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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer
Autoren: Karina Cooper
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Schulter und einem Wink befahl der Hexer, der sich als Missionar getarnt hatte, zwei seiner Untergebenen zu sich. Zwei Frauen wateten durchs Wasser; ihre Gesichter verrieten Ehrfurcht. Jede der beiden trug etwas in der Hand. Eine Kerze, ein Buch, das in ein langes, wallendes Stück Stoff eingeschlagen war. Und noch etwas. Vor Angst setzte Jessies Herzschlag aus.
    Jede hatte ein Messer.
    Jessies Blick zuckte hoch, hinauf zu Calebs Gesicht. Zu ihres Bruders Gesicht. »Du weißt doch sicher, dass dein verehrter Zirkelmeister ein Hexenjäger ist, oder?«
    »Natürlich. Wo sonst als bei den Missionaren hätten wir die Informationen finden können, die wir brauchten?«
    Calebs Stimme war völlig ausdruckslos, sein Ton so nüchtern und sachlich, dass Jessie zusammenzuckte. Ganz plötzlich verdrängte Entschlossenheit die Angst in ihren Zügen. »Ganz schön dreist«, meinte sie mit einer gewissen Anerkennung, aber ihr Tonfall verriet ihre Wut. »Mit der Kirche unter einer Decke zu stecken, meine ich.«
    »Nein«, widersprach Caleb. Schwer lag seine eine Hand auf Jessies Schulter, während er um sie herumging. Er griff sich ihren einen Arm, legte ihr eine Schlinge ums Handgelenk und zog das Seil fest. Jessie wollte sich losreißen, aber das Seil schnitt ihr tief ins Fleisch. Es brannte sich förmlich hinein. »Curio hat dafür gesorgt, dass die Kirche nicht merkt, dass sie an der Nase herumgeführt wird.«
    An der Nase herumgeführt werden. Als ob das Ganze ein Kinderspiel und mit einer paar einfachen Lügen zu bewerkstelligen gewesen wäre. Jessie schüttelte den Kopf. »Warum?«, wollte sie wissen und erschauerte. »Ist es meine Schuld? Was habe ich falsch gemacht? Habe ich irgendwie einen Keil zwischen uns getrieben?«
    »Nein.«
    Jessie kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an und verrenkte sich fast den Hals, um den Blickkontakt zu ihrem Bruder nicht zu verlieren. »Dann erklär es mir! Sag mir, was so viel mehr wert ist als deine Schwester!«
    Ein Blick aus meerblauen Augen bohrte sich tief in Jessies Blick. »Macht«, erklärte Caleb ohne jegliche Emotion. »Kontrolle. Die Ketten abzuschütteln, die die Kirche uns angelegt hat. Frei unserer Wege zu gehen, wie wir es gewohnt waren, und den Orden von der Spitze bis zur Basis in seine Bestandteile zu zerlegen.«
    Jessie klappte die Kinnlade herunter. Einen Augenblick lang fand ihr Verstand keine Worte. Sie mühte sich nur, dem Gehörten einen Sinn abzuringen. Versuchte, den Bruder, den sie aufgezogen hatte, in dem Mann wiederzuerkennen, der vor ihr stand.
    Es wollte Jessie nicht gelingen. Nichts passte: diese Stimme nicht, sein Gehabe nicht, sein Blick nicht, nichts.
    Wut stieg in ihr auf, Trauer und schließlich eine letzte, sehr starke innere Bewegung: Alles in ihr sträubte sich, es könnte wahr sein, was sie gehört hatte. Durch zusammengebissene Zähne zischte sie Caleb an: »Du lügst! Das ist nichts als Lüge!«
    Calebs Hände traten in Aktion, zurrten das Seil fest, mit dem er seine Schwester an den steinernen Pfahl band. Er tat es schweigend. Hinter ihm stellte Curio die Kerze auf ein hohes, blankpoliertes Holzpodest. Er hob eine Hand, und falls Jessie geglaubt hatte, es wäre still im Park um sie herum gewesen, lernte sie jetzt eine neue Dimension von Stille kennen. Totenstille.
    Der Zirkelmeister faltete die Hände und entzündete lautlos zwischen seinen Fingern eine magische Flamme.
    Ein ganz banaler Trick. Jeder Magiebegabte konnte das.
    Jessies Blick ging über Calebs Schulter hinüber zu den Hexen und Hexern, die sich um den Teich und die Insel versammelt hatten. Jessie sah verzückte Gesichter. War es möglich, dass von diesen Magiebegabten hier niemand den simplen Feuertrick kannte?
    Langsam führte Curio die Flamme, die auf seinen Fingern tanzte, an den Kerzendocht. Ein gedämpfter Knall, ein Zischen, heiß, energiegeladen, und dann, urplötzlich, war Jessies Mund trocken vor Angst.
    Die Flamme tanzte von Curios Fingern und der Kerze durch den ganzen Park. Überall detonierten orangerote Feuerbälle, und hohe Feuer mit gleißend blauen Flammenzungen in ihren Herzen schickten Funkenregen in die Höhe. Heiser und wild jubelten Hexen und Hexer, während Curio seine Hände zum Gebet faltete. Er hat sich sogar in eine Magier-Robe geworfen, dachte Jessie, mit allem Samt und Edelsteingepränge.
    Dieser ganze Zinnober für ein bevorstehendes Ritual. Das war alles gar nicht nötig.
    Der Zirkelmeister, das war Jessie klar, musste seinen Zirkel nicht
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