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dark canopy

Titel: dark canopy
Autoren: Jennifer Benkau
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erhaschen, die gleich gehetzt werden würden, schlimmstenfalls bis in den Tod. Ein Durchkommen schien unmöglich und zu allem Unglück hatte man die Soldaten bereits durch das Tor hindurchgeführt. Matthial sah die kleine Traube umringt von Percent-Wachen am Waldrand stehen. Zu weit weg, um ihnen noch etwas zuzurufen.
    Verdammt, es war fast so weit! Das Chivvy würde gleich beginnen und ihm blieb keine Möglichkeit mehr, Joy zu warnen. Er musste zurück an seinen Posten und retten, was zu retten war. Er musste wenigstens Josh warnen. Sein Bruder war der Einzige, dem er noch vertraute, und er hatte ihn mit ihrem verräterischen Hundesohn von Vater allein im Wald gelassen.
    Matthial schlug sich die Hände vor die Schläfen. Er hatte sich zwischen all den glotzenden Menschen völlig verirrt. Alles war falsch, es gab keine Richtung mehr, die nach Hause führte. Was sollte er tun?
    Ein Mann stieß ihn an, wies mit dem Daumen in eine unbestimmte Richtung. »Da guck, da hocken sie«, grollte er. Eine Woge aus altem Alkoholgeruch und faulem Atem schwappte aus seinem Mund direkt in Matthials Gesicht. »Hocken da und essen, trinken und feiern, bevor sie unsere Jungens hetzen wie Mutantratten.«
    »Die Percents?«, fragte Matthial.
    »Eben die. Mein Junge ist dabei, bei den Soldaten. Wenn dem was passiert, dann hab ich mir geschworen, dass es Rache gibt. Ist mir dann alles egal, verstehst du? Hab sonst eh keinen mehr, für den es sich lohnt, nicht tot umzufallen.«
    »Tut mir leid«, sagte Matthial, aber seine Gedanken waren längst woanders. »Wo, sagtest du, sind die Percs?«
    Der Mann zeigte ihm die Richtung. Matthial sah nichts, es standen zu viele Menschen um ihn herum. »Danke!«, rief er, dann wühlte er sich durch die Massen.
    Scheißidee, dachte er. Aber die einzige, die er hatte. Doch würde er Neél wiedererkennen, diesen Perc, dem Joy vertraute? Er musste, es gab keine Alternative. Joy war verloren, wenn sie nicht gewarnt wurde, und außer dem Percent konnte das nun niemand mehr. Vielleicht ritt er sie auch nur noch tiefer in den Mist. Dass Joy dem Kerl vertraute, musste rein gar nichts heißen. Matthial traute ihm jedenfalls nicht. Doch die andere Option war, nichts zu tun, und das kam nicht infrage. Wenn er nur mehr Zeit gehabt hätte. Zeit, um die Möglichkeiten abzuwägen, die Motive zu beleuchten und die Glaubwürdigkeit zu prüfen. Zeit für einen Plan.
    Er schob die Gedanken wie die herumstehenden Leute zur Seite und bahnte sich seinen Weg zu dem abgetrennten Bereich, wo er die Percents vermutete. Brusthöhe, mobile Lattenzäune umsäumten ein paar niedrige Tische, an denen die Varlets mit den roten Westen saßen und von anderen bewirtet wurden. Tatsächlich schien man diese Bastarde vor der Jagd euphorisch zu feiern. Matthial sah zum Überlaufen gefüllte Gläser sowie buttertriefendes Gebäck, reife Früchte und kalten Braten, auf Platten angerichtet. Er ließ seinen Blick über die Percents schweifen, aber diesen Neél erkannte er nicht unter ihnen. War er überhaupt hier? Matthial pfiff laut durch die Zähne. Ein paar Gesichter wandten sich ihm zu. Jemand gab einem Wachmann ein Handzeichen, das vermutlich bedeutete, der menschliche Störenfried solle augenblicklich entfernt werden. Aber einer der Rotwesten erhob sich, winkte die Wache fort und kam zum Zaun.
    Wortlos starrte er auf Matthial herab. Die Muskeln des Percents spielten, seine Haut zitterte, als er Witterung nahm und höchstwahrscheinlich panische Angst roch. Um den Mund spielte ein herablassendes Lächeln. Die Augen waren kalt und Grau wie Bomberland im Winter. Das ganze Geschöpf strahlte düstere Bedrohung aus.
    »Bist du Neél?«, fragte Matthial. Er räusperte den belegten Klang von seiner Stimme, als der Percent nickte. »Joy vertraut dir.«
    »Du kommst, um mir das zu sagen?« Neéls Lächeln wurde breiter und zugleich härter - grausamer -, aber ein Hauch von Nervosität überschattete nun seine Augen. Als spürte er die Grausamkeit selbst. Verbittert ist er, schoss es Matthial durch den Kopf. Er registrierte feuchte Flecken auf Neéls Hose und hätte schwören können, dass es Gebrannter war, kein Gebrauter oder süßer Wein, wie die anderen ihn tranken.
    »Du musst ihr helfen.«
    Im selben Moment erhoben sich die anderen Varlets. Irgendjemand rief: »Neél, es geht los, komm schon!« Und mit einem Mal hatte Matthial die volle Aufmerksamkeit des Percents.
    »Was willst du damit sagen?«
    »Sie steckt in Schwierigkeiten. Unsere Pläne
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