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dark canopy

Titel: dark canopy
Autoren: Jennifer Benkau
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...« Er bekam es kaum über die Lippen, »... sie sind hinfällig. Wir hatten einen Verräter unter uns.«
    Neél warf den Kopf herum. Sein düsterer Blick verfing sich in den Augen eines anderen Varlets, seine Lippen flüsterten einen Namen. »Giran. Ich hätte es ahnen müssen.«
    Die anderen setzten sich in Bewegung. Sie verließen den abgesteckten Bereich und traten durch eine Gasse, die die Menschen bildeten, zum Tor. Neél sah ihnen nach, schweigend. Doch dann wandte er sich um und folgte ihnen.
    »Neél«, flüsterte Matthial. »Du wirst ihr doch helfen, oder?«
    »Ich kann nicht.«
    »Was soll das heißen?« Glühende Wut durchfuhr Matthial wie ein Pfeil. »Du hast sie in diese Situation gebracht. Es ist deine Schuld. Sag nicht, du könntest ihr nicht helfen!«
    Neél ging einfach weiter. Matthial hielt sich in seiner Nähe, drückte sich an den Menschen vorbei. Stieß und wurde gestoßen. Drängelte. Beharrlich hielt er sich neben Neél und suchte seinen Blick.
    »Du bist es ihr schuldig!«, rief er immer wieder. »Du bist es ihr schuldig.«
    Endlich wandte der Percent ihm das Gesicht zu. »Sie würde es nicht wollen«, sagte er und dann trat er durch das Tor und Matthial musste in der Stadt Zurückbleiben. Gefangen.
    Mit ohrenbetäubendem Jubel eröffneten die Fanfaren das Chivvy. Ihre Töne fraßen sich in seine Gehörgänge wie Schreie. Hektisch blickte er sich um. Er stand inmitten einer Menschenmasse, wurde von den drängelnden Schaulustigen in Wogen hin und her geschoben und hatte das Gefühl, zwischen diesen dummen, ahnungslosen Städtern zu ertrinken. Er musste fort hier, nur schnell weg, und rennen und reiten wie der Teufel.
    Er würde trotzdem zu spät kommen; er konnte nur noch zu spät kommen.

40
    »ich habe auf dich gewettet, joy.«
    Der Waldrand war nah. In meinem geistesabwesenden Zustand spürte ich mich lächeln. Wie oft hatte ich während des Trainings versucht, den Waldrand zu erreichen. Nun würde es mir gelingen, was daran lag, dass das Große Nordtor, an dem das Chivvy begann, nun einmal mitten im Wald, auf einer weitläufigen Lichtung lag. Ich sah es trotzdem als gutes Omen, denn andere Omen gab es nicht.
    In die männlichen Soldaten kam Unruhe. Jemand stieß mich am Arm an und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. Zwei andere umarmten sich kurz. Ich suchte Brads Blick, er sah mich so ernst an, als wäre ich schon tot. Alle wirkten verstört. Andere Emotionen mischten sich darunter und dominierten ihre Gesichter. Entschlossenheit. Angst. Hoffnungslosigkeit. Aber verstört schienen sie alle. Was mochte mein Gesicht aussagen?
    »Es geht gleich los«, sagte irgendwer.
    »Die Percs kommen raus.«
    »Rennt ihr? Oder versucht ihr einen Kampf, um an Waffen zu gelangen?«
    »Gleich. Gleich blasen sie die verdammten Tröten.«
    »Kämpfen? Bist du des Wahnsinns?« Der Mann, der das sagte, war klein, aber sehnig. Narben bedeckten seine linke Gesichtshälfte, um den Kiefer und das Kinn herum war seine Haut so zerstört, dass nicht einmal mehr Bart wuchs. Er kaute permanent, als hätte er etwas im Mund, aber ich sah nichts. »Nimm die Beine in die Hand und schau zu, dass du Land gewinnst, Mann. Gegen die Percs kämpft keiner.«
    »Ich renne auch.«
    »Wohin?«
    »Das sage ich sicher grade dir, damit du mich verpfeifst.«
    »Ich habe nicht einmal ein verdammtes Messer«, meinte ein älterer, vierschrötiger Kerl. Ich nahm seinen Blick, der auf meine Hüfte gerichtet war, durchaus wahr. Es war zu spät, mich abzuwenden.
    Mit zusammengekniffenen Lidern starrte ich ihn an. Meins bekommst du nicht, denk nicht mal dran.
    Er schnaubte. »Also ich hau einen tot und hol mir eine Waffe. Und dann ... und dann sind sie alle fällig!«
    Kopfschüttelnd und mit einem abfälligen Grinsen wandte sich Brad ab, der bisher geschwiegen hatte.
    »He, Brad!«, rief ich, auf einmal von einer seltsamen Sorglosigkeit gepackt. »Was wirst du tun?«
    Sein Grinsen verblasste. »Sterben. Denk ich.«
    Es war keine Frage, aber ich schüttelte trotzdem den Kopf. »Grüß das Jenseits von mir. Ich habe etwas anderes vor.«
    »Wie auch immer. Viel Glück, Joy, du wirst es brauchen.«
    »So weit kommt’s noch«, rief ein anderer mit wässrigen blauen Augen. »Keiner stirbt heute und hier.«
    »Bislang ist noch bei keinem Chivvy keiner totgeschlagen worden«, erwiderte der Kerl, der mein Messer anschmachtete, als sei es ein halb nacktes Mädchen.
    »Vielleicht ... wenn wir uns zusammentun.« Der dickliche Kerl, der das sagte,
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