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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer
Autoren: Karina Cooper
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ihrem Verstand die vielen kleinen Rädchen.
    Verdammt, Silas konnte sie förmlich Funken sprühen sehen!
    Schließlich verzog Jessie den Mund mit den schön geschwungenen, vollen Lippen. Bitterkeit und Resignation. »Sie sind der Mann mit der Marke. Das heißt ja dann wohl, dass ich keine andere Wahl habe, oder?« Sie trat mit einem schwarzen Stiefel gegen das Armaturenbrett. Silas zuckte zusammen. Sie bemerkte es nicht. »Schön. Was wollen Sie von mir?«
    »Antworten.« Silas lächelte nicht.
    Das war verdammt zu einfach gewesen.
    Die Schwester eines Hexers. Sobald die Mission sie in den Fingern hätte, wäre sie so gut wie am Arsch.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Na, dann schießen Sie mal los mit Ihren Fragen!«
    »Heute Abend nicht mehr. Viel zu spät dafür. Wohin soll ich dich fahren?« Er blickte sie an. »Ich hol dich dann morgen früh wieder dort ab.« Den Teufel täte er. Er würde die ganze Nacht über draußen vor ihrer Bleibe im Wagen kampieren und könnte die Wohnung dann später, sofern nötig, immer noch filzen.
    Jessie schlug die Augen nieder. Während sie aufmerksam das blutbefleckte Taschentuch in ihren Händen studierte, beschatteten ihre langen Wimpern die Wangen. »Ich habe keine Bleibe oder so was.«
    »Und wo schläfst du?«
    »Wo immer ich Platz finde«, erwiderte sie und hob das Kinn.
    Dieser stille, eigensinnige Funken Stolz traf auf etwas Bekanntes in Silas’ Erinnerungen, auf eine Art von Mitgefühl, das sich tief in seinem Herzen regte. Verfluchte Scheiße! Keinen Platz zum Schlafen? So viel zumindest schuldete er Jessie.
    Rasch, ehe er es sich anders überlegen könnte, umfasste er das Lenkrad fester und wechselte wieder über mehrere Spuren hinweg die Fahrbahn. Die Maschine unter der Motorhaube brummte. Sorgfältig gewartet, wie sie war, lief sie ruhig und gleichförmig. »Gut, dann weiß ich, wohin.«
    »Ich werde nicht …«
    »Ich habe nicht vor, dir irgendetwas anzutun, Jessie, okay?« Die Dunkelheit, die in der Fahrerkabine herrschte, verbarg sein Gesicht. Rasch warf er einen prüfenden Blick auf das GPS, das festverankert oben auf dem Armaturenbrett saß. »Ich gebe dir mein Wort darauf.«
    Alles, was Silas neben dem pochenden Schmerz in Knie und Schläfen gerade wahrnahm, war, dass es hier und jetzt mächtig zum Himmel stank.
    Jessie war erleichtert darüber, dass der Hexenjäger nicht nachgebohrt hatte, was ihre vermeintlich fehlende Bleibe anging. Aber Erleichterung kämpfte mit gerechtem Zorn. Dieser verfluchte Scheißkerl wollte sie, Jessie Leigh, dazu benutzen, um ihren kleinen Bruder in die Finger zu bekommen!
    Ihr war schon die Galle hochgekommen, als Agent Smith den Namen ihres Bruders überhaupt in den Mund zu nehmen gewagt hatte.
    Der Typ hatte echt Nerven.
    Allein schon dem Jäger das Leben gerettet zu haben war zum Kotzen! Oder ihn zumindest davor bewahrt zu haben, nach Strich und Faden vermöbelt zu werden. Sie hätte die beiden Arschgeigen in dieser dreckigen Gasse sich einander die Knochen aus dem Leib prügeln lassen sollen, verdammt!
    Und trotzdem, obwohl er der Feind war ihr Feind, Calebs Feind! , konnte sie nicht verhindern, dass ihr Blick immer wieder zur Fahrerseite, zu ihm, Silas Smith, hinüberhuschte. Dieser Typ besaß echt Ausstrahlung, das musste sie ihm lassen. Er füllte den Raum in einer Art und Weise aus, dass Jessie das Gefühl hatte, nicht mehr genug Luft zu bekommen.
    Jeder Atemzug, den Jessie machte, schmeckte nach altem Leder, rostigem Metall und etwas noch Wärmerem. Etwas ausgesprochen Männlichem. Silas Smiths Hände waren rau, narbig, seine Gesichtszüge scharf geschnitten, lebenserfahren, selbst seine Kleidung wirkte nicht ab-, sondern eingetragen. Jessie hatte mehr als nur eine Vermutung darüber, wie der muskulöse Körper unter Jacke und Shirt aussähe.
    Ein stahlharter Mann mit einem gestählten Körper in Kleidung, aus der man leicht hinaus- und wieder hineinkam. In der man – so ermahnte sich Jessie selbst scharf, und die Ermahnung war nötig – auch leicht töten konnte. Wahrscheinlich saß sie gerade auf den letzten Spuren, die von einem seiner armen Opfer noch übrig waren, jetzt in diesem Moment, während sie über all das nachdachte.
    Aber Silas Smiths Hände wirkten stark, geschickt. Beschützerhände. Jessie beobachtete, wie er das Lenkrad hielt und den Wagen steuerte,bewunderte die Sicherheit, die Leichtigkeit, mit der er das tat. Sie betrachtete die Lederschnur um sein Handgelenk und die auf Hochglanz polierten
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