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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer
Autoren: Karina Cooper
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Grenze, noch Schmerzen zu fühlen.
    Jessie schrie. Er konzentrierte sich ganz darauf, ließ sich davon antreiben, vorwärtstreiben. In Wut bringen. Seine Frau schrie.
    Das Blut, das bereits seine Unterarme entlanglief, machte es zu einer verflucht schlüpfrigen Angelegenheit, den festen Griff um den Stahl zu behalten. Silas grunzte vor Anstrengung, aber bekam den nächsten Träger zu packen. Dann den nächsten. Unter ihm prasselten Feuer, knackten Holzscheite in der Hitze der Flammen. Hexen und Hexer – zur Hölle mit ihnen allen! – sangen.
    Jeder Muskel schmerzte, bis zum Zerreißen angespannt. Aber Silas quälte sich weiter, forderte noch mehr von seinem reichlich strapazierten Körper. Er musste schneller werden. Das Herz hämmerte ihm in der Brust, als er den kleinen Teich unter sich sah.
    Das war seine Chance!
    Er würde keine zweite bekommen.
    Silas spannte die Schultern an. Langsam, ganz langsam winkelte er Arme anders an, löste er Finger, veränderte den Griff um den Stahlträger. Mit einem Blick maß er die Entfernung zwischen seinen Füßen und dem schäumenden, schmutzigtrüben Wasser. Er käme ziemlich genau hinter der Steinsäule auf, an der Jessie in ihren Fesseln hing.
    Genau vor Caleb Leigh.
    Der Luxus einer Waffe war Silas leider nicht vergönnt.
    Wenn bei diesem seinem beschissenen, voll improvisierten Plan auch nur irgendetwas klappen sollte, musste Silas in einem Stück auf dem Boden aufkommen. Wenn er erst einmal unten wäre, ergäbe sich der Rest von selbst. Silas atmete tief durch, dann zwang er seine Finger loszulassen. Sein Magen machte Anstalten, ihm die Kehle hinaufzukriechen, als Silas fiel wie ein Stein.
    Es tat scheißweh. In seinen Knien explodierte Schmerz in einer Schockwelle, das Wasser verhinderte, dass Silas sich ordentlich abrollen konnte. Mit Ellenbogen und Schulter rammte er den Grund des nicht sonderlich tiefen Teichs.
    Aber das hatte Silas erwartet. Er zwang sich auf die Füße, bereit, sich gegen die Hexen und Hexer zu verteidigen, die ihn hatten vom stählernen Himmel fallen sehen und ihn nun angreifen würden.
    Was er nicht erwartet hatte, war der Donnerschlag, den es tat.
    Ein Feuerball detonierte in der Luft, eine Druckwelle lief über die Menge hinweg, durch sie hindurch, entlud Hitze und gewaltige Kräfte. Schrill durchschnitten Schreie aus einer Vielzahl Kehlen den donnerlauten Nachhall der Explosion. Eine Qualmwolke fegte den Gestank nach Chemikalien und verbranntem Fleisch durch den toten Park.
    Die Druckwelle riss Silas von den Füßen. Es warf ihn gegen die künstliche Insel; die scharfe Kante ihrer Betoneinfassung bohrte sich ihm in den Rücken. In seine Rippen.
    Süßer Herr Jesus, ausgerechnet in seine Rippen!
    Noch eine Explosion, ein weiterer Feuerball an einem anderenEnde des Parks. Noch mehr Schreie. Aber die Hexen und Hexer, die es nicht von den Beinen gerissen hatte, die sich nicht einschüchtern ließen, sangen weiter. Ihre Stimmen wurden schriller, der Ton schärfer.
    »Silas!«
    Jessies Stimme – schrill und voller Panik, heiser.
    Silas rollte sich zur Seite, war sich schmerzhaft jedes geprellten Muskels, jeder Abschürfung und jeder Schnittwunde bewusst. Triefend vor Nässe, behängt mit glitschigen Algen und weiß Gott sonst noch was, zog Silas sich auf die Insel, rollte sich auf den Rücken und wischte sich Schweiß und Wasser aus den Augen.
    Dann bemerkte er, dass tiefblaue Augen in einer Maske aus Blut ihn musterten.
    »Silas Smith.« Caleb Leigh klang müde. Mehr als müde. Erschöpft, aller Kraft beraubt.
    Silas’ Lippen kräuselte ein böses Lächeln.
    »Da steckt ein Dolch in meinem linken Stiefel«, sagte Caleb und schnitt ab, was immer Silas hatte sagen wollen. Caleb hielt ihm das Bein hin. »Spar dir den hehren Scheiß, den du absondern wolltest, und sieh zu, dass du Jessie hier herausbringst! Curio wird sich nicht ewig ablenken lassen.«
    »Caleb, nein …!« Das war Jessies Stimme.
    Silas packte den Fuß des Mannes, schob dessen Hosenbein hoch und hinterließ blutige Fingerabdrücke auf dem Schaft des silbernen Dolchs. Der Dolch war viel zu hübsch, um als bloße Stichwaffe durchzugehen.
    Es war ein Athame, der zeremonielle Dolch eines Hexers. Wie viele Menschen hatte Caleb Leigh mit dieser Klinge getötet? Sie aufgeschlitzt wie ein Stück Vieh?
    Silas riss den Dolch heraus, sprang auf die Füße. Matt glitzerte die silberne Klinge im Feuerschein, als er sie Caleb an die Kehle drückte. »Gib mir nur einen guten Grund!«, knurrte
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