. Aber die unverkennbare Hysterie darin ernüchterte sie schlagartig. »Scheiße!«, fauchte sie. »Zur Hölle damit! Caleb, Herr im Himmel, hör dir doch mal selbst zu!«
    »Feuer und Tod«, entgegnete Caleb leise. »Schau, wo wir gelandet sind, schau, was um uns herum geschieht!«
    Jessie schüttelte den Kopf. »Sag mir einen Grund, einen einzigen, warum ich dir noch ein einziges Wort glauben sollte.«
    »Brüder und Schwestern!« Curio hob die Arme. Jessie blickte zu ihm hinüber und erstarrte. Der Mann wirkte wie ein Riese, der alle hier überragte. Feuer und Schatten, die die Augen täuschten, nichts weiter also als ein paar ganz normale Zaubertricks, Hexenvarieté. Aber Jessie schlug das Herz bis zum Hals, während übernatürlicher Schrecken nach ihrem Verstand griff. »Lasst uns beginnen!«
    Müde lehnte Caleb den Kopf gegen den Pfahl. Der Stein zischte. »Alles, was ich getan habe, sollte zum Besten aller sein«, sagte er, und seine Erschöpfung war ihm anzuhören. »Jeden Handel, den ich eingegangen bin, jede Seele, die ich gebunden, jedes Ritual, das ich durchgeführt habe. Jede Lüge.« Er wandte den Kopf. Im Augenwinkel sah Jessie seine hohen Wangenknochen, sein Profil. »Das hast du mich gelehrt.«
    Jessie schloss die Augen. »Ich habe dich gelehrt, Entscheidungen zu treffen, die gut sind und zu Gutem führen«, widersprach sie. Aber kaum dass ihr die Worte über die Lippen waren, sackte Jessie innerlich in sich zusammen.
    Sie hatte ihn zu lügen gelehrt. Dass der Zweck stets die Mittel heiligt, in all der Zeit, da sie stehlen mussten, um nicht zu verhungern. Sie hatte ihn gelehrt zu lügen, um zu überleben.
    Tränen liefen ihr über die Wangen, und das Salz brannte in den Wunden in ihrer Haut. »O Gott!«, brachte sie zwischen Schluchzern heraus. »Es tut mir so leid, Cale. Es tut mir so schrecklich leid! Mama wäre sicher sehr enttäuscht von uns.«
    »Nein.« Wütend kämpfte Caleb mit seinen Fesseln. Es gelang ihm, mit seiner Schulter die seiner Schwester zu berühren. »Nein. Du bist unglaublich, Jessie. Und dieser dämliche Scheißkerl von einem Hexenjäger hätte dich nie gehen lassen dürfen. Wenn er dich nicht hätte gehen lassen, wärst du jetzt nicht hier. Du wärst immer noch in Sicherheit, und ich hätte dich nicht … Verflucht noch mal, Jessie, ich habe dir doch gesagt, du sollst weg von mir bleiben!«
    Jessie öffnete schon den Mund, um zu widersprechen. Mit ihrem kleinen Bruder zu streiten, ihn zu fragen, woher er das alles wusste. Um Silas zu verteidigen. Dann aber klappte sie den Mund wieder zu. Gänsehaut lief ihr über den ganzen Körper.
    »Du warst es, der versucht hat, ihn umzubringen.«
    Einen Herzschlag lang schwieg Caleb. Dann entgegnete er ruhig: »Ja. Und, nein, es tut mir kein bisschen leid«, setzte er gleich tonlos hinzu. »Aber ich habe nicht gewusst, dass du bei ihm bist.«
    Jessie verzog den Mund. »Das macht es kein Stück besser!«
    »Herrgott noch mal, Jessie!« Sein Tonfall wurde schärfer. »Ich schwöre dir, ich hatte einen guten Grund. Ich musste es tun. Um den da, Curio, aufzuhalten. Um das hier aufzuhalten!«
    »Was meinst du mit ›das hier‹?«
    »Die Ernte«, meinte Caleb knapp. Dann fuhr er fort: »Erinnerst du dich an den Tag, an dem Mama gestorben ist? Daran, wie ich ihre Gabe von ihr geerbt habe, ihre Gabe auf mich überging? Das ist es, was Curio will. Er will unsere Gaben, unsere Magie. Er will meine Prophezeiungen und deine Fähigkeit zu sehen. Dies ist der Aufstieg einer Macht, die diese Stadt in die Knie zwingen wird. Schon in ein paar wenigen Jahren wird der Zirkel der Erlöser die Welt verändern.«
    »Freiheit«, schoss Jessie zurück. »Genau das war es doch, was du unbedingt wolltest!«
    »Das ist keine Freiheit, Jess«, erwiderte er müde. »Es wird nur ein Tyrann gegen den anderen ausgetauscht. Das Buch, in dessen Besitz Curio ist, bindet mehr Macht in seinen Seiten, als der Zirkel in seiner Gesamtheit überhaupt besitzt. Diese Macht hat ihn … vergiftet, er ist besessen davon. Sie alle sind davon besessen.«
    Jessies Kiefermuskeln arbeiteten. Schließlich holte sie tief Luft und kämpfte den Schmerz nieder, der
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